Folgen sind nicht abzusehen
Keine 10 Jahre mehr, dann kann die Arktis erstmals eisfrei sein
Dass das arktische Meereis schmilzt und die Arktis früher oder später eisfrei sein könnte oder wird, ist keine neue Erkenntnis. Eine neue Studie hat aber berechnet, wie schnell uns diese Katastrophe bevorsteht: in weniger als zehn Jahren! Das wäre mehr als zehn Jahre früher als bisherige Studien vorgesagt haben.
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Früher oder später schmilzt das Eis der Arktis komplett

Die arktische Meereisbedeckung hat seit Beginn der Satellitenbeobachtungen im Jahr 1978 extrem abgenommen. Dieser Rückgang ist natürlich ein Indikator für den vom Menschen verursachten Klimawandel. Er wird sich bei fortschreitender Erwärmung der Erde fortsetzen und schließlich zu einer eisfreien Arktis führen, da sind sich viele Forschende einig. Eisfrei heißt hier zwar nicht, dass gar kein Eis mehr übrig ist, aber dass die Meereisfläche weniger als 1 Million Quadratkilometer misst. Was schlimm genug ist. Die große Frage ist nämlich: Was werden die Folgen des Verlusts des Meereises sein? Niemand weiß das mit Sicherheit, aber die ökologischen Auswirkungen werden voraussichtlich enorm sein.
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Arktis schon in wenigen Jahren ohne Eisbedeckung

Eine neue Studie, die im Fachjournal „Nature Reviews Earth & Environment“ veröffentlicht wurde, beschreibt noch pessimistischere Szenarien als viele Forschungen bisher. Darin berechnen Alexandra Jahn von der University of Colorado Boulder und zwei Kolleginnen, dass das arktische Meer seine ersten eisfreien Tage schon in den sechs verbleibenden Jahren der 2020er-Jahre bis 2030 erleben könnte. Jeweils im September erreicht das arktische Meereis sein Minimum. Dass der ganze Monat September eisfrei bleibt, könnte der Studie zufolge schon bis zur Mitte des Jahrhunderts erwartet werden. Bis Ende des 21. Jahrhunderts könnte das arktische Meer sogar die meiste Zeit des Jahres, nämlich von Mai bis Januar ohne Eisbedeckung sein.
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Arktis schmilzt so oder so

Vom totalen Meereisverlust betroffen wäre zunächst die europäische Arktis, dann die pazifische Arktis und zuletzt die zentrale Arktis. Wie oft, wie lange und wie schnell das Eis weg ist, hängt davon ab, ob und wie stark die Treibhausgasemissionen reduziert werden. Aber selbst bei einem sofortigen Stopp von CO₂-, Methan- und Lachgas-Ausstoß wären die eisfreien Zeiten nicht mehr zu verhindern. Denn die Kettenreaktion hat längst begonnen. Wasser absorbiert die Wärme, Schnee reflektiert sie. Je mehr Schnee verschwindet, umso wärmer wird die Umgebung. Das Eis taut immer schneller. Der Prozess ist dann nicht mehr aufzuhalten.
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Die Folgen der Eisschmelze sind für die ganze Erde dramatisch

Was genau auf der Erde passiert, wenn das Eis weg ist, weiß niemand genau. Klar ist aber, dass nicht nur die rund vier Millionen Menschen in der Arktis und ihr empfindliches Ökosystem mit beispielsweise Eisbären den Verlust zu spüren bekommen. Die ganze Erde ist betroffen:
- Das Meereis spielt mit seinem Albedo-Effekt eine wichtige Rolle bei der Regulierung des globalen Klimas. Ist es verschwunden, wird es immer heißer.
- Die arktische Eisschmelze führt zu veränderten Niederschlagsmustern, häufigeren Stürmen und Extremwetter.
- Der Meeresspiegel steigt extrem, viele Küstenregionen werden unbewohnbar.
Eine gute Nachricht hat die Studie wenigstens auch hervorgebracht. Einen unumkehrbaren Kipppunkt für das Meereis der Arktis gäbe es demnach nicht. „Im Gegensatz zur Eisdecke in Grönland, deren Bildung Tausende Jahre gedauert hat, wird das arktische Meereis innerhalb eines Jahrzehnts zurückkehren, sofern wir in Zukunft CO₂ aus der Atmosphäre zurückholen und die Erderwärmung umkehren können“, erklärt Jahn.
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(ctr mit dpa)