Kohlendioxid - aus gasförmig wird fest
CCS auf natürliche Art: Geniale Bakterien wandeln CO2 in Gestein um
Mit dem Wort Bakterien verbinden wir ja in der Regel nicht so viel Positives. Aber es gibt auch richtig nette, nützliche Bakterien und sogar welche, die uns im Kampf gegen den Klimawandel helfen können. Ein Forscherteam aus den USA hat jetzt nämlich vier Arten gefunden, die Kohlendioxid fressen und sehr schnell in Stein umwandeln. Bernd Fuchs erklärt das Phänomen im Klima Update.
1,5-Grad Ziel: Ohne CCS wird es nicht gehen
Diese Bakterien könnten künftig bei der unterirdischen Speicherung von CO2 helfen. Das CO2 wird nämlich als Gas in tiefe Höhlen oder auch Gesteinsschichten gepumpt, wo es dann bleiben soll, anstatt in die Atmosphäre zu gelangen. Die Technologie ist umstritten, aber laut Weltklimarat unumgänglich. Er geht davon aus, dass das 1,5-Grad Ziel ohne CO2-Abscheidung und -Speicherung, also nur mit CO2-Einsparungen, nicht mehr zu erreichen ist. In Deutschland wurde die CCS-Technologie lange abgelehnt und bisher erlaubt das Kohlendioxid-Speicherungsgesetz (KSpG) keine CO2-Endlagerung an Land oder im Meer. Ob das zu halten ist?
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Kohlendioxid im Meeresboden speichern - das Northern Lights Project aus Norwegen

Das Northern Lights Projekt, milliardenschwer gefördert von der norwegischen Regierung, zählt zu den ersten, die CCS im großen Stil durchführen wollen. Die Idee:
- CO2 aus Industrieanlagen abscheiden
- unter Druck verflüssigen
- mit Tankerschiffen nach Norwegen bringen
- und in Pipelines in den Meeresboden einbringen.
Es klingt so einfach: CO2 wird verflüssigt und für immer im Meeresboden gespeichert. Christian Häckl erklärt das Prinzip in einem älteren Klima Update.
CO2 speichern mit Betonpulver: Altes CCS-Verfahren neu entdeckt mit Beton
Es geht um ein uraltes Prinzip, CO₂ aus der Luft zu binden, neu entdeckt, mit Beton: Ein irisches Start-up nimmt Betonstaub und streut ihn auf Versuchsfelder. Die Gesteinskrümel verwittern und holen dabei mithilfe von Regenwasser Kohlendioxid aus der Luft. Wie also Beton, gemeinhin als Klimakiller bekannt, im Kampf gegen die Erderwärmung helfen könnte, erklärt Bernd Fuchs im Klima Update und zeigt auch, dass die Methode nicht unumstritten ist.
CCU statt CCS: Kohlendioxid als Rohstoff nutzen

Das für das Klima so schädliche Gas Kohlendioxid ist im Prinzip kein Abfallprodukt. Bäume und andere Pflanzen machen es vor, wie das CO2 durch Photosynthese sinnvoll umgewandelt werden kann. Müll hat die Natur eben nicht vorgesehen. Der Mensch hat nur das Gleichgewicht zerstört und muss jetzt zusehen, wie er es wieder in die Waage bekommt. Die Forschungen bei den CCU-Technologien (Carbon Capture and Utilization) laufen auf Hochtouren. Bernd Fuchs zeigt in einem vorherigen Klima Update einige Beispiele, wie CO2 heute schon genutzt werden kann.
Die Nachteile und Gefahren von CO2-Speicherung
Generell bietet die Umwandlung von CO2 in einen festen Aggregatzustand eine erhöhte Speichersicherheit bei der Einlagerung. Von daher könnten die oben beschriebenen Forschungsergebnisse tatsächlich einen großen Schritt nach vorne bringen. Denn in seinem gasförmigen oder flüssigen Zustand, kann CO2 beim Transport und bei der Speicherung entweichen. Die Folgen für Ökosysteme können laut Umweltbundesamt sein:
- Bei der unterirdischen Einspeicherung von Kohlendioxid kann oberflächennahes Grundwasser dadurch verunreinigt werden und versalzen, wenn es entweicht.
- Nach Austritt von CO2 aus einem tiefer gelegenen Speicher geht an der Oberfläche die Sauerstoffkonzentration zurück und kann zu einer Absenkung des pH-Werts führen. Dies kann sich nachteilig auf Mikroorganismen und das Pflanzenwachstum auswirken.
- Bei der Lagerung im Meeresboden wird bei Leckagen das CO₂ im Wasser gelöst und trägt zur Versauerung des Meerwassers bei. Wenn sich der pH-Wert ändert und die CO2-Konzentration im Wasser sich ändert können Meeresalgen, Fische und weitere Organismengruppen erheblich beeinträchtigt werden.
- Auch Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit und andere Schutzgüter und Sachgüter (z.B. Gebäude) sind denkbar.
Darüberhinaus sind die Verfahren und Anlagen für CCS teuer und selbst energieintensiv. Zudem besteht die Gefahr, wenn man fest auf CCS setzt, dass die Einsparung von CO2 vernachlässigt wird.
(bfu, ctr)



