Naturkatastrophe bringt tausendfachen Tod

Welle des Schreckens: Der tödliche Tsunami 2004 im Urlaubsparadies

von Oliver Scheel

Die Welt feiert Weihnachten. Doch was am 26. Dezember 2004 geschah, sollte für Millionen Menschen von einer Minute auf die nächste alles verändern. Um 7.58 Uhr bricht eine der größten Naturkatastrophen der jüngeren Menschheitsgeschichte los: Der Tsunami 2004.
Das passiert bei einem Tsunami

Diese Zahlen sind kaum vorstellbar

Die Zahlen sind gespenstisch: 230.000 Menschen sterben durch das Naturereignis, darunter auch mehr als 500 Deutsche, die sich an den Stränden Südostasiens aufhielten. Fast zwei Millionen Menschen werden obdachlos.

Das Seebeben vor der indonesischen Insel Sumatra erreicht eine Stärke von 9,1 – es ist das drittstärkste jemals verzeichnete Beben. Die Folgen sind gewaltig: Es entsteht eine mehr als 1.000 Kilometer lange Flutwelle, die sich durch nichts und niemanden aufhalten lässt.

Die Welle erreicht zunächst die indonesische Küste, doch sie setzt ihren Weg unbeirrt fort nach Thailand, Indien, Sri Lanka, gar bis Afrika und nach Chile. Fast überall sterben Menschen. Wo es eng wird für das Wasser, türmt es sich auf. Die höchste Welle wird in der Provinz Aceh registriert – sie ist etwa 50 Meter hoch. Fast die gesamte Bevölkerung des Dorfes Lhoknga wird ausgelöscht.

Tsunami: 30 Meter hohe Wellen sind "normal"

ARCHIV - Alexander Julkarnaen, 39, steht zwischen den Trümmern seines Hauses und Heimatortes in Banda Aceh (Archivfoto vom 09.01.2005). Bei der furchtbaren Tsunami-Katastrophe von  2004 kommen am zweiten Weihnachtstag mehr als 230.000 Menschen ums Leben. Gewaltige Flutwellen verwüsten innerhalb weniger Stunden die Küsten des Indischen Ozeans. Auslöser ist ein schweres Erdbeben der Stärke 9,1 vor der Küste der indonesischen Insel Sumatra. Mindestens 1,5 Millionen Menschen werden obdachlos. Foto: EPA/ANDY RAIN  (zu dpa-Paket: "Chronologie der Flutkatastrophe in Südasien 2004" vom 16.12.2009)  +++(c) dpa - Bildfunk+++
Flutkatastrophe in Südasien 2004: Kein Stein steht mehr auf dem anderen. Die Kraft des Wassers ist immens

Insgesamt sterben 230.000 Menschen, die meisten sind Indonesier. Mehr als 130.000 Indonesier kommen durch die Flutwelle ums Leben. Dort erreicht die Welle als erstes die Strände und die Kraft ist gewaltig. Indonesien – und da vor allem die Provinz Aceh mit der Hauptstadt Banda Aceh – kriegt die heftigsten Wellen ab. Sie sind zwischen 6 und 30 Metern hoch, Ausnahmen gehen noch höher. In Banda Aceh sterben 25.000 Menschen.

In Thailand schaffen es viele Wellen noch auf Höhen von 20 Metern. Wer sich in Strandnähe aufhält, ist verloren. Wer von den Wellen getragen wird, mag sich zwar über Wasser halten, viele Opfer werden aber von den umhertreibenden Bäumen, Autos, ganzen Holz- und Steinwänden oder Laternen erschlagen, denn der Kraft der Wellen hält nichts Stand.

Unvergessen die Videos von Menschen, die sich in höheren Häusern aufhalten und vom Balkon filmen, wie Menschen auf der Straße im Wasser zermalmt werden. Selbst auf Sri Lanka und Indien schafften es die Wellen noch auf 10 Meter Höhe.

Tausende Kilometer entfernt sterben Menschen

Zwischen den einzelnen Wellen gibt es einen heftigen Sog zurück ans Meer. Viele, die sich bereits in Sicherheit wähnten, wurden von dem zurückströmenden Wasser erwischt, das voller Schutt und Trümmern war.

Besonders verhängnisvoll war, dass es kein Warnsystem gab. Noch Stunden nach dem Seebeben gab es Tote. Die Welle brauchte mehr als sechs Stunden bis nach Somalia und Südafrika. Und die Menschen dort wussten nichts von dem schrecklichen Naturereignis. So starben auch noch in Somalia, Kenia und Tansania Menschen – völlig unnötig. In Somalia wurde die Küstenstadt Hafun vollständig zerstört.

Das Problem: Das pazifische Tsunami-Warnzentrum auf Hawaii warnte schon Minuten nach dem Beben vor einer Flutwelle, doch diese Information erreichte niemanden in den betroffenen Ländern.

Gewaltige Schäden an Infrastruktur und der Natur

ARCHIV - Ein Tsunami zerstört am 29.12.2004 am Strand gelgene  Bungalows auf der Insel Phi Phi in Thailand (Archivfoto vom 28.03.2005). Bei der furchtbaren Tsunami-Katastrophe von  2004 kommen am zweiten Weihnachtstag mehr als 230.000 Menschen ums Leben. Gewaltige Flutwellen verwüsten innerhalb weniger Stunden die Küsten des Indischen Ozeans. Auslöser ist ein schweres Erdbeben der Stärke 9,1 vor der Küste der indonesischen Insel Sumatra. Mindestens1,5 Millionen Menschen werden obdachlos. Foto: EPA/ STRINGER (zu dpa-Themenpaket: "Chronologie der Flutkatastrophe in Südasien 2004" vom 23.12.2009)  +++(c) dpa - Bildfunk+++
Flutkatastrophe in Südasien 2004

Die Schäden waren unermesslich. Um Seuchen zu vermeiden, wurden die Leichen in Massengräbern verscharrt. Unzählige Häuser waren zerstört, darunter Tempel, UNESCO-Weltkulturerbe, Museen. Auch die Natur nahm großen Schaden. Im Meer wurden Mangrovenwälder zerstört, Korallenriffe hielten der Wucht der Wellen nicht Stand. An Land wurde tonnenweise Humus weggespült.

Nach der großen Welle gab es auch eine Welle der Hilfsbereitschaft. Allein aus Deutschland kamen Privatspenden von 670 Millionen Euro. Viele Länder schickten Ärzte und Soldaten. Die Welt hielt zusammen nach dieser schrecklichen Naturkatastrophe. So ging der Wiederaufbau in vielen Regionen erstaunlich schnell vonstatten. In den Touristenorten Thailands erinnern heute nur noch Schautafeln an die Ereignisse von Weihnachten 2004.

(osc)