Renaturierungsgesetz beschlossen

Europäische Union will ihre Ökosysteme sanieren

von Bernd Fuchs & Henning Liss

Eins muss man den EU-Beamten lassen: Sie sind gründlich. Penibel sind große Teile der Ökosysteme der Staatengemeinschaft kartografiert und untersucht. Die Bilanz ist schlecht: Viele Lebensräume befinden sich nicht in einem guten Zustand. Das soll sich ändern und dafür hat die EU nun ein Gesetz erlassen: Das Renaturierungsgesetz.
Unser Video zeigt die aktuelle Folge des Klima Updates, die dieses Gesetz vorstellt.

Stichwort: Renaturierungsgesetz

„Heute ist ein wichtiger Tag für Europa, denn wir gehen vom Schutz und der Erhaltung der Natur zu ihrer Wiederherstellung über,“ erklärte der spanische Abgeordnete César Luena nachdem das europäische Parlament in einer Abstimmung am 27. Februar grünes Licht für das EU-Gesetz gegeben hatte. Der Rat der EU-Umweltminister hat das Gesetz in einer Abstimmung am 17. Juni angenommen. Damit hat sich die EU verpflichtet, zahlreiche Wiederherstellungsmaßnahmen durchzuführen.

  • Bis 2030 sollen mindestens 30 Prozent der nicht in gutem Zustand befindlichen Lebensräume in Land-, Küsten-, Süßwasser- und Meeresökosystemen in einen guten Zustand zu versetzen.
  • Darüber hinaus müssen die Mitgliedstaaten bis 2040 auf mindestens 60 Prozent und bis 2050 auf mindestens 90 Prozent der Fläche jeder Lebensraumgruppe, die sich nicht in gutem Zustand befindet, Wiederherstellungsmaßnahmen anwenden.

Kritiker des Gesetzes hatten Bedenken wegen möglicher Einschränkungen für Landwirtschaft und Fischerei.

Natura-2000-Gebiete haben Vorrang

Natura2000-Gebiete haben Vorrang
Große Flächen in der EU werden unter dem Stichwort Natura 2000 als Schutzgebiete geführt

Im Fokus der Maßnahmen dürfte zunächst das Netz von Schutzgebieten innerhalb der EU stehen, das mit Natura 2000 bezeichnet wird. Es umfasst zahlreichen Regionen an Land und im Wasser. Laut dem Gesetz sollen diese Gebiete bis 2030 mit Priorität behandelt werden.

Was genau bedeutet Renaturierung?

Das Thema ist natürlich hochkomplex. Allgemein geht es darum, vom Menschen verursachte Schädigungen an Ökosystemen zurückzunehmen und Artenvielfalt zu fördern. Ein typisches Beispiel wäre zum Beispiel die Renaturisierung von begradigten Flüssen. Dafür würde man dem Wasser mehr Platz lassen und mögliche Überschwemmungsflächen freihalten. Die Natur gewinnt Lebensraum zurück und obendrein mindert sich die Hochwassergefahr. Andere Renaturierungsmaßnahmen können zum Beispiel Wälder betreffen oder Moore.

(cli)