Drei Zutaten brauchen wir für den Schnee
Lake Effect: Warum es ausgerechnet an den deutschen Küsten schneit

Wir alle kennen die Bilder von teils meterhohem, aufgetürmtem Schnee in den USA. Wenn Wind und Temperatur stimmen, gibt es in den Metropolen rund um die großen Seen im Nordosten Schnee ohne Ende: Der Lake Effect. Jetzt schlägt das Phänomen, wenn auch nur schwach, an der deutschen Küste zu. Was passiert da eigentlich und was kann an der deutschen Küste alles runterkommen?
Schneller schlau mit wetterde: Was ist der Lake Effect Snow?
Lake Effect in Meck-Pomm und Schleswig-Holstein
Wenn es in Norddeutschland schneit, aber im Rest des Landes es eher kalt und trocken ist, dann hat das meist einen Grund: Der Lake Effect. Für dieses Phänomen gibt es tatsächlich kein adäquates deutsches Wort, wir alle kennen es von den riesigen Schneemassen aus den USA.
Jetzt aber stellt sich der Lake Effect an der Ostsee ein. Die Küstenbewohner müssen sich auf Schneefall vorbereiten, denn mit dem östlichen Wind ziehen Schauer ins Land. Es werden nur ein paar Zentimeter sein und an der Küste kann es auch regnen, aber weiter im Landesinneren kann es schon für eine Schneedecke reichen. Nur: Was passiert da oben an der Küste?
Drei Zutaten machen den Lake Effect

Für einen Lake Effect brauchen wir im Prinzip drei Zutaten: Wind, Wasser und Kälte. Was in den USA der Lake Effect ist, ist in Deutschland eigentlich ein Sea Effect, denn die Ostsee übernimmt die Aufgabe des Wasserspenders. Der Wind kommt von Osten, das heißt vom russischen Festland. Diese Luft ist kalt. Nun zieht sie über die Ostsee, die verhältnismäßig warm ist. Dabei saugt sich die Luft voll Feuchtigkeit. Mit der Feuchtigkeit im Gepäck strömt sie nun zur deutschen Küste und lädt da wegen der niedrigen Temperaturen und Aufstiegsprozessen über Land ihre Wolkenfracht als Schnee ab.
Das Phänomen kann in den USA bis zu zwei Meter Schnee bringen. So viel wird es in Deutschland nicht, aber es kann auch bei uns zu chaotischen Verhältnissen führen. Übrigens: Ein „See“ reicht eigentlich nicht, zumindest sind unsere deutschen See zu klein. Etwa 100 km Wasserstraße benötigt die Luft schon, um sich so vollzusaugen, dass es zu einem nennenswerten Effekt kommt. Und der Temperaturunterschied zwischen der Luft in 1.500 Metern Höhe und dem Wasser sollte 13 Grad betragen. Sollte die Ostsee zugefroren sein, funktioniert das auch nicht. Über der Nordsee gibt es auch keinen Lake Effect, weil die Luft da fast immer zu warm ist. Wir brauchen schon eisige Luft aus Osten.
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Das waren die heftigsten Lake Effects in Deutschland
Meist erleben wir den Lake Effect in Deutschland auf Rügen und Hiddensee, selten trifft es auch die Lübecker Bucht. Die genaue Schneevorhersage ist übrigens sehr kompliziert, denn die Schauerstraßen sind räumlich oft sehr begrenzt.
Am 30. November 2010 kam es zwischen Ostholstein und Teilen des Landkreises Segeberg zu einem intensiven Lake Effect. Dort fielen örtlich über 50 cm Schnee innerhalb von nur 24 Stunden. Das war zu viel – das öffentliche Leben kam weitestgehend zum Erliegen
Wetter-Fans und Meteorologen ist noch das Ereignis aus dem Jahr 1987 in Erinnerung: Damals gab es einen sehr intensiven, mehrere Tage andauernden Lake Effect. Vom nordwestlichen Mecklenburg über das südöstliche Schleswig-Holstein bis vor die Tore Hamburgs schneite es auf Teufel komm raus. 50 bis 70 cm Schnee wurden gemessen, um Ratzeburg war es sogar ein Meter.
(osc)