Herbst mit Sommerfeeling?
Hitze trotz Herbst: So lange sind 30 Grad möglich
von Paul Heger
Gefühlt dreht sich der Sommer 2022 nur um eines: Hitze! Temperaturen von 30 Grad und mehr haben weite Teile Deutschlands immer wieder im Griff, aber wie lange noch? Die Tage werden bald mit großen Schritten kürzer und damit fehlt immer mehr Sonnenenergie. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, wie lange Hitzetage statistisch noch möglich sind. Auch ein Blick auf die Wetter-Langfristmodelle gibt eine Richtung vor.
Immer weniger Sonnenlicht pro Tag: Herbst-Dunkelheit kommt mit großen Schritten
Aktuell beträgt die Tageslänge noch rund 15 Stunden – im Norden gut eine viertel Stunde mehr, im Süden knapp eine halbe Stunde weniger. In dieser Zeit hat die Sonne noch genügend Kraft, um das vom Hochsommer aufgeheizte Mitteleuropa auf Höchstwerte von deutlich über 30 Grad zu bringen. Doch die Kraft der Sonne schwindet.
Bis zum 23. September, also zum kalendarischen bzw. astronomischen Herbstbeginn, bekommen wir täglich gut 3 Minuten weniger Sonnenlicht pro Tag, Mitte September fast 4 Minuten. Und so beträgt die Tageslänge zum astronomischen Herbstbeginn am 23. September nur noch 12 Stunden.

Wie lange kann die Sonnenkraft für Hochsommerfeeling sorgen?
Die Heizenergie der Sonne hängt aber auch vom Stand über dem Horizont ab. Je steiler die Sonne über uns steht, desto mehr Kraft hat sie. Je näher sie am Horizont hängt, desto weniger – wir erinnern und an die kalte Dezembersonne. Wie lange reicht also die Energie noch, um Temperaturen von 30 Grad zu produzieren?
Extreme Hitze im September in Deutschland möglich

Nachdem wir in der ersten Augusthälfte statistisch noch mit die heißesten Tage des Jahres bekommen, geht es bei den Temperaturen Ende August nicht selten schon mal heftig nach unten. In manchen Jahren schaute schon der Herbst vorbei, welcher mit dem September zumindest meteorologisch beginnt. Dennoch sollte der September hinsichtlich Hitze nicht unterschätzt werden.
Besonders in den ersten Tagen ist – wenn auch nicht sehr wahrscheinlich – extreme Hitze mit über 35 Grad möglich. Ein Blick auf die Rekorde zeigt für das erste und zweite Drittel des Monats jeweils beachtliche 36,5 Grad in Jena aus dem Jahr 1911 und in Bühlertal aus dem Jahr 1947. Zuletzt fiel besonders das Jahr 2020 auf, wo es Mitte des Monats noch reihenweise 30er gab. Ende September wird die Luft für Werte um 30 Grad tatsächlich etwas dünner.
Oktober-Wetter und 30 Grad? Geht!
Wenn im September schon die Hitze-Luft dünn wird, wird sie im Oktober gewiss nicht gehaltvoller, aber man sollte die heiße Luft nicht gänzlich abschreiben. Das bewies das Jahr 2009. Am 7. Oktober wurden in Müllheim am Oberrhein 30,9 Grad gemessen – der amtierende Deutschlandrekord für diesen Monat und gleichzeitig der späteste Hitzetag, der in Deutschland bisher registriert wurde.
Der Frühherbst kann also tatsächlich sehr vieles: Von knüppeldicker Hitze im Altweibersommer bis hin zu Frost und Mittelgebirgsschnee. Diese Option liegt ja auch auf dem Tisch. Womit wir bei den Optionen und Spekulationen zum aktuellen Jahr wären.
Zeigt die Prognose von den Herbst 2022 auch Hitzetage?
Tatsächlich registrieren wir aktuell einen Hitzetag nach dem anderen. Ende August wird die Lage dann langsam etwas unklarer, manche Modellläufe berechnen aber weiterhin Hitze mit 30 oder sogar nahe 35 Grad. Letzteres wäre für diese Jahreszeit schon extrem, wenn wir an die oben genannten Rekorde zurückdenken.
Damit scheinen 30er auch Anfang September in diesem Jahr zumindest nicht ganz unwahrscheinlich. Untermauert wird diese These vom Status Quo in Südeuropa. Hier war es monatelang zu heiß und diese Hitze schwindet nicht so einfach. Gleiches gilt für das teils 4 Grad zu warme Mittelmeer, welches diese Überhitzung im Herbst an die Luft abgeben wird.
Dementsprechend erscheint es wenig überraschend, dass auch die experimentellen Langfristmodelle der Amerikaner (NOAA) und Europäer (EZMWF) einen zu warmen September und Oktober berechnen. Diese Temperaturabweichungen geben zwar keine Auskunft über die Höchstwerte einzelner Tage, gleichzeitig steigert eine erhöhte Durchschnittstemperatur aber die Wahrscheinlichkeit für Hitzetage. Und im Zweifel gilt: Im Herbst sind wir schlauer!
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(phe)