Der Pinguin-Nachwuchs stirbt
Dramatische Meereis-Schmelze in der Antarktis bringt Pinguine an den Rand des Aussterbens
Der Klimawandel hat die Kaiserpinguine schwer getroffen: Denn das Eis der Antarktis wird seit 2016 kontinuierlich weniger. Grund ist die zu warme Wassertemperatur, die im vergangenen Jahr 2023 für einen neuen Negativ-Rekord sorgte: Im September fehlten der Antarktis 2,5 Millionen Quadratkilometer Eis! Das entspricht der Fläche des Mittelmeers. Die Folge: In vier von fünf bekannten Kaiserpinguinkolonien im Südpolarmeer haben keine Küken überlebt.
Antarktis im Winter 2023 mit dramatischem Negativrekord beim Meereis

Am 7. September 2023 wurde in der Antarktis mit 17,16 Millionen Quadratkilometern die in dem Jahr größte, aber zugleich niedrigste jemals beobachtete Meereis-Fläche im Winter gemessen. Seit 1979 wird das antarktische Meereis durch kontinuierliche Satellitenmessungen überwacht. Das bisherige Rekordminimum wurde im Jahr 1986 gemessen.
Ende September 2023 fehlte in der Antarktis eine Eisfläche so groß wie das gesamte Mittelmeer. Ein solch dramatischer Rückgang ist so außergewöhnlich, dass er laut Klimaforschenden nur einmal in mehreren Millionen Jahren zufällig vorkommen würde. Die Gründe dafür liegen vielmehr maßgeblich in der Erderwärmung, vor allem der Erwärmung des Ozeans. Denn bei höheren Wassertemperaturen bildet sich eben deutlich weniger Meereis.
Weniger Meereis löst Teufelskreis aus

In den vergangenen Jahrzehnten ist ein Großteil, ungefähr 90 Prozent, der gesamten überschüssigen Wärmeenergie durch die steigenden Treibhausgas-Konzentrationen vom Ozean aufgenommen worden. Nun könnte der Ozean allmählich an eine Kapazitätsgrenze stoßen und sich die Erwärmung an der Oberfläche beschleunigen.
Es ist ein Teufelskreis: Das Rekord-Minimum des antarktischen Meereises könnte wieder für eine ganze Reihe an Wetter-Extremen mitverantwortlich sein. Denn die Antarktis ist ein wesentlicher Motor der globalen Meeresströmungen, die sich durch weniger Meereis verlangsamen.
Eine geringe Meereisbedeckung im Winter kann zudem auch langanhaltende Konsequenzen für die sommerliche Schmelze haben, die dann auf rekordniedrigem Niveau startet. Das eisfreie Meer kann sich durch mehr Sonnenlicht auf dunklem Wasser und weniger reflektierendes weißes Eis zusätzlich erwärmen. Der Eisrückgang beschleunigt und die Eisneubildung verzögert sich.
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Zu wenig Eis: Kaiserpinguine geben Kolonien auf

Unter den ersten Opfern des Eisrückgangs sind die Kaiserpinguine. Für Pinguine ist das Meereis die Grundlage zur Aufzucht ihrer Küken und setzt eine kompakte Meereisdecke voraus. Weil das Eis im Sommer zu früh schmolz, konnten sie nicht wie gewohnt brüten. In vier von fünf Pinguinkolonien in der Bellingshausensee, ein Randmeer des Südpolarmeers, fiel der Nachwuchs komplett aus. Dort fehlt jetzt eine ganze Generation an Kaiserpinguinen.
Keine Nahrung für Magellan-Pinguine

Auch anderen Pinguin-Populationen setzt der Klimawandel zu. Im Juli wurden mehrere Tausend Magellan-Pinguine an Küstengebieten im südamerikanischen Uruguay angespült. Sie seien abgemagert und unterkühlt gewesen. Die Organisation SOS Rescate de Fauna Marina, die sich in Uruguay um notleidende Tiere kümmert, sehen die Ursache in der des Südatlantiks und im Klimawandel.
Magellan-Pinguine schwimmen nach dem Brüten im südargentinischen Patagonien im Winter der Südhalbkugel auf der Suche nach Nahrung und wärmerem Wasser Hunderte Kilometer nach Norden bis nach Brasilien. Uruguay liegt zwischen Argentinien und Brasilien. Die anstrengende Reise überleben jedes Jahr einige Tiere nicht und werden in Uruguay tot angespült. Aber normalerweise sind es nicht so viele.
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Magellan- und Zügel-Pinguine ebenso vom Klimawandel bedroht

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace warnte schon im Jahr 2020 vor dem Pinguin-Sterben. Auf der Antarktis-Insel "Elephant Island“ waren damals insbesondere die Zügelpinguine betroffen.
Laut Weltnaturschutz-Union (IUCN) gelten von den weltweit 18 Pinguin-Arten fünf als bedroht. Bei zwölf Arten nimmt der Bestand seit Jahrzehnten ab – teils um 50 bis 80 Prozent.
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