Wetter-Lexikon
Was ist der Lake Effect Snow?
In den USA kann man immer wieder den sogenannten Lake Effect Snow beobachten. Dabei entstehen auf begrenztem Raum sehr intensive Schneefälle.

Ausschlaggebend ist hierbei die Kombination einer warmen Wasserfläche mit kalter Luft in höheren Luftschichten. Dass alleine reicht aber für den Lake Effect Snow (LES) nicht aus, es spielen noch andere meteorologischen Parameter eine Rolle.
Besonders intensiv fällt der LES im Norden der Vereinigten Staaten (USA) entlang der Großen Seen aus. Der LES findet in organisierten ‚Bändern‘ statt, die aus kräftigen Schneeschauern, teils auch Wintergewittern zusammengesetzt sind. Mal handelt es sich hierbei um ein einziges und kräftiges Niederschlagsband, mal um eine Vielzahl von schwächeren Bändern. Doch was macht die Entstehung dieser Bänder aus?
Rückseitig eines kräftigen Tiefdruckgebietes wird sehr kalte Luft von Kanada südwärts in den Norden und Nordosten der USA gelenkt. Diese Luftmasse weist neben den geringen Temperaturen auch eine entsprechend niedrige Feuchte auf (kalte Luft kann weniger Wasserdampf aufnehmen als wärmere). Die trocken-kalte Luft erreicht nun die Großen Seen und überströmt diese von Nordwest nach Südost.
Dabei wird der ‚Motor des LES‘ angeworfen, denn zwischen der warmen Wasseroberfläche und der eisigen kanadischen Kaltluft entwickeln sich markante (vertikale) Temperaturgegensätze. Sie sorgen dafür, dass die Luftmasse von unten her labilisiert wird (kalte Luft, die über warme Luft strömt sorgt dafür, dass Luftpakete aufsteigen können), wobei diverse Studien zeigten, dass zwischen der Wasseroberfläche und der Temperatur in 1.5 km über Grund eine Differenz von mindestens 13 Grad Celsius bestehen muss. Dies sorgt dann für genügend Energie, damit sich kräftige und langlebige Niederschlagsbänder bilden können.
Je weiter die kalte Luft nun über das warme Wasser strömt, umso labiler wird diese Luftmasse und umso mächtiger (in der Vertikalen) wird diese labile Schicht. Für kräftige LES-Ereignisse ist es daher wichtig, dass die labile Luftmasse nicht ungehindert (vertikal) wächst, was bedeuten würde, dass sich die (potentielle) Energie immer weiter verteilen würde. Ziel ist es, dass die ganze Labilität in einer begrenzten Schicht zur Verfügung gestellt wird, damit sie zur Bildung von kräftigen Schneeschauern "freigelassen" werden kann. Dies wird durch einen sogenannten Deckel (eine stabile Schichtung mit etwas wärmerer Luft) in 2-3 km über Grund gewährleistet, der in besonders labilen Fällen auch deutlich höher liegen kann.
Ein weiterer Mechanismus für die organisierten Schneebänder ist der Wind, der nur eine geringe Richtungsänderung mit der Höhe aufweisen darf. Wenn der Wind zu stark mit der Höhe zunimmt oder aber der Wind mit der Höhe markant dreht, können sich keine organisierten und langlebigen Bänder ausbilden, da sie z.B. regelrecht zerrissen werden. Schon eine Windrichtungsänderung von wenigen Grad kann dafür
sorgen, dass sich die Bänder in eine andere Region verlagern.
Neben all diesen Zutaten sorgt natürlich auch die Orographie für eine Unterstützung. Wie man sich leicht vorstellen kann, ist die Reibung über den Wasserflächen der Seen deutlich geringer als über Land, sodass sich Konvergenzen (Bereiche, wo Winde aus unterschiedlichen Richtungen zusammenströmen und Aufsteigen) entlang der Küsten ausbilden können. Förderlich ist es auch, wenn von Süden her noch Feuchte herangeführt, die sich mit der kalten Luft über den Großen Seen vermischt.
Die entstandenen Niederschlagsbänder sorgen dank ihrer geringen Breite von meist nur wenigen Kilometern dafür, dass z.B. ein Ort im Schnee versinkt, während in den Nachbarorten deutlich weniger oder gar kein Schnee fällt. Schneefallraten von 10 bis 15 cm pro Stunde inklusive Blitz und Donner sind in manchen Bändern möglich, so dass gewaltige Neuschneemengen fallen können (z.B. 195 cm binnen 24 h vom
11. bis zum 12. Januar 1997 in Montague, New York).
Quelle: DWD