Meeresspiegel steigt noch schneller
Einfach übersehen: Schneematsch in der Antarktis
Warum Schneematsch in der Antarktis ein spannendes Problem ist, erklärt Christian Häckl in diesem Klima Update. Forschende der Uni Cambrige haben nämlich festgestellt, dass die Schmelzwasser-Menge auf dem Eis der Antarktis unterschätzt wurde. Bisher ging immer nur das sichtbare Schmelzwasser in Seen oder Tümpel an der Oberfläche in die Berechnungen ein. Dabei dürfte im antarktischen Sommer mehr als die Hälfte des Schmelzwassers im Schneematsch gebunden sein.
Verstecktes Schmelzwasser im Schneematsch
Klimamodelle, die sich um die Vorhersage des Meeresspiegelanstieges kümmern, berechnen auch, wie schnell das Eis der Gletscher und an den Polkappen schmilzt. Schmelzwasser befördert den Prozess, wie Christian Häckl im Video oben beschreibt. Wie konnte es da passieren, dass das im Schneematsch gebundene Schmelzwasser auf dem Schelfeis der Antarktis übersehen worden ist?
Es waren technische Probleme, die diesen für die Klimamodelle wichtigen Faktor nicht berücksichtigt hatten. „Es ist schwierig, Schneematsch zu kartieren, da er von einem Satelliten aus betrachtet wie andere Dinge aussieht, beispielsweise wie Schatten von Wolken“, erklärte die Leiterin der im Video zitierten Studie, Rebecca Dell, von der englischen University of Cambridge.
Künstliche Intelligenz hilft, Schneematsch zu erkennen

Mit Künstlicher Intelligenz kamen die Forschenden dem Schneematsch auf die Schliche. Sie trainierten ein Computermodell, um auf Satellitenbildern Schneematsch von Schnee, Eis und Oberflächenwasser zu unterscheiden. So wurden 57 Schelfeisflächen anhand von Satellitenaufnahmen aus den Jahren 2013 bis 2021 analysiert.
Und siehe da: Die Schmelzwassermenge im Schneematsch wurde völlig unterschätzt. Im Sommer der Südhalbkugel, im Januar, erreicht die Eisschmelze ihren Höhepunkt. Nach der neuen Studie liegen dann im Durchschnitt 57 Prozent des Schmelzwassers im Schneematsch und 43 Prozent in Oberflächenseen vor.
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Albedo-Effekt von Schneematsch: Eis schmilzt immer schneller

Neben den möglichen Auswirkungen von Schneematsch auf den Hydrofrakturprozess, also wie das Eis zerbricht, ins Meer stürzt und dort noch schneller schmilzt, hat er noch eine zweite negative Auswirkung.
Da der Matsch dunkler ist als Schnee oder Eis, absorbiert er auch mehr Wärme von der Sonne und erwärmt sich dabei. Stichwort Albedo. So schreitet das Schmelzen voran. Auch dieses zusätzliche Schmelzen wird der aktuellen Studie zufolge derzeit in Klimamodellen nicht berücksichtigt.
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