Massenschlupf ist schon im Gange

Stechmücken-Invasion nach dem Hochwasser

von Claudia Träger

Schnakenplage in Karlsruhe, Mückeninvasion am Bodensee und auch die deutsche Fußball-Nationalmannschaft in ihrem Quartier in Herzogenaurach wird von den Plagegeistern bis aufs äußerste gepiesackt und zerstochen. Stechmücken finden nach dem Hochwasser in Süddeutschland beste Bedingungen für ihre Vermehrung vor.
Im Video: Süßes Blut? Darauf stehen Mücken wirklich!

Hochwasser bereitet Mücken beste Bedingungen

Mosquito larvae and pupae in the water
Hier stechen sie noch nicht: Mückenlarven und -puppen unter der Wasseroberfläche

Die hohen Niederschläge und Hochwasserlagen der letzten Zeit bereiten Stechmücken ideale Lebensbedingungen. „Stechmücken benötigen Gewässer als Kinderstube“, sagt Julian Heiermann, Insekten-Experte und Teamleiter Naturschutz- und Umweltinformationen beim Naturschutzbund (Nabu). „Hierbei haben temporäre Gewässer – zum Beispiel Pfützen – den Vorteil, dass diese keine oder nur wenige Fressfeinde der Stechmückenlarven beheimaten.“

Das gleiche trifft für Überflutungsflächen vor, deren Wasserstände nur langsam zurückgehen. In Flüssen, Seen oder Tümpeln, die ganzjährig Wasser führen, machen sich dagegen Fische, Libellenlarven, Molche und andere natürliche Gegenspieler der Steckmückenlarven über sie her und vertilgen einen Großteil der Mücken-Nachkommen.

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Mückenplage am Bodensee: "Bei mehr als 18 Grad werden sie bissig"

11.06.2024, Schweiz, Berlingen: Ein Gemeindeangestellter und ein Freiwilliger bauen Stege, während der Untersee, der westliche Teil des Bodensees, über die Ufer tritt. Der Bund hat am Dienstag für den westlichen Teil des Bodensees die höchste Gefahrenstufe ausgerufen. An mehreren Stellen stehen Uferpromenaden, Parkplätze und Gartenrestaurants unter Wasser. Mit mobilen Deichanlagen und Sandsäcken wird versucht, das Wasser aus dem See zurückzuhalten. Foto: Michael Buholzer/KEYSTONE/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Hochwasser am Bodensee: Hier fühlen sich die Mücken so richtig wohl.

Am Bodensee könne man schon von einer Mückenplage sprechen, sagte Rainer Bretthauer, Umwelt- und Klimaschutzbeauftragter der Stadt Radolfzell am Bodensee. Bodensee-Touristen und Anwohner sollten sich wappnen, durch angepasste Kleidung etwa, sagte der Experte. Locker sitzende, lange Kleidung sei zu empfehlen. Auch die Zeit spiele beim Aufenthalt draußen eine Rolle: „Während der Dämmerung bei mehr als 18 Grad werden sie bissig.“

„Wir haben eine abartige Mückenplage“ stöhnte auch Bundestrainer Julian Nagelsmann auf der Pressekonferenz nach dem Spiel der deutschen Fußballmannschaft gegen die Schweiz. Beim Training zwischen Wald, Wiesen und Feldern gibt es sehr viele Mücken, viele Spieler sind laut Nagelsmann zerstochen.

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Überschwemmungsmücken stechen besonders gerne

Mücke
Überschwemmungsmücken sind besonders blutrünstig, weil sie unter Zeitdruck stehen.

In Deutschland sind rund 50 Steckmückenarten bekannt. Ein Teil davon wird zu den sogenannten Überschwemmungsmücken gerechnet, die vermehrt nach Überflutungen schlüpfen. Experten zufolge sind die kleinen Insekten besonders penetrant auf Blutjagd, da sie sich schnell fortpflanzen müssen, bevor die günstigen Bedingungen wieder verschwinden.

Überschwemmungsmücken legen ihre Eier gern auf feuchtem Boden ab, oft in Uferzonen und Flussauen. Dort können sie mehrere Jahre im Boden überdauern. Wenn die Ablageorte überflutet werden und die Temperatur günstig ist, beginnt die Entwicklung vom Ei zur stechfreudigen Mücke. Bei großflächigen Überschwemmungen kann es zum Massenschlupf kommen.

Vögel mögen Mücken

The beautiful bird Hirundo in the natural environment
Mücken sind natürlich auch wichtig - zum Beispiel als Nahrung für Vögel.

Für viele Tiere sind die Mücken dagegen etwas Gutes. „Die ganzen Insekten, die sich jetzt entwickeln, sind eine ganz wichtige Nahrungsgrundlage für viele Fischarten und auch für Vögel“, sagte Eberhard Klein vom Nabu in Konstanz.

Und noch eine gute Nachricht hat Julian Heiermann für die Menschen: „Staatenbildende Wespen, z.B. die Gemeine Wespe, mögen es dagegen lieber trocken und heiß. Da wir einen überwiegend regenreichen Sommer haben, dürfte dieser weniger optimal für diese Insektengruppe sein, so dass wir aktuell mit keinem gesteigerten Aufkommen rechnen.“

mit dpa