Neuer Negativrekord für das Klima

Meereis in der Antarktis schmilzt auf Tiefstand

von Janique Johnson und Christian Häckl

So wenig Meereis wie jetzt, gab es in der Antarktis noch nie: Satelliten zeigen den dramatischen Rückgang der Eisdecke am Südpol, wo inzwischen schon etwa eine Million Quadratkilometer davon fehlen. Damit wurde der Negativrekord aus dem letzten Jahr übertroffen. Welche drastischen Auswirkungen das auf unser globales Klima hat.

Im Video: Christian Häckl über das schwindende Meereis

Kältester Ort der Welt in Gefahr?

Die Polarmeere folgen einem Zyklus, der sich um die Bildung und die Schmelze von Meereis dreht. Wenn in der Antarktis Sommer herrscht, geht das Eis zurück und baut sich dann im Winter wieder auf. Im September oder Oktober erreicht die Meereisbedeckung ihren Höhepunkt und sinkt dann im Februar auf ein Minimum. Der von Menschen verursachte Klimawandel lässt den Eispanzer in der Antarktis seit Jahrzehnten deutlich mehr schrumpfen, als es in diesem Kreislauf von Natur aus der Fall wäre.

Jetzt hat die Meereisausdehnung ein Rekordminimum erreicht: Den tiefsten Stand seit Beginn der Satellitenmessungen im Jahr 1979. Zum Ende des Sommers auf der südlichen Halbkugel blieben in diesem Jahr nach der Schmelzsaison nur noch rund 1,8 Millionen Quadratkilometer Eis übrig. Teilweise waren ganze Küstenabschnitte komplett eisfrei.

Warum die Antarktis wichtig für unser Klima ist

Antarktischer Ozean: Das Foto, das vom japanischen Forschungsschiff «Shirase» während der 61. Antarktis-Expedition gemacht wurde, zeigt einen Eisberg im Antarktischen Ozean. Die Meereisausdehnung in der sommerlichen Antarkti
Eisberg im Antarktischen Ozean

Die eisigen Land-und Meeresflächen am Südpol spielen eine besondere Rolle für unser Klima und beeinflussen es auf der ganzen Welt. Direkte Auswirkungen auf den Meeresspiegel hat das Meereis nicht, da es schon im Wasser schwimmt. Das Schmelzen des Eispanzers hat aber zur Folge, dass das antarktische Eisschild von Wellen angegriffen wird. Würden die Gletscher in der Antarktis alle wegschmelzen, würde das den Meeresspiegel um knapp 60 Meter ansteigen lassen.

Der Klimawandel zeigt schon jetzt seine Folgen: Vor allem die Westantarktis und die Antarktische Halbinsel sind von einer starken Erwärmung betroffen. Es brechen dort immer wieder gigantische Eisberge vom Schelfeis ab, die dafür sorgen, dass der Meeresspiegel ansteigt.

Das Eis in der Antarktis beeinflusst das globale Klimasystem aber unter anderem auch bis ins All: Ein bestimmter Teil der Sonnenstrahlen, die durch die Erdatmosphäre auf die Erdoberfläche aufkommen, wird durch das Eis wieder in den Weltraum reflektiert. Wenn weniger Eis da ist, gibt es weniger Fläche zum reflektieren, wodurch mehr Wärme absorbiert wird und mehr Erwärmung stattfindet.

Lese-Tipp: Bald eisfreie Arktis und die Folgen für Deutschland und die Welt – Interview mit Klima-Forscherin Dr. Stefanie Arndt

Klimawandel gefährdet Tiere in der Antarktis

Junge und ausgewachsene Kaiserpinguine einer Kolonie die sich sonnen und im Schnee liegen.
Eine Kaiserpinguin-Kolonie in der Antarktis

Die Erwärmung in der Antarktis wirkt sich auch auf heimische Lebewesen, wie Pinguine, Robben und Wale aus. Die Krebstiere, von denen sich viele Arten ernähren, verringern und verlagern sich und führen damit dazu, dass beispielsweise Adler-und Kaiserpinguine verstärkt in andere Gebiete umsiedeln.

Für andere Tiere sind die wärmeren Temperaturen in der Antarktis aber auch verlockend. Vor allem auf der Antarktischen Halbinsel haben sich bisher nicht-heimische Arten angesiedelt.

Lese-Tipp: Unerwartetes Leben in der Antarktis - Brüten bei -60 Grad

Ist die Antarktis bald frei von Eis?

Grüner Schnee auf der Antarktischen Halbinsel: Algen verfärben den schmelzenden Schnee
Grüner Schnee in der Antarktis: Algen verfärben den schmelzenden Schnee

Konkrete Vorhersagen können Wissenschaftler zu der Entwicklung der Antarktis noch nicht geben. Untersuchungen an der University of Boulder in Colorado zeichnen ein erschreckendes Bild: Laut ihnen könnte die Arktis 2050 das erste Mal zum Teil frei von Eis sein. Genauer hieße das, dass sich die Meereisausdehnung auf eine Fläche von unter einer Million Quadratkilometer reduzieren würde. Gestützt werden diese Ergebnisse durch neue Klimamodelle.

Laut Forschern ist es möglich, dass es in Zukunft gelegentlich einen eisfreien September geben könnte. Im schlimmsten Fall könnte das Meereis bis zum Ende des Jahrhunderts in der Arktis für bis zu fünf Monate im Jahr verschwinden.

Wenn die Menschheit es schaffen würde, die Erderwärmung auf einem Wert von unter 1,5 Grad Celsius zu halten, könnte das Meereis in der Antarktis erhalten bleiben.

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(jjo, hha)