Eine entscheidende Sache fehlt

Es ist kalt und es regnet - aber warum schneit es nicht?

von Julian Hirmke

Zuletzt gab es eisige Kälte mit Minustemperaturen in vielen Orten Deutschlands. Dazu tröpfelte es oft vom Himmel. Da drängt sich bei vielen die Frage auf: Warum gibt es eigentlich nur Regen und keinen Schnee?
Im Video: Verkehrte Welt auf Mallorca – andere Länder kriegen nicht genug vom Schnee.

Noch keine Schneeballschlacht in Sicht

Schnee schippen gehört im Winter dazu - bisher werden wir davon verschont.
Schnee schippen gehört im Winter dazu - bisher werden wir davon verschont.

Normalerweise schippen wir in diesen Januartagen morgens schon mal die Einfahrt frei. Der Winterschlitten wird vorsichtig auf Funktionalität überprüft und die erste Schneeballschlacht wird geplant. Nur in diesem Jahr will es zumindest regional nicht so richtig klappen – die weiße Pracht vom Himmel bleibt aus. Frostige Temperaturen und Niederschläge sind ja eigentlich da. Aber Vorsicht, wir dürfen hier keinen Trugschluss begehen. Ganz so einfach ist das Rezept für den weißen Puder dann doch nicht. Wo ist also der Haken bei der ganzen Sache?

Das braucht Frau Holle für den Schnee

17.01.2023, Großbritannien, Huntly: Der Hund Vita schnüffelt im Neuschnee einer verschneiten Winterlandschaft. Foto: Katharine Hay/PA Wire/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
So viel Schnee - davon können wir zur Zeit nur träumen. Das Foto wurde vor kurzem im schottischen Huntly aufgenommen.

Damit es jetzt keine flüssigen Regentropfen gibt, sondern Schneeflocken herunterrieseln, brauchen wir Kälte. Genauer gesagt brauchen wir idealerweise Temperaturen von unter -12 Grad Celsius in den Wolken. Nur so kann ein Kristallisationsvorgang und letztendlich Schnee entstehen. Denn was viele nicht wissen: Wasser kann unterkühlt sein, also Temperaturen von teils unter -10 Grad Celsius annehmen. Das passiert, wenn die Luft sehr rein ist. Irgendwann ist es aber einfach zu kalt oder die Wassertröpfchen treffen auf Aerosole. Das können Ruß, Pollen oder Staub sein und sogar einen industriellen Ursprung haben. An diese kleinen Partikel heften sich die Wassertröpfchen, gefrieren und bilden Schneekristalle.

Fehlende Kälte in mittleren Luftschichten

 Tief Franziska ist mit seiner Eisregenfront abgezogen, sorgt aber noch immer für chaotische Zustände in Sachsen. Vor allem der Erzgebirgskreis ist von massiver Glätte betroffen. In der Bergstadt Annaberg-Buchholz ging vielerorts nicht mehr viel. Die Gehwege spiegelglatt, Straßen kaum passierbar. Um nicht hinzufallen, nutzen viele Menschen anstatt des Gehweges die Straße. Auf dem Kopfsteinpflaster gibt es kein Halten mehr. Steigungen sind überhaupt nicht passierbar. Menschen stützen sich gegenseitig um nicht hinzufallen. Das Gassigang am Abend war mehr als gewagt. Der städtische Bauhof war bis weit in die Nachtstunden im Dauereinsatz. Salz linderte etwas die Glätte, vielerorts war der Eispanzer auf Gehwegen und Straßen aber zu star
Unfälle auf den Straßen aufgrund von Glätte - in diesen Tagen ein häufiges Problem von Rettungskräften.

Wir spüren die Kälte, wenn wir morgens aus dem Haus gehen, aber über uns herrschen manchmal positive Temperaturen. Bewohner des Berglands kennen das gut. Man spricht dann von einer Invasionswetterlage, wenn es oben in den Bergen positive Temperaturen gibt. So ist es auch aktuell: In den entscheidenden Schichten, wo Frau Holle den Schnee aus ihren Wolken schüttet, ist es einfach nicht kalt genug. Und das ist gefährlich, da dann der Regen nicht an Luftpartikeln friert, sondern an den Oberflächen wie Straßen und Wegen. Statt einer lustigen Schneeballschlacht gibt es eher Gefahr auf den Straßen.

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(uhi)