Was passiert auf der Klimakonferenz COP30?

Planet vor Profit: Mehr als 80 Länder wollen „Fahrplan raus aus Öl, Kohle und Gas”

von Oliver Scheel

Weltklimakonferenz COP30
Damit die Welt wenigstens in Teilen so schön bleibt wie hier am Amazonas, haben mehr als 80 Länder einen „Weg aus den fossilen Energien” vorgezeichnet

Die Klimakonferenz arbeitet dieses Jahr relativ ruhig - vielleicht ein gutes Zeichen. Hinter den Kulissen scheint es relativ seriös zu Werke zu gehen. Eine bedeutende Initiative gibt es bereits: Mehr als 80 Länder haben sich auf eine „Roadmap” verständigt - einen Weg raus aus den fossilen Energien, darunter auch Deutschland.

„Befreiung”: Ohne die Fossilen wird Vieles günstiger

Weltklimakonferenz COP30
Brasilien Präsident Lula fordert ein konkretes Ergebnis der COP in seinem Land.

Auf der Weltklimakonferenz COP30 setzt sich Deutschland zusammen mit Dutzenden anderen Staaten für einen Fahrplan zur Abkehr von Öl, Gas und Kohle ein. Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva sagte, es sei an der Zeit für einen Fahrplan, wie die Menschheit ihre Abhängigkeit von Öl, Gas und Kohle überwinden sowie die Entwaldung stoppen und umkehren könne. „Wir dürfen Belém nicht ohne Entscheidungen zu diesen Fragen verlassen”, schrieb der linke Politiker in einer Grußbotschaft an den sogenannten Gipfel der Völker, zu dem sich Hunderte Nichtregierungsorganisationen getroffen hatten. „Es ist dringend.”

Umweltminister Carsten Schneider (SPD) sagte in Belem, es gehe darum, sich von fossilen Energieträgern „zu befreien”. Der Übergang zu einer Welt ohne Fossile berge enorme Chancen: „Er kann den Zugang zu Energie verbessern, die Preise für Haushalte und Unternehmen senken und unsere Energiesicherheit stärken”, so der Minister. Gegen einen solchen Plan wehren sich unter anderem reiche Golfstaaten wie Saudi-Arabien, die mit Öl und Gas weiterhin viele Milliarden verdienen.

Abkehr von den Fossilen eine Chance für die Wirtschaft

Dass die Welt sich von den fossilen Energieträgern verabschieden soll, hat die UN-Klimakonferenz in Dubai bereits vor zwei Jahren beschlossen – aber konkret mit Zwischenzielen und Fristen ist das nicht hinterlegt. Nun kommt endlich Bewegung in die Sache. Einen verbindlichen Fahrplan raus aus den fossilen Energien - das wäre ein tolles Ergebnis für die Klimakonferenz.

Voran gehen derzeit Deutschland, Dänemark, Frankreich, Großbritannien, Kolumbien und die enorm vom Klimawandel bedrohten Länder Kenia, Sierra Leone und die Marschall Inseln. Kolumbien rief die Welt auf, sich an der Ausarbeitung dieses Plans zu beteiligen. Dass Kolumbien aussteigen will, ist erstaunlich, denn das Land verfügt über riesige Mengen an Kohle. Kolumbien hat aber auch viel Regenwald - und sich entschlossen, die Natur zu schützen. Planet vor Profit.

Großbritannien sprach davon, dass der Fahrplan sowohl eine Entscheidung für die Natur als auch für die Wirtschaft sei. Denn die erneuerbaren Energien sind die billigen und die Abhängigkeiten von Autokratien wie Russland und Saudi-Arabien können dann der Vergangenheit angehören.

Viele positive Signale

Viele Entscheidungsträger, auch aus der Privatwirtschaft, schaffen ohnehin schon Fakten. Mehr als 60 kirchliche Institutionen zum Beispiel ziehen ihr Geld aus Anlagen in fossile Energieträger wie Kohle, Öl und Gas ab – in Deutschland sind unter anderem die Evangelische Kirche und fast alle Landeskirchen dabei. „Es ist höchste Zeit, Investitionen aus fossilen Energieträgern abzuziehen und in eine gerechte, nachhaltige Zukunft zu investieren”, hieß es aus Belem.

Positive Signale gibt es auch von Südkorea, einem Land, dass sich dem grünen Wandel bisher immer sehr verschlossen gegenüber zeigte. Südkorea verpflichtete sich am Rande der COP30 dazu, keine neuen Kohlekraftwerke mehr zu bauen und seinen Bestand an Kohlemeilern schrittweise zu reduzieren.

Mutirao - ein brasilianisches Erfolgsrezept?

Aus Verhandlungskreisen und von Beobachtern heißt es, dass ein Gewinner der UN-Klimakonferenz schon feststehe: die Demokratie. Es gebe lebhafte und sichtbare Proteste in der Stadt und auf dem Wasser. Und die Senatoren aus den USA, die trotz der Abwesenheit einer offiziellen Delegation nach Belem schafften, wurden mit offenen Armen empfangen. Das sei ein Ergebnis der „Mutirao”.

Mit „Mutirao” - auf brasilianischem portugiesisch eine „gemeinsame Anstrengung” versucht die Leitung der Klimakonferenz alle ins Boot zu holen. So sei „Mutirao mehr als die Summe seiner Einzelteile”, wie es Brasiliens Direktorin der Klimaabteilung im brasilianischen Außenministerium, Liliam Chagas, formulierte.

Verwendete Quellen: Eigene Wetter.de-Recherche und Agenturen dpa und AFP