RTL-Meteorologe im Interview:
Darum ist die Hurrikan-Saison 2020 so extrem

Die Atlantische Hurrikan-Saison 2020 schreibt Geschichte. Nicht nur die Stürme entstehen wie am Fließband. Auch die Rekorde purzeln reihenweise. Das gilt vor allem für die Anzahl der Stürme. Inzwischen sind es 29. Wiederholt gab es dabei zwei oder sogar drei aktive Stürme gleichzeitig. Auch das ist in der Form ein Novum. Und das alles noch lange vorm Ende der Saison. Wir sprechen mit dem RTL-Meteorologen Björn Alexander über diese außergewöhnliche Hurrikan-Saison 2020 auf dem Atlantik.
Wie lange dauert die Sturm-Saison noch an?
RTL Meteorologe Björn Alexander: „Offiziell geht die Atlantische Hurrikan-Saison bis zum 30.November. Allerdings sind durchaus noch Stürme bis Ende Dezember möglich. So brachte beispielsweise die Hurrikan-Saison 2005, in der auch meteorologische Monster wie „Katrina”, „Wilma” oder „Rita” dabei waren, den letzten Sturm erst Ende Dezember. Damals war es „Zeta”.”
Zwei Tropenstürme gleichzeitig im November

Wo lag eigentlich der bisherige Rekord bei der Anzahl von Stürmen?
Björn Alexander: „Der stammte eben aus dem Jahr 2005. Damals waren es 28 Stürme, von denen 27 benannt wurden. Und auch die 2005er-Saison war schon so weit vom Durchschnitt entfernt, dass es eigentlich unglaublich war. Seinerzeit haben wir natürlich extrem viel über Hurrikan „Katrina” berichtet, der ja New Orleans extrem schwer getroffen hat.”
Im August 2005 traf Hurrikan "Katrina" New Orleans

Warum ist diese Saison 2020 so intensiv?
Björn Alexander: „Es gibt im Großen und Ganzen drei Ursachen.
- Die Wassertemperaturen sind deutlich über dem Durchschnitt. Im tropischen Atlantik, über dem die Stürme entstehen, sind es momentan rund ein bis zwei Grad überm jahreszeitlichen Durchschnitt. Damit ist grundsätzlich schon mal mehr Energie vorhanden.
- Die sogenannten Passat-Winde, dierelativ schwachen Winde in diesem Bereich nahe des Äquators. Sie können die Bildung der Stürme nicht wirklich stören. Die Gewitterkomplexe, aus denen die Tropenstürme hervorgehen, können sich besser zu größeren Clustern zusammenrotten.
- Der dritte Faktor ist das Klimaphänomen La Nina. Die kalte Schwester des bekannteren El Ninos ist momentan besonders ausgeprägt, was wiederum eine verstärkende Wirkung auf die Hurrikan-Aktivität im Atlantik hat.”

"Laura" ist einer der stärksten Stürme, der je auf die US-Küste traf.

Hat der Klimawandel ebenfalls etwas damit zu tun?
Björn Alexander: „Grundsätzlich können höhere Temperaturen durch mehr Energie die einzelnen Stürmen verstärken. Ebenfalls logisch ist eine längere Haltbarkeit der einzelnen Stürme. Inwieweit sich die Anzahl dadurch verändert, ist hingegen ein Punkt, der nicht ganz so klar ist. Hier spielen ja auch übergeordnete Wetterlagen, die beispielsweise die eben erwähnten Passatwinde, eine enorm große Rolle.”
Video: So entsteht ein Hurrikan
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