Spanien schützt sich mit Sprinkleranlagen
Sonne, Dürre und Trockenheit: Die Waldbrandgefahr im Osten Deutschlands steigt
In Deutschland nimmt die Waldbrandgefahr in den kommenden Wochen wieder zu. Vor allem die Regionen im Osten des Landes sind schon jetzt gefährdet. Ein innovatives Konzept aus Ost-Spanien zeigt, wie die Waldbrandgefahr künftig minimiert werden kann.
Der Höhepunkt der Waldbrandsaison wird bald erreicht

Trockenheit, steigende Temperaturen und ausbleibender Niederschlag – in vielen Regionen Deutschlands nimmt die Anspannung in Hinblick auf Feuer in Wald und auf Feldern und Wiesen in den kommenden Wochen zu. Denn: Erfahrungsgemäß erreicht die Waldbrandsaison in den Sommermonaten ihren Höhepunkt. Doch auch schon zum Ende des Frühlings sieht es zum Teil schon wieder gefährlich aus. Deshalb erhöhen einzelne Bundesländer bereits zum Pfingstwochenende wieder ihre Warnstufe. Statt zuletzt Warnstufe 3 - heißt es dann Stufe 4 von 5.
In Sachsen-Anhalt, Berlin und Brandenburg gilt dann ein erhöhtes Risiko. Wetter.de-Metereologe Carlo Pfaff erklärt: „Vor allem in den vergangenen drei Wochen war es im Osten deutlich trockener und deshalb besteht dort ein erhöhtes Risiko. Im Westen hat der Mai das Regen-Soll erfüllt. Hier ist die Waldbrandgefahr geringer.“ Gering bedeutet aber nicht, dass das Risiko komplett ausgeschlossen werden kann. Im Gegenteil: In vereinzelten Landkreisen Baden-Württembergs und Hessens gilt ab Samstag sogar eine hohe Brandgefahr.
Gefahrenbrennpunkt: Brandenburg hebt die Warnstufe an

Nicht die Anzahl der Waldbrände sind das alleinige Problem – vielmehr ist die Größe der Brände verheerend. In Brandenburg spielen zumeist beide Faktoren ineinander. Knapp ein Drittel aller Waldbrände Deutschlands gehen auf dieses Bundesland zurück. So auch im vergangenen Jahr: Insgesamt 523 Brände loderten auf einer Waldfläche von 1426 Hektar.
Die Grundlage für Waldbrände ist in diesem Jahr ähnlich: kaum Niederschlag, steigende Temperaturen, hohe Verdunstung. Daran wird sich in den kommenden Wochen wenig ändern. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr galten in diesem Zeitraum übrigens schon ähnliche Gefahrenstufen. Einen Unterschied erkennt Pfaff aber: „Die vergangenen zwei Jahre waren eher geprägt von einem trockenen Frühling. In diesem Jahr verschiebt sich die Waldbrandgefahr leicht. Der März und April waren im Vergleich zum Vorjahr deutlich niederschlagsreicher.“
Explodierende Munition erschwerte Löscharbeiten

Bleiben wir im Bundesland mit den meisten Waldbränden. Niederschlagswasser kann hier aufgrund der extrem durchlässigen Sandböden kaum gespeichert werden Dazu kommt, dass die Wälder zumeist aus Kiefern bestehen, die große Wassermengen ohnehin kaum speichern können. Diese Faktoren sorgen dafür, dass Brandenburg bundesweit das Land mit der höchsten Waldbrandgefährdung darstellt.
Allein in Brandenburg gehen Experten davon aus, dass ein Großteil der Waldbrände durch Unachtsamkeit, fahrlässige oder gar vorsätzliche Brandstiftung verursacht wurden „Selbstausgelöste Waldbrände sind sehr selten.“, wie der Wetterexperte erklärt. Laut Allianzversicherung haben nur rund fünf Prozent der Waldbrände tatsächlich eine natürliche Ursache. Brennen ganze Waldstücke in Brandenburg oder Sachsen allerdings erst mal, wird es schwierig, die Brände unter Kontrolle zu bringen. Im vergangenen Jahr wurden die Löscharbeiten durch explodierende Weltkriegsmunition deutlich erschwert.
Knapp 60 Prozent der Brände wurden durch Frühwarnsysteme erkannt

Dank modernster Technik kann das Außmaß eines Waldbrands schon im Vorfeld reduziert werden. Die Waldbrandfrüherkennung und -überwachung erfolgt mittlerweile automatisch über ein optisches Sensorsystem. Kleinste Rauchwolken können darüber bereits erkannt und mit einer Genauigkeit von bis zu 100 Meter in 10 Kilometer Entfernung auf einer elektronischen Karte markiert werden. Der Knackpunkt: Nicht jedes Bundesland verfügt flächendeckend über diese Technik.
In Brandenburg überwachen zwei Waldbrandzentralen das Geschehen – allerdings erst ab Gefahrenstufe 3. Mit Erfolg: Knapp 60 Prozent aller Waldbrände in Brandenburg wurden zuerst von den Systemen erkannt.
Meterhohe Sprinkleranlagen: Ein innovatives Konzept aus Spanien
Die Waldbrandgefahr in der Region rund um die spanische Großstadt Valencia ist annähernd vergleichbar mit Brandenburg. Erst im März kämpften die Bewohner hier mit schweren Bränden. Da sich die Gefahrenzeit in den vergangenen Jahren aber zeitlich immer weiter ausdehnt, mussten innovativen Lösungen her: Mit nur wenigen Klicks auf dem Smartphone lässt sich in den Kleinstädten Ribarroja und Paterna ein modernes Brandabwehrsystem namens „Guardian“ aktivieren.
Jeweils 40 rot-weiß-gestreifte Sprinkler-Türme ragen knapp 24 Meter zwischen den Bäumen in den Himmel. Sind sie aktiviert, bilden sie einen Brandschutzwall rund um die beiden Kleinstädte. Das System funktioniert auch automatisch: Im Hintergrund berechnen Algorithmen das Brandrisiko und erkennen, wo die Sprinkler aktiviert werden müssen.
Der „Guardian“ schützt aber nicht direkt im Brandfall – vielmehr verlangsamen die Sprinkleranlagen den Brand und tragen dazu bei, die umliegende Vegetation feuerfester zu machen. Dadurch wird ein Zeitfenster für Evakuierungen geschaffen. Übrigens: Für das System wird kein kostbares Trinkwasser verwendet – lediglich recycletes Abwasser der örtlichen Kläranlage. Eine bislang einzigartige Technologie, die auch für andere Regionen der Welt durchaus interessant sein dürfte.
"Guardian"-Sytsem: Ein Modell für deutsche Wälder?
Ganz günstig ist dieses System aber nicht. Mit circa 5,5 Millionen Euro wird der Gesamtpreis durch die Entwickler angegeben – wenngleich knapp 80 Prozent durch EU-Fördermittel finanziert wurden. Ob der „Guardian“ künftig in deutschen Wäldern zum Einsatz kommt, darf aber nicht allein aufgrund des Preises bezweifelt werden.
Nach Angaben des Herstellers schützt das System knapp 35 Hektar. Allein in Brandenburg sind im vergangen Jahr insgesamt 1426 Hektar Waldfläche Bränden zum Opfer gefallen. Eine derartige Feuer-Wiederstandsfähigkeit auf umliegende Ortschaften auszurichten, düfte schlichtweg ein echtes Mammutprojekt werden.
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(rdr)