Erste Todesfälle in Mecklenburg-Vorpommern

Gefahr von Vibrionen-Infektion! Wann ihr besser nicht in der Ostsee baden solltet

von Oliver Scheel

Badende am Strand im Seebad Lubmin. Viele Ostseebäder machen derzeit mit Aushängen auf die Gefahr durch Vibrionen aufmerksam. (zu dpa Warnung vor Vibrionen in Ostsee - Erster Infektionsfall in MV)
Menschen mit chronischen Grundleiden und Hautverletzungen sollten den Kontakt mit Meer- oder Brackwasser vermeiden.

Kurze Anfahrt, bezahlbare Preise und normalerweise ein sonnenverwöhnter Fleck Deutschlands: Die Ostseeküste ist für viele ein beliebtes Urlaubsziel. Doch die Erderwärmung bringt selbst an die deutsche See neue Gefahren: Vibrionen. In Mecklenburg-Vorpommern sind zwei Menschen im Zusammenhang mit einer Vibrionen-Infektion gestorben. Was ihr unbedingt beachten müsst, bevor ihr ins Wasser geht, lest ihr hier.

Was sind Vibrionen und warum kommen sie in der Ostsee vor?

Vibrionen sind ein natürlicher Bestandteil der Bakterienflora salzhaltiger Meere. Doch sie können auch zu einer Gefahr werden. Nämlich dann, wenn sich das Meer schnell erwärmt. Dann vermehren sich die Bakterien explosionsartig. Das ist vor allem im flachen Wasser der Fall – und besonders betroffen ist hier die Ostsee mit ihren flach abfallenden Stränden.

In den vergangenen Jahren erreichte das Wasser dort immer höhere Temperaturen. Die Rekordsommer wärmten besonders die Ostsee so heftig auf, weil der Wasseraustausch in diesem fast geschlossenen System so gering ist. Auch in der Nordsee sind Vibrionen zu Hause und auch da kann das Bad gefährlich sein, doch in der Ostsee ist die Gefahr für eine Infektion größer. Ab einer Wassertemperatur von 20 Grad vermehren sich die Bakterien stark. Der Klimawandel begünstigt also ihre Ausbreitung.

Was aber passiert da und wer sollte nicht baden gehen? „Vibrionen können über kleinste, zum Teil gar nicht bemerkte Wunden in die Haut eindringen. Und bei älteren Personen oder Personen mit etwas geschwächtem Immunsystem können diese Infektionen dann zu schwersten Infektionen, zu schwersten Blutvergiftungen führen, die rasch behandelt werden müssen. Wenn das nicht gelingt, kann es auch zu Todesfällen kommen“, sagte Dr. Klaus Stark, Epidemiologe beim Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin.

Zwei Menschen im Zusammenhang mit Vibrionen-Infektion gestorben

So auch aktuell in Mecklenburg-Vorpommern. Wie das Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lagus) mitteilte, starb ein 81-jähriger Urlauber, der sich die Infektion beim Baden in der Ostsee zugezogen hatte. Der Mann habe verschiedene chronische Erkrankungen und offene Wunden aufgewiesen.

Beim zweiten Fall handelt es sich den Angaben zufolge um einen 59-jährigen Mann aus Mecklenburg-Vorpommern, in dessen Blut Vibrionen nachgewiesen wurden. Als Todesursache wurde eine Sepsis angegeben. Die näheren Begleitumstände dieses Todesfalls seien nicht bekannt.

Mit einer Wunde nicht ins Wasser gehen

Solche Todesfälle hat es in den vergangenen Jahren immer wieder gegeben. „Und bei wärmeren Temperaturen haben die Bakterien eben bessere Vermehrungsbedingungen“, so der Experte. „Zum Glück gibt es bisher nicht sehr viele dieser Fälle, etwa in der Größenordnung zehn bis 20 Fälle jedes Jahr, die sich in der Ostsee sozusagen infiziert haben. Aber mit höheren Temperaturen der Ostsee können diese auch zunehmen“, warnte Stark.

Vibrionen dringen also über kleine Wunden in den Körper ein. Aber schon ein spitzer Stein, auf den man im Wasser tritt, kann den Weg in den Körper für das Bakterium öffnen. Stark möchte keine Panik schüren, sagte aber, dass Personen mit sichtbaren Wunden und Menschen mit einer Immunschwäche auf das Bad in der Ostsee verzichten sollten.

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Symptome und Behandlung einer Vibrionen-Infektion

Bei Kindern deutet oft ein Ohr-Infekt auf Vibrionen hin. Wer nach dem Bad in der Ostsee Rötungen, Schwellungen oder Fieber und Schüttelfrost hat, sollte sofort zum Arzt gehen. Die Inkubationszeit ist recht kurz, die Symptome können noch am selben Tag auftreten. Mit Antibiotika kann der Verlauf aber sehr gut gemildert werden.

Schwere Verläufe müssen wegen auftretender Geschwüre oft auch chirurgisch behandelt werden. Im schlimmsten Fall müssen Gliedmaßen amputiert werden. Weist darum beim Arzt darauf hin, dass ihr in der See gebadet habt.

Die Symptome zusammengefasst:

  • starker lokaler Schmerz
  • Fieber
  • Schüttelfrost

Magen-Darm-Erkrankungen können Vibrionen ebenfalls auslösen. Sie äußern sich in:

  • krampfartigen Magenschmerzen
  • Erbrechen
  • Übelkeit
  • wässrigem Durchfall

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(osc/akr)