Folgen sind nicht abzusehen

Keine 10 Jahre mehr, dann kann die Arktis erstmals eisfrei sein

Dass das arktische Meereis schmilzt und die Arktis früher oder später eisfrei sein könnte oder wird, ist keine neue Erkenntnis. Eine neue Studie hat aber berechnet, wie schnell uns diese Katastrophe bevorsteht: in weniger als zehn Jahren! Das wäre mehr als zehn Jahre früher als bisherige Studien vorgesagt haben.
Im Video: Milde Winter in der Arktis lassen Rentiere verhungern

Früher oder später schmilzt das Eis der Arktis komplett

Die abnehmende Ausdehnung der arktischen Meereisfläche wird vor dem Hintergrund der Klimakrise aufmerksam verfolgt.
Ausdehnung der Meereisfläche in der Arktis pro Monat in ausgewählten Jahren des Zeitraums 1990 bis 2022

Die arktische Meereisbedeckung hat seit Beginn der Satellitenbeobachtungen im Jahr 1978 extrem abgenommen. Dieser Rückgang ist natürlich ein Indikator für den vom Menschen verursachten Klimawandel. Er wird sich bei fortschreitender Erwärmung der Erde fortsetzen und schließlich zu einer eisfreien Arktis führen, da sind sich viele Forschende einig. Eisfrei heißt hier zwar nicht, dass gar kein Eis mehr übrig ist, aber dass die Meereisfläche weniger als 1 Million Quadratkilometer misst. Was schlimm genug ist. Die große Frage ist nämlich: Was werden die Folgen des Verlusts des Meereises sein? Niemand weiß das mit Sicherheit, aber die ökologischen Auswirkungen werden voraussichtlich enorm sein.

Info-Tipp: Das sind die Kipppunkte des Klimasystems

Arktis schon in wenigen Jahren ohne Eisbedeckung

Im März 2023 ist die Fläche der Arktis mit einer Ausdehnung von rund 14,43 Millionen Quadratkilometern deutlich kleiner als noch vor rund 30 Jahren.
Entwicklung der Fläche des Meereises der Arktis in den Jahren von 1980 bis 2023

Eine neue Studie, die im Fachjournal „Nature Reviews Earth & Environment“ veröffentlicht wurde, beschreibt noch pessimistischere Szenarien als viele Forschungen bisher. Darin berechnen Alexandra Jahn von der University of Colorado Boulder und zwei Kolleginnen, dass das arktische Meer seine ersten eisfreien Tage schon in den sechs verbleibenden Jahren der 2020er-Jahre bis 2030 erleben könnte. Jeweils im September erreicht das arktische Meereis sein Minimum. Dass der ganze Monat September eisfrei bleibt, könnte der Studie zufolge schon bis zur Mitte des Jahrhunderts erwartet werden. Bis Ende des 21. Jahrhunderts könnte das arktische Meer sogar die meiste Zeit des Jahres, nämlich von Mai bis Januar ohne Eisbedeckung sein.

Lese-Tipp: Arktis-Meereis nicht mehr zu retten? Diese Studie sieht ebenfalls schwarz

Arktis schmilzt so oder so

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Aus verloren im Eis wird verlorenes Eis - das arktische Meereis schmilzt immer schneller.

Vom totalen Meereisverlust betroffen wäre zunächst die europäische Arktis, dann die pazifische Arktis und zuletzt die zentrale Arktis. Wie oft, wie lange und wie schnell das Eis weg ist, hängt davon ab, ob und wie stark die Treibhausgasemissionen reduziert werden. Aber selbst bei einem sofortigen Stopp von CO₂-, Methan- und Lachgas-Ausstoß wären die eisfreien Zeiten nicht mehr zu verhindern. Denn die Kettenreaktion hat längst begonnen. Wasser absorbiert die Wärme, Schnee reflektiert sie. Je mehr Schnee verschwindet, umso wärmer wird die Umgebung. Das Eis taut immer schneller. Der Prozess ist dann nicht mehr aufzuhalten.
Wissens-Tipp: Albedo – deswegen schmilzt das Eis immer schneller

Die Folgen der Eisschmelze sind für die ganze Erde dramatisch

ARCHIV - Eine Eisbärenmutter marschiert mit ihren beiden Jungen auf Futtersuche über Eisschollen im Gebiet der Nordwest-Passage in Kanada (undatiertes Archivfoto). Die Arktis umfasst die um den Nordpol liegenden Land- und Meeresgebiete. Zentrum der rund 26 Millionen Quadratkilometer großen Fläche ist das Nordpolarmeer. Die Landgebiete erstrecken sich über Russland, den US-Bundesstaat Alaska, Kanada, das halbautonom zu Dänemark gehörende Grönland sowie die von Norwegen verwaltete Inselgruppe Spitzbergen. Zu den vorhandenen Rohstoffen zählen Erdöl, Erdgas, Silber, Gold, Zink, Kohle und Eisen. Die fünf Anrainerstaaten sind vor allem wegen der Bodenschätze im Streit über konkurrierende Territorialansprüche. Foto: Hinrich Bäsemann (zu Hintergrund - Stichwort "Die Arktis - riesig, eiskalt und reich an Bodenschätzen " vom 09.06.2009) +++(c) dpa - Bildfunk+++
Gibt es doch noch Hoffnung für das Überleben der Eisbären in der Arktis?

Was genau auf der Erde passiert, wenn das Eis weg ist, weiß niemand genau. Klar ist aber, dass nicht nur die rund vier Millionen Menschen in der Arktis und ihr empfindliches Ökosystem mit beispielsweise Eisbären den Verlust zu spüren bekommen. Die ganze Erde ist betroffen:

  • Das Meereis spielt mit seinem Albedo-Effekt eine wichtige Rolle bei der Regulierung des globalen Klimas. Ist es verschwunden, wird es immer heißer.
  • Die arktische Eisschmelze führt zu veränderten Niederschlagsmustern, häufigeren Stürmen und Extremwetter.
  • Der Meeresspiegel steigt extrem, viele Küstenregionen werden unbewohnbar.

Eine gute Nachricht hat die Studie wenigstens auch hervorgebracht. Einen unumkehrbaren Kipppunkt für das Meereis der Arktis gäbe es demnach nicht. „Im Gegensatz zur Eisdecke in Grönland, deren Bildung Tausende Jahre gedauert hat, wird das arktische Meereis innerhalb eines Jahrzehnts zurückkehren, sofern wir in Zukunft CO₂ aus der Atmosphäre zurückholen und die Erderwärmung umkehren können“, erklärt Jahn.

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(ctr mit dpa)