Das große Schmelzen: Meere bald eisfrei?

Teufelskreis: Warum die Meereis-Minusrekorde so gefährlich sind

von Claudia Träger

Das rekordwarme Jahr 2024 wirkt sich nun auch markant auf die Meereisbedeckung sowohl in Arktis als auch Antarktis aus. Wie sehr, erklärt Christian Häckl im Klima Update. Das Fatale: Auf der riesigen abgeschmolzenen Fläche wird nun die Erderwärmung weiter angekurbelt, weil der offene Ozean im Vergleich zu Eis fast zehnmal so viel Sonnenenergie aufnimmt.

Hintergrundwissen: Was ist die Albedo?

ARCHIV - 14.08.2015, ---, Nordpolarmeer: Ein Eisbär steht im Nordpolarmeer auf eine Eisscholle. Das Meereis in der Arktis ist auf die zweitniedrigste Ausdehnung seit Beginn der Messungen vor rund 40 Jahren geschrumpft. Mit 3,74 Millionen Quadratkilometern sei in der vergangenen Woche wahrscheinlich das Minimum für dieses Jahr erreicht worden, teilte das Nationale Schnee- und Eisdatenzentrum (NSIDC) der USA in Boulder im Bundesstaat Colorado am Montag (21.09.2020) mit. Foto: Ulf Mauder/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Das weiße Eis reflektiert das Sonnenlicht, das dunkle Meerwasser absorbiert es.

Wenn Licht auf eine Fläche oder einen Körper fällt, wird diese Strahlung reflektiert und teilweise absorbiert – jeweils mehr oder weniger stark. Das hängt von der Beschaffenheit der Flächen ab. Wie viel Strahlung, z.B. das Sonnenlicht, reflektiert wird, wird mit der sogenannten Albedo beschrieben. Der Begriff stammt aus dem Lateinischen und bedeutet Weißheit oder Helligkeit.

Die Werte, die die Albedo annehmen kann, reichen von 0 bis 1. Bei 0 wird kein Licht reflektiert, bei 1 das ganze Licht. Je größer der Anteil der reflektierten Strahlung ist, desto heller ist die Oberfläche und umso höher ist die Albedo. Beispiele: Glattes Eis und weißer Schnee haben eine hohe Albedo mit Werten zwischen 0,8 und 0,9. Diese Flächen reflektieren das Sonnenlicht, ohne dass Wärme entsteht bzw. nur wenig Wärme entsteht.

Grüne Flächen wie Wälder haben eine geringere Albedo mit Werten unter 0,5. Wasseroberflächen erreichen Werte unter 0,1 (Werte: Helmholtz-Klima-Initiative). Sie absorbieren, das heißt sie nehmen die Sonnenstrahlen auf und erwärmen sich dabei. So bringt das Wasser auch das angrenzende Eis oder das von Eisbergen zum Schmelzen.

Albedo-Effekt: Eis schmilzt immer schneller

Wenn also immer mehr Eis mit der globalen Erwärmung schmilzt, hat das Sonnenlicht immer leichteres Spiel, auch das restliche Eis aufzutauen. Denn die Fläche an Meerwasser nimmt zu und das hat eben, wie oben beschrieben, eine geringere Albedo und erwärmt sich durch die Absorption der Strahlung. Immer mehr warmes Wasser taut das Eis immer schneller weg. Einzelne kalte Winter können den Meereisverlust nur verlangsamen, nicht aufhalten. Der Klimawandel verselbständigt sich. Mit unvorhersehbaren Folgen.

Keine 10 Jahre mehr, dann kann die Arktis erstmals eisfrei sein

Nirgendwo leben mehr Eisbären als in der russischen Arktis. Valleys.
Es wird eng für Eisbären, wenn das arktische Meereis komplett schmilzt.

Klar ist seit langem, dass das arktische Meereis schmilzt und die Arktis früher oder später eisfrei sein könnte. In einer Studie aus dem März 2024, die im Fachjournal „Nature Reviews Earth & Environment“ veröffentlicht wurde, wurde berechnet, wie schnell uns diese Katastrophe bevorsteht: in weniger als zehn Jahren! Das wäre mehr als zehn Jahre früher als bisherige Studien vorhergesagt haben.

Welche Folgen es für die Erde hat, wenn das Eis komplett schmilzt, weiß niemand genau. Für die rund vier Millionen Menschen in der Arktis und ihr empfindliches Ökosystem mit beispielsweise Eisbären ist der Verlust schon konkreter.

Mehr dazu:
Arktis bald zum ersten Mal ohne Eis: Neue Studie liefert alarmierende Ergebnisse

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