Neue Studie weckt Zweifel an Horroszenarien

Sind Supervulkane doch nicht so gefährlich wie gedacht?

von Laura Kranich

Eine Studie US-amerikanischer Klimaphysiker von der Columbia University und dem NASA Goddard Institute for Space Studies kommt zu dem Schluss, dass die oft gefürchteten Eruptionen von sogenannten Supervulkanen wahrscheinlich nicht ganz so schlimme Folgen haben wie häufig vermutet.

Brachte Supervulkan die Menschheit wirklich fast zum Aussterben?

Neandertaler-Nachbildung im LVR-Landesmuseum, Foto: Oliver Berg/dpa
Auch das Aussterben der Neandertaler vor etwa 40.000 Jahren könnte auf die Eruption eines Supervulkans zurückgehen: Die Campi Flegrei bei Neapel.

So wird etwa für die gigantische Eruption des Toba-Supervulkans in Indonesien vor etwa 74.000 Jahren häufig angenommen, dass sie unter anderem durch eine massive globale Abkühlung die Menschheit zeitweise an den Rand des Aussterbens brachte. Die Ergebnisse der neuen Studie wecken daran allerdings erhebliche Zweifel.

Große Eruptionen könnten ganz andere Effekte haben als gedacht

HANDOUT - 14.01.2022, Tonga, Hunga Ha'apai: Über dem Vulkan Hunga Ha'apai steigt in nordöstlicher Richtung eine große Asche-, Dampf- und Gaswolke bis in eine Höhe von 18-20 km über dem Meeresspiegel auf. Der gewaltige Ausbruch eines Untersee-Vulkans vor Tonga im Pazifik war laut Nasa mehrere Hundert mal stärker als die Sprengkraft der Atombombe über Hiroshima. (zu dpa "Nasa: Vulkanausbruch vor Tonga viel stärker als Hiroshima-Atombombe") Foto: Tonga Geological Services/ZUMA Press Wire Service/dpa - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits +++ dpa-Bildfunk +++
Auch die sehr große, explosive Eruption des Hunga Tonga Hunga Ha'apai am 15. Januar 2022 (im Bild eine kleinere Eruption am Vortag) hatte wegen großer Mengen Wasserdampfs, der in die Stratosphäre gelangte, wohl eher einen wärmenden Effekt.

Denn für die nach großen Vulkanausbrüchen häufig beobachtete globale Abkühlung sind Schwefel-Aerosole verantwortlich, die durch explosive Eruptionen bis in die Stratosphäre (also in Luftschichten über 20 und bis etwa 50 Kilometer Höhe) gelangen. Dort können sie über Jahre oder sogar Jahrzehnte verweilen und die Stärke des einfallenden Sonnenlichts deutlich reduzieren, wodurch sich die Erde abkühlt. Für sehr große Eruptionen fanden die Autoren der Studie jedoch heraus, dass dieser Effekt durch zwei dem entgegenwirkende Mechanismen deutlich abgeschwächt oder sogar umgekehrt werden könnte.

Mikroskopisch kleine Partikel sind das Zünglein an der Waage

Denn gelangen besonders große Mengen solcher Schwefelaerosole in kurzer Zeit in die Atmosphäre, nimmt mit hoher Wahrscheinlichkeit die Größe der Aerosolpartikel zu. Dadurch können sie einerseits schneller wieder zu Boden fallen, was die Abkühlung deutlich abschwächt. Andererseits können größere Partikel mehr Sonnenlicht zum Erdboden gelangen lassen, während gleichzeitig die ausgehende Wärmestrahlung relativ dazu stärker auf der Erde zurückgehalten wird. So wird es möglich, dass besonders große Eruptionen möglicherweise sogar eine moderate Erwärmung zur Folge haben könnten.

Tatsächliche Effekte sind nach wie vor schwer zu beurteilen

Da allerdings wegen fehlender Beobachtungen derart großer Eruptionen in der Neuzeit schwer zu bestimmen ist, wie stark diese Effekte einer sich möglicherweise ändernden Partikelgröße wären, schreiben die Studienautoren, dass schwer zu sagen ist, welche Auswirkungen derartige Super-Eruptionen auf das Weltklima hätten. Zudem hängen die genauen Auswirkungen auch von vielen anderen Parametern ab, wie zum Beispiel dem Ort der Eruption.

Eine Supervulkan-Eruption wäre trotzdem kein Spaziergang

Doch obwohl die globalen Auswirkungen womöglich nicht so drastisch wären wie oft behauptet: Die regionalen Auswirkungen und wahrscheinlich auch die Auswirkungen auf die Weltwirtschaft wären dennoch mit ziemlicher Sicherheit katastrophal und auf jeden Fall weltweit zu spüren. Die ganze Menschheit würde zwar wahrscheinlich nicht aussterben, aber unter den Folgen viele Jahre zu leiden haben.

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(ukr)