Eisschmelze in der Antarktis

Weltuntergangsgletscher soll mit einem Unterwasservorhang geschützt werden

Damit der Weltuntergangsgletscher seinem Namen keine Ehre macht, stellen Forscher ihre Ideen vor, wie die Schmelze des Eisriesen aufgehalten werden kann. Ein Brite bringt nun einen Vorhang ins Gespräch.
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50 Milliarden Tonnen Eis pro Jahr verloren

FILE - Ice floats on the Bransfield Strait near the Bernardo O'Higgins Chilean military base in Antarctica, Nov. 23, 2023. A new study suggests that scientists tracking climate change may be underestimating the impacts of rising temperatures. (AP Photo/Jorge Saenz, File)
Rund 50 Tonnen Eis schmelzen am Thwaites-Gletscher jedes Jahr.

Der als Weltuntergangsgletscher bekannte Thwaites-Gletscher in der Antarktis droht abzuschmelzen und könnte damit den Meeresspiegel um rund 65 Zentimeter steigen lassen. Die Sorge ist deshalb so groß, weil der Gletscher bereits circa 50 Milliarden Tonnen Eis während eines einzigen Jahres verliert und das vier Prozent des globalen Meeresspiegelanstiegs ausmacht.

Um das Abschmelzen zu verlangsamen, bringt ein Team aus internationalen Experten eine interessante Idee hervor. Sie möchten eine Art Unterwasservorhang vor den antarktischen Eisriesen bauen. Einer dieser Wissenschaftler ist der britische Glaziologe John Moore (Universität Lappland in Finnland), der im Podcast „Challenging Climate“ erklärt, wie er sich das vorstellt. Dabei nahm er sich die einzelnen, durchsichtigen Plastikstreifen als Beispiel, die in Supermärkten genutzt werden, um die Wärme des Verkaufsraumes von der kalten Luft in den Kühlräumen zu trennen.

Unterwasservorhang hält warmes Wasser fern

Dieser schwimmende Unterwasservorhang müsse etwa 100 oder 200 Meter hoch sein und von einem Betonfundament auf dem Meeresboden gehalten werden. Richtung Wasseroberfläche könnte es von Auftriebselementen gezogen werden, die mit Luft gefüllt sind. Seabed Curtain heißt das Projekt, das sich mit dem Vorhang genauer befasst. Damit würde warme Tiefseeströmung zurückgehalten werden, die zu den Hauptgründen zählt, dass die Gletscher schmelzen. Damit wäre die Gletscherschmelze zumindest verlangsamt und das Eis könnte wieder anwachsen.

Der Unterwasservorhang soll in der Amundsensee errichtet werden, wo er sich in 80 Kilometern Länge zwischen dem Thwaites-Gletscher und dem Pine-Island-Gletscher erstrecken wird. Diese beiden Gletscher stellen zusammen eine Art Barriere für den westantarktischen Eisschild dar. Sollten diese Gletscher weiter schmelzen, könnte der Meeresspiegel um drei Meter ansteigen und Küstengebiete überschwemmen.

Prototyp des Vorhangs bereits in der Entwicklung

Vor einigen Jahren präsentierte der Forscher bereits eine ähnliche Konzeption. Im Jahr 2018 schlug John Moore eine massive Mauer unter den Eisschilden vor, um das Eindringen warmen Wassers zu verhindern. Im Gegensatz dazu plant er jetzt lediglich eine dünnere Barriere, die leicht entfernt werden kann und keine ökologischen Schäden verursacht, jedoch genauso effektiv ist. Die Umsetzung des Projekts könnte jedoch noch Jahre dauern, wie Moore betont, möglicherweise ein Jahrzehnt, während einer seiner Kollegen sogar von bis zu 20 Jahren spricht.

Aktuell arbeiten Wissenschaftler an der Universität Cambridge an der Entwicklung eines Prototyps für den Unterwasservorhang, der zunächst in einem Tank getestet wird und nur etwa einen Meter lang ist. Anschließend werden größere Modelle entwickelt und getestet, um die Machbarkeit der Idee zu überprüfen. Noch in diesem Jahr sind Experimente mit verschiedenen Unterwasservorhang-Modellen im Fluss Cam in der Nähe der Universität geplant. Wenn diese Tests erfolgreich laufen, sollen weitere Tests in einem norwegischen Fjord folgen, bevor die Technologie für den Einsatz in der Antarktis bereit ist.

Günstiger als Küstenschutzanlagen

50 Milliarden Dollar soll es direkt am Thwaites-Gletscher kosten. Dazu kommen unter anderem noch Kosten für die Forschung: Moore spricht sogar von bis zu 80 Milliarden Dollar. „Das klingt nach verdammt viel Geld“, doch verteile es sich auf einen Zeitraum von zehn Jahren und seien nur gering im Vergleich zu den Kosten für die Instandhaltung von Küstenschutzanlagen weltweit, die sich auf 40 Milliarden Dollar pro Jahr beliefen. Das Projekt habe zudem eine Lebensdauer von 100 Jahren, so der Eiswissenschaftler. „Die Vorhangelemente würden etwa alle 20 Jahre ausgetauscht werden, aber das Betonfundament sollte etwa 100 Jahre halten.“

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(kfb)