Herbstmythen - was stimmt, was ist Humbuk?

Wetter-Mythen und Redewendungen im Herbst im Faktencheck

von Oliver Hantke

Herbstwetter in Rhheinland-Pfalz
Real oder irreal? Die Herbsmythen im Check.

Viele Herbstmythen sind volkstümliche Erzählungen und symbolische Deutungen der Natur, die oft ohne realen Hintergrund sind. Einige Mythen haben aber dennoch einen wahren Kern, während andere klar als Aberglaube oder reine Fantasie entlarvt werden können. Hier sind die uns bekanntesten Mythen:

Wetter- und physikalische Herbstmythen

Mythos 1: Kaltes Herbstwetter macht uns krank
Kaltes Wetter soll direkt zu einer Erkältung führen. Tatsächlich werden Erkältungen aber nicht durch tiefe Temperaturen verursacht, sondern durch Viren. Aber durch das kalte Wetter wird die Verbreitung von Viren gestärkt, wodurch die Ansteckungsgefahr steigt. Geeignete Kleidung, eine Maske bei großen Menschenansammlungen in Innenräumen und regelmäßiges Händewaschen sind die besten Schutzmaßnahmen.

Mythos 2: Im Herbst braucht man keinen Sonnenschutz
Auch wenn die Sonne nicht mehr so lange scheint und nicht mehr so hoch am Himmel steht, die hautschädigenden UV-Strahlen sind das ganze Jahr über vorhanden. Einziger Vorteil im Herbst – die Haut hat sich schon an die Sonne gewöhnt und ist meist an Kopf, Hals und Armen vorgebräunt. Trotzdem ist es wichtig, auch im Herbst einen geeigneten Sonnenschutz zu verwenden, um das Risiko von Hautschäden, Hautkrebs und vorzeitiger Hautalterung zu verringern.

Mythos 3: Vitamin D ist im Herbst nicht so wichtig
Das ist völlig falsch. Vitamin D ist immer und zu jeder Jahreszeit ein echter Stimmungsaufheller! Dieses Sonnenvitamin ist sehr wichtig für die Knochengesundheit und unterstützt das Immunsystem. Und selbst an bewölkten Tagen kommt genügend UVB-Strahlung durch die Wolken, um die Vitamin-D-Synthese zu ermöglichen. Und diese natürliche Quelle gilt es zu nutzen. Also bitte bei jedem Wetter regelmäßig im Freien aufhalten.

Mythos 4: Die Insekten sterben im Herbst weg
Das stimmt nicht. Denn viele Insekten haben ausgeklügelte Überlebensstrategien. Sie überwintern als Ei, Larve oder erwachsenes Tier. Schmetterlinge zum Beispiel können als Raupe oder Puppe überwintern. Auch viele Käfer und Bienen haben Mechanismen entwickelt, um die kalten Monate zu überstehen. Der Herbst ist also für viele Insekten nicht das Ende.

Mythos 5: Im Herbst dreht sich die Erde schneller
Im Herbst dreht sich die Erde tatsächlich ein wenig schneller! Denn Milliarden Blätter, die von den Bäumen fallen, sind wie Eiskunstläufer, die ihre Arme anziehen und dann an Geschwindigkeit zunehmen. Aber keine Angst, wir werden davon gar nichts merken, denn es sind nur Nanosekunden. Eine Nanosekunde ist 0,000000001 Sekunde (mit 8 Nullen hinter dem Komma!)! Aber es ist trotzdem ein gewaltiges Gewicht, was da auf die Erde fällt: Die Laubmenge beträgt 14 bis 18 Millionen Tonnen (eine Zahl mit 6 Nullen vor dem Komma!).

Mythos 6: Den Herbstblues kann keiner vermeiden
Der Herbstblues wird oft mit dem Rückgang der Sonnenstunden in Verbindung gebracht. Es stimmt zwar, dass weniger Sonnenlicht den Serotoninspiegel beeinflusst, aber es gibt ja Gegenmaßnahmen. Dazu gehört regelmäßige Bewegung an der frischen Luft, eine ausgewogene Ernährung, eine gemütliche Herbstecke mit Lichterketten und Kerzen einrichten und/oder soziale Aktivitäten wie Sport und Verabredungen öfter einplanen. Das sind doch regelrechte Stimmungsaufheller, oder?

Mythos 7: Allgemeines Lebensrisiko im Herbst
Was bedeutet das denn jetzt? Wenn vom „allgemeinen Lebensrisiko” gesprochen wird, geht es sich nicht um Krankheiten, sondern um herunterfallende Früchte im Herbst. Deswegen sollten wir im Herbst unser Auto nicht unter einer Kastanie oder eine Eiche parken. Denn es kann passieren, dass das Auto von herunterfallenden Früchten getroffen wird. Entstehen dabei Dellen, sind die leider nicht versichert und wir müssen die Instandsetzung selbst bezahlen. Es gehört zum „allgemeinen Lebensrisiko”, dass herunterfallende Früchte auf Autos fallen.

Video: Kältemythen - welche stimmen und welche nicht?

Herbstmythen in bekannten Redewendungen

Und hier noch Beispiele von bekannten Redewendungen, die ebenfalls Herbstmythen beinhalten. Solche Mythen halten sich oft hartnäckig, entbehren aber einer wissenschaftlichen Grundlage und können klar widerlegt werden.

  • „Wer sich mit nassen Haaren im Herbst draußen aufhält, wird krank“
    Wissenschaftlich belegt ist, dass Erkältungen durch Viren verursacht werden und nicht durch Kälte oder Nässe allein. Feuchte Haare machen nicht direkt krank.
  • „Nebel ist besonders ungesund oder giftig“
    Nebel besteht aus extrem kleinen Wassertropfen und ist für gesunde Menschen absolut ungefährlich. Lediglich bei extremer Luftverschmutzung oder bei Atemwegserkrankungen kann es gefährlicher werden. Der Mythos, dass Nebel selbst Krankheitserreger transportiert, stimmt nicht.
  • „Herbstlaub zieht Schädlinge und Krankheiten magisch an“
    Laub im Garten ist kein „Krankenherd“, sondern ein natürlicher Teil des Ökosystems. Es bietet Unterschlupf für Igel und andere Tiere, fördert die Bodenfruchtbarkeit und beinhaltet keine spezifischen Krankheitserreger, die für Menschen gefährlich wären
  • „Pilze im Herbst sind generell giftig“
    Tatsächlich sind viele Herbstpilze essbar und sogar gesund. Der Mythos entstand sehr wahrscheinlich aus reiner Vorsicht, weil einige Arten tatsächlich gefährlich sind. Aber viele Pilze in unserem Land sind ungiftig, solange wir sie richtig bestimmt haben.
  • „Irrwurzen oder magische Wurzeln, die Wanderer in die Irre führen“
    Dieser Mythos ist Teil der Sagenwelt – tatsächliche „Irrwurzeln” gibt es botanisch und naturwissenschaftlich nicht. Dass Menschen im Wald ohne Orientierung umherirren, passiert zwar in der Realität, hat aber natürliche Ursachen wie Nebel, Dunkelheit oder das Verwischen von Wegen.
  • „Kalte Füße im Herbst verursachen Blasenentzündung“
    Kalte Füße allein führen nicht direkt zu einer Blasenentzündung. Auch hier brauchen wir Bakterien als tatsächlichen Auslöser. Kälte kann aber das Immunsystem schwächen und einen Infekt begünstigen, ist jedoch nie die alleinige Ursache.

Video: Herbstgefahren auf den Straßen

Ergebnis des Faktenchecks zu den Herbstmythen

Herbstmythen sind faszinierend, aber meist symbolische oder psychologische Deutungen. Einen konkreten wissenschaftlichen Beweis für die angenommenen übernatürlichen Ursachen gibt es nicht. Dennoch liefern reale Naturphänomene wie Nebel, Sinnestäuschung oder Orientierungslosigkeit in Wäldern, den Nährboden für viele dieser Erzählungen.