Wenn Bürger der Wissenschaft helfen

Smartphone-App spürt Folgen des Klimawandels auf

von Christian Häckl & Björn Alexander

Manche Apps, wie „Flora incognita", helfen nicht nur beim Bestimmen von Pflanzen. Sie liefern inzwischen wichtige Informationen an die Wissenschaft. Denn sie lassen Rückschlüsse über den Zustand der Vegetation oder den Befall von Schädlingen zu.

Pflanzenbestimmung: App macht Laien zum Profi

Einige Apps auf unseren Handys machen nicht nur schlauer, sondern liefern inzwischen zudem Informationen zum Fortschreiten des Klimawandels. Eine dieser Apps ist „Flora incognita”.

Entwickelt wurde die App von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Max-Planck-Instituts für Biogeochemie und der Technischen Universität Ilmenau. Und das Prinzip ist denkbar einfach: Blatt, Blüte oder Baum abfotografieren und binnen Kürze bekommen wir übermittelt, um welche Pflanze es sich dabei handelt.

Smarte Idee: Informationsfluss auch in die andere Richtung

Jetzt haben die Entwickler der App aber den Datenfluss auch andersherum gedreht. Sprich: User-Fotos können, gepaart mit weiteren Informationen, Rückschlüsse beispielsweise auf den Ort der Aufnahme, die Zeit und den Zustand der Pflanze liefern. Damit lassen sich weitere Dinge ableiten, wie der Beginn der Blüte in der Region oder ein Schädlingsbefall.

Hintergrund: „Citizen Science”-Projekt - alle helfen mit

Bei der App handelt es sich um ein sogenanntes „Citizen Science”-Projekt, also ein Projekt der Bürgerwissenschaft, bei dem wir alle Informationen zu wissenschaftlichen Arbeiten beisteuern können. Die von den Nutzern hochgeladenen Fotos und die damit verbundenen Infos wie Aufnahmezeitpunkt, Ort und Zustand der Pflanze werden schlussendlich gesammelt, wissenschaftlich analysiert und zwar vor allem unter nachfolgenden Gesichtspunkten.

Früherkennung invasiver Arten

Durch die Analyse der Daten können nicht heimische, also invasive Pflanzenarten frühzeitig identifizieren. Diese Arten können aufgrund des Klimawandels in neue Regionen vordringen und die lokale Flora bedrohen. Die App hilft dabei, solche Veränderungen zu erkennen und gegebenenfalls entsprechend Maßnahmen zu ergreifen, wie zum Beispiel beim Kirschlorbeer.

Verschiebung der Jahreszeiten

In Zeiten des Klimawandels beobachten wir, dass sich Jahreszeiten verschieben. Besonders relevant ist das in Bezug auf die Pflanzenwelt für den Frühling. Sehr milde bis warme Abschnitte im Februar und März führen dazu, dass die Vegetation immer früher mit dem Wachstum und der Blütezeit beginnen. Mithilfe der übermittelten Daten können wertvolle Rückschlüsse auf die regionale Verschiebung des Vegetationsbeginns, den sogenannten Phänologischen Frühlingsanfang, gemacht werden.

Überwachung von Schädlingsbefall

Ein weiterer Benefit in Bezug auf dass Biomonitoring ist die Überwachung von plötzlichem oder fortschreitenden Schädlingsbefall. Das gilt beispielsweise im Fall der Kastanie, die immer wieder unter den Miniermotten leidet.

Diese Informationen können für Umweltbehörden und die Wissenschaft von großem Nutzen sein, um möglicherweise entsprechende Gegenmaßnahmen zu ergreifen und Warnungen oder Handlungsanweisungen zu geben.

Kurzum: Apps wie „Flora Incognita” sind ein tolles Beispiel dafür, wie digitale Tools aktiv und sehr smart, also klug, zur Umweltforschung und dem Monitoring beitragen können.