Schnee und 20 Grad - das hält doch niemand aus

Wetterwahnsinn im März: Ist das noch normal?

von Claudia Träger

Es ist gerade ein ständiges Wechselspiel zwischen mild und kalt, Regen und Schnee. Kann sich das Wetter nicht mal entscheiden? Müsste es nicht längst klare Haltung zeigen und langsam aber sicher Richtung Frühling marschieren? Alles ganz normal, entwarnt Meteorologe Carlo Pfaff. Das Hin und Her ist üblich zu dieser Jahreszeit.

Im Video: Der Frühling wagt ein, zwei Vorstöße

Europa im März: Frühling im Süden, Winter im Norden

Europa im März: Frühling im Süden, Winter im Norden
Deutschland befindet sich gerade genau zwischen Frühling und Winter.

Im Frühjahr sind die Gegensätze zwischen kalter Polarregion und heißem Äquator noch sehr groß. Langsam aber rückt die Frühlingsluft mit den länger werdenden Tagen und der erhöhten Sonneneinstrahlung nordwärts vor. Im Mittelmeerraum blühen schon von Januar bis März die Mandelbäume. Nördlich des Polarkreises in Nordnorwegen setzt der Frühling oft erst Ende Mai oder Anfang Juni ein. Deutschland kann im März dazwischen immer mal einen Winter-Streifschuss aus dem Norden oder einen Vorgeschmack auf den Frühling aus dem Süden abbekommen.

Lese-Tipp: Warum es seit 2012 keinen Frühlingsbeginn mehr am 21. März gab

Luftmassengrenze zwischen kalt und warm über Deutschland

Eine Luftmassengrenze bildet sich zwischen Winter im Norden und Frühling im Süden.
So bildet sich die Luftmassengrenze über Deutschland.

Die Luftmassengrenze zwischen kalter Polarluft im Norden und der milderen Luft im Süden, die zum Teil sogar auch mal Frühlingsambitionen hat, hängt nun schon eine Weile über Deutschland fest. Dabei wird die Kaltluft vorübergehend mal weiter nordwärts abgedrängt, mal schwappt sie zurück in den Süden. Dass die Abfolge von warm und kalt gerade so zügig ist, liegt an der Serie von Tiefs, die über Deutschland von West nach Ost hinwegzieht. Da sind manche wirklich flott unterwegs, so dass die kalte Luft, aber auch die milde, oft nur einen Tag bleibt.

Die warme Vorderseite und die kalte Rückseite der Tiefs

Schematische Darstellung mehrerer Tiefdruckgebiete auf dem Noratlantik, über den Britischen Inseln und Westeuropa
So ein Tief wirbelt (auf der Nordhalbkugel) gegen den Uhrzeigersinn und bringt auf seiner Vorderseite warme Luft aus dem Süden mit.

Wenn das Tief anrückt, bringt es aus dem Süden mit einer kräftigen Südwestströmung, die milde Frühlingsluft mit. Wenn es weiter Richtung Osten zieht, saugt es kalte Polarluft aus Nordwest an. Und ein Ende dieses Wechselspiels ist erstmal nicht absehbar. „Bis Mitte nächster Woche auf jeden Fall nicht, so dass uns die durchwachsenen bis stürmischen und sehr abwechslungsreichen Zeiten vorerst erhalten bleiben. Dann mehren sich aber die Chancen auf erweiterte Gehversuche des Frühlings“, sagt Meteorologe Björn Alexander.

Lese-Tipp: Zu kalt und zu nass – aktuelle Langfristvorhersagen für das Frühjahr 2023

Schnee im März völlig normal

Holz-Osterhase im Schnee mit der Aufschrift: FROHE OSTERN - Ein ploetzlicher Winter- und Kaelteeinbruch bedeckt die Landschaft mit einer Schneedecke. - Schnee, Frost und Eis zum kalendarischen Fruehlingsbeginn an diesem Dienstag, dem 20. Maerz 2018,
Schnee, Frost und Eis zum kalendarischen Frühlingsbeginn am 20. März 2018 nahezu in ganz Deutschland.

Aber da die kalte Luft eben noch nicht weit weg ist, berechnen andere Modelle auch Szenarien, bei denen die Spätwinterluft Deutschland immer noch nicht los lässt. Und auch das wäre nichts Außergewöhnliches. „Zuletzt gab es Schnee in einem März für ganz Deutschland im Jahr 2018“, berichtet Carlo Pfaff. „Es ist sogar so, dass es beispielsweise in den großen Städten des Westens eher im März oder April mal noch Schneeschauer geben kann als im Dezember.“ Denn dann ist bei einer Nordwestströmung das Wasser der Nordsee noch kalt und die Luft kann sich auf dem Weg nach Deutschland nicht so erwärmen wie im ersten Wintermonat, wenn das Wasser noch recht warm ist.

Eine Vermutung, warum es so ungewöhnlich erscheint, hat Pfaff auch noch: „In Zeiten des Klimawandels werden die Winter wärmer und wenn es dann mal schneit, fällt es mehr auf.“

Unsere Wettertrends und Themenseiten

Sollten Sie Interesse an weiteren Wetter-, Klima- und Wissenschaftsthemen haben, sind Sie bei wetter.de bestens aufgehoben. Besonders ans Herz legen können wir Ihnen auch den 7-Tage-Wettertrend mit der Wetterprognose für die kommende Woche. Dieser wird täglich aktualisiert. Falls Sie weiter in die Zukunft schauen möchten, ist der 42-Tage-Wettertrend eine Option. Dort schauen wir uns an, was auf uns in den kommenden Wochen zukommt. Vielleicht interessiert Sie eher wie sich das Klima in den vergangenen Monaten verhalten hat und wie die Prognose für das restliche Jahr aussieht. Dafür haben wir unseren Klimatrend für Deutschland.

Damit Sie auch unterwegs kein Wetter mehr verpassen, empfehlen wir unsere wetter.de-App für Apple- und Android-Geräte.

(ctr)