Meeresspiegel steigt noch schneller

Einfach übersehen: Schneematsch in der Antarktis

von Claudia Träger

Warum Schneematsch in der Antarktis ein spannendes Problem ist, erklärt Christian Häckl in diesem Klima Update. Forschende der Uni Cambrige haben nämlich festgestellt, dass die Schmelzwasser-Menge auf dem Eis der Antarktis unterschätzt wurde. Bisher ging immer nur das sichtbare Schmelzwasser in Seen oder Tümpel an der Oberfläche in die Berechnungen ein. Dabei dürfte im antarktischen Sommer mehr als die Hälfte des Schmelzwassers im Schneematsch gebunden sein.

Verstecktes Schmelzwasser im Schneematsch

Klimamodelle, die sich um die Vorhersage des Meeresspiegelanstieges kümmern, berechnen auch, wie schnell das Eis der Gletscher und an den Polkappen schmilzt. Schmelzwasser befördert den Prozess, wie Christian Häckl im Video oben beschreibt. Wie konnte es da passieren, dass das im Schneematsch gebundene Schmelzwasser auf dem Schelfeis der Antarktis übersehen worden ist?

Es waren technische Probleme, die diesen für die Klimamodelle wichtigen Faktor nicht berücksichtigt hatten. „Es ist schwierig, Schneematsch zu kartieren, da er von einem Satelliten aus betrachtet wie andere Dinge aussieht, beispielsweise wie Schatten von Wolken“, erklärte die Leiterin der im Video zitierten Studie, Rebecca Dell, von der englischen University of Cambridge.

Künstliche Intelligenz hilft, Schneematsch zu erkennen

HANDOUT - Das undatierte Handout zeigt ein optisches Satellitenbild vom März 2017 mit der ganzen Länge des Risses des Larsen-C-Schelfeises. In der Antarktis konnte sich ein Rieseneisberg ablösen, rund sibenmal so groß wie Berlin. (Zu dpa "Gigantischer Eisberg treibt in der Antarktis" vom 13.07.2017). (ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit der aktuellen Berichterstattung und nur bei Nennung: Foto: Landsat/NASA/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++
Satellitenbild aus de Antarktis von 2017: Schneematsch oder Oberflächenwasser? Das ist fürs menschliche Auge nicht gut bis gar nicht zu erkennen.

Mit Künstlicher Intelligenz kamen die Forschenden dem Schneematsch auf die Schliche. Sie trainierten ein Computermodell, um auf Satellitenbildern Schneematsch von Schnee, Eis und Oberflächenwasser zu unterscheiden. So wurden 57 Schelfeisflächen anhand von Satellitenaufnahmen aus den Jahren 2013 bis 2021 analysiert.

Und siehe da: Die Schmelzwassermenge im Schneematsch wurde völlig unterschätzt. Im Sommer der Südhalbkugel, im Januar, erreicht die Eisschmelze ihren Höhepunkt. Nach der neuen Studie liegen dann im Durchschnitt 57 Prozent des Schmelzwassers im Schneematsch und 43 Prozent in Oberflächenseen vor.

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Albedo-Effekt von Schneematsch: Eis schmilzt immer schneller

ARCHIV - 14.08.2015, ---, Nordpolarmeer: Ein Eisbär steht im Nordpolarmeer auf eine Eisscholle. Das Meereis in der Arktis ist auf die zweitniedrigste Ausdehnung seit Beginn der Messungen vor rund 40 Jahren geschrumpft. Mit 3,74 Millionen Quadratkilometern sei in der vergangenen Woche wahrscheinlich das Minimum für dieses Jahr erreicht worden, teilte das Nationale Schnee- und Eisdatenzentrum (NSIDC) der USA in Boulder im Bundesstaat Colorado am Montag (21.09.2020) mit. Foto: Ulf Mauder/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Das weiße Eis reflektiert das Sonnenlicht, das dunkle Meerwasser und auch der dunklere Schneematsch absorbieren es.

Neben den möglichen Auswirkungen von Schneematsch auf den Hydrofrakturprozess, also wie das Eis zerbricht, ins Meer stürzt und dort noch schneller schmilzt, hat er noch eine zweite negative Auswirkung.

Da der Matsch dunkler ist als Schnee oder Eis, absorbiert er auch mehr Wärme von der Sonne und erwärmt sich dabei. Stichwort Albedo. So schreitet das Schmelzen voran. Auch dieses zusätzliche Schmelzen wird der aktuellen Studie zufolge derzeit in Klimamodellen nicht berücksichtigt.

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