Skigebieten geht der Schnee aus

Schneemangel und Wintertourismus: Europas Ski-Hochburgen trifft es hart

von Claudia Träger

Vielleicht wart auch ihr im vergangenen Winter betroffen: Da hatten viele Skigebiete ja mit Schneemangel zu kämpfen. Neue Simulationen eines Forschungsteams aus Grenoble – ein beliebtes Wintersportziel in Frankreich – zeigen jetzt, dass das in Zukunft die Regel werden könnte. Kein Schnee, kein Ski fahren. Wenn das nicht mal ein Ansporn ist, mehr für den Klimaschutz zu tun, findet Bernd Fuchs im Klima Update.

Zu wenig Schnee für Pisten und Loipen

Der Klimawandel wird verheerende Folgen für den europäischen Skitourismus haben. Das dürfte jedem und jeder klar sein, die eins und eins, nämlich Erderwärmung und Schneefall, zusammenrechnen.

Das Ergebnis der Studie, die im Klima Update kurz vorgestellt wird: Bei einer globalen Erwärmung von zwei Grad über dem vorindustriellen Niveau wird es bei etwa der Hälfte der Skigebiete in 28 europäischen Ländern ein sehr hohes Risiko für Schneemangel geben. Wenn die globale Temperatur um 4 Grad steigt, ist den Berechnungen zufolge fast vollständig Schluss mit Skifahren. 98 Prozent der Skigebiete hätten dann nicht mehr genügend natürlichen Schnee. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nahmen eine Schneedecke von 20 Zentimetern als ausreichend dick zum Skifahren an.

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Schneemangelrisiko in den europäischen Skigebieten

Die Tabelle zeigt die unterschiedlich hohen Risiken für naturschneefreie Pisten und Loipen bei einer angenommen globalen Erwärmung von 1,5, 2, 3 und 4 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit. Das Risiko kann zwar durch künstliche Beschneiung hinausgezögert und verringert werden, aber das ist nur zum Preis von noch mehr CO2-Ausstoß zu haben.

1,5 Grad2 Grad3 Grad 4 Grad
Skandinavien0,40,50,60,7
Alpen Frankreich0,40,50,60,8
Alpen Schweiz0,40,50,60,8
Alpen Österreich0,40,40,60,8
Türkei0,30,40,70,8
Alpen Deutschland0,40,50,70,8
Alpen Italien0,60,70,80,9
Alpen Slowenien0,40,50,70,9
Zentraleuropäische Mittelgebirge inkl. deutsche östliche Mittelgebirge
Karpaten
Pyrenäen
Jura
Balkan / Südosteuropa
westliche Mittelmeerinseln
Britische Inseln
Zentraleuropäische Mittelgebirge inkl. deutsche westliche Mittelgebirge
Iberische Halbinsel
Apennin

Alternativen für den Wintersport-Tourismus gesucht

Biathlon Weltcup 10.12.2015 Hochfilzen AUT IBU Weltcup FEATURE SCHNEEMANGEL LOIPE TOTALE TRAINING

Biathlon World Cup 10 12 2015 Hochfilzen AUT IBU World Cup Feature Snow shortage Trail long shot Training
Nur mit Kunstschnee wird Ski fahren noch möglich sein.

Die betroffenen Regionen sollten dringend überlegen, ob sie weiter so stark auf Wintertourismus setzen wollen. Beschneiung der Pisten und Loipen mit Kunstschnee kann keine langfristige Lösung sein. Denn diese Maßnahmen erhöhen den Wasser- und Energiebedarf und damit die CO2-Emissionen. Der Klimawandel würde sogar noch beschleunigt. Auch wirtschaftlich wäre das aufgrund der hohen Energiekosten nicht.

Und auch Wintersport-Fans sollten umdenken. In schneesichere Regionen beispielsweise in Skandinavien zum Skifahren auszuweichen und dabei lange Anreisen in Kauf zu nehmen, spielen ebenfalls der Erderwärmung in die Karten.

Wohlfahrtsverluste im Wintertourismus aufgrund des Klimawandels in der Schweiz von 2030 bis 2100

Die Grafik zeigt die Wohlfahrtsverluste im Wintertourismus aufgrund des Klimawandels in der Schweiz von 2030 bis 2100
Bei einer Temperaturerhöhung von 1,8 Grad, angenommen für das Jahr 2050, kommt es zu Mehrkosten von 179,38 Millionen CHF für die Schweizer Wintertourismusbranche. Laut Swiss Economics lassen sich die Verluste primär auf die sinkende Schneesicherheit bei steigenden Temperaturen zurückführen.

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(ctr)