Gewitterfront zieht Richtung Balkan
Unwetter, Hitze, Brände: Von Adria bis Ägäis ist das Wetter komplett aus dem Takt
Zwischen Blitz, Bränden und sintflutartigem Regen zeigt der Sommer in Südeuropa sein wildes Gesicht. Während sich in Italien und am Balkan teils gewaltige Gewitter entladen, liegen Griechenland und die Türkei unter einer schweren Hitzeglocke. Die Folge: Waldbrände, Evakuierungen – und Wetterprognosen, die keine Entwarnung geben.
Gewitter-Streifen von Norditalien bis Rumänien
Über der Adria hat sich eine regelrechte Gewitterstraße gebildet. Von Nord- und Mittelitalien, wie beispielsweise Bozen, bis nach Bosnien-Herzegowina reicht eine instabile Luftmasse, die für teils extreme Wetterlagen sorgt. Vor allem rund um Bologna bis zur Adriaküste meldet der Wetterdienst lokal Unwetter mit 40 bis 100 Litern Regen pro Quadratmeter binnen kurzer Zeit.
Auch Kroatien und Bosnien bekommen kräftige Schauer ab, teils begleitet von Hagel und Sturmböen. Der Boden kann die Wassermassen kaum noch aufnehmen. Hier sind punktuell bis zu 80 Liter drin, was vor allem in urbanen Gebieten mit reichlich versiegelten Flächen für Überschwemmungen sorgen kann. Am Dienstag verlagert sich das Unwetterband ostwärts. Dann könnten Serbien, Rumänien und Bulgarien in den Fokus rücken. Auch hier können Gewitter lokal kräftig ausfallen, begleitet von Platzregen und kurzen Sturmböen.

Italien: Regen im Norden, Brände im Süden
So gegensätzlich kann Wetter sein. Während in Norditalien die Pegel steigen, brennt es auf Sardinien und in Sizilien weiter. Besonders dramatisch war der Sonntag im Süden Sardiniens bei Villasimius: Ein neuer Brand zwang Badegäste zur Flucht, Autos brannten aus, ein Strand musste geräumt werden. Die italienische Feuerwehr meldet für diesen Sommer schon jetzt 33.000 Vegetationsbrände – über 8.000 mehr als im Vorjahr.
Griechenland: Gluthitze mit Wind – gefährliche Mischung
In Griechenland sank die Temperatur zwar wieder etwas – auf „nur noch” 30 bis 35 Grad – doch die Brandgefahr bleibt hoch. Vor allem auf Kythira, Kreta und Euböa sorgt der Wind für kritische Bedingungen. 55 neue Feuer wurden am Sonntag registriert, fünf davon sind noch aktiv. Besonders im Westen, etwa auf der Peloponnes, lagen die Höchstwerte erneut über 40 Grad. Die Hitze ist dabei nur ein Teil des Problems: In der ausgetrockneten Landschaft reichen ein Funke und eine Windböe, um ganze Landstriche in Brand zu setzen.
In Kythira wurde am Wochenende ein Großteil der Insel evakuiert. Feuerwehrleute und Löschflugzeuge sind weiter im Dauereinsatz, unterstützt von internationalen Teams. Auch in Athen und Umgebung wurden Dörfer geräumt. Zwar soll der Wind in den nächsten Tagen etwas nachlassen – doch für viele Regionen bleibt die Waldbrandwarnstufe auf „sehr hoch”.
Waldbrände in südlichen EU-Mitgliedstaaten bis 2023

Türkei: 50,5 Grad - Wetterextreme mit Rekordhitze
Silopi meldete am Freitag den neuen Allzeit-Hitzerekord der Türkei: 50,5 Grad. Auch in Bursa und Kahramanmaras lagen die Werte am Wochenende bei über 40 Grad. Die Feuerwehr kämpft mit großflächigen Bränden – vier große Feuer sind weiter aktiv. In Bursa allein waren am Sonntag mehr als 850 Löschfahrzeuge, Flugzeuge und Hubschrauber im Einsatz. Der starke Wind macht es fast unmöglich, die Brände unter Kontrolle zu bringen.
Ansonsten herrschen an der türkischen Mittelmeerküste stabile Verhältnisse mit Sonne pur. Allerdings bleibt die Hitze extrem. Rund um Antalya und Side kratzt das Thermometer weiterhin an der 40-Grad-Marke. Im Osten und Südosten der Türkei ist es stellenweise sogar noch heißer – dort sind erneut Spitzenwerte um die 45 Grad möglich. Die Hitzebelastung ist hoch, besonders in Städten. Entlastung? Vorerst nicht in Sicht.
Frankreich: Wind treibt das Feuer an der Mittelmeerküste
Ein weiterer Hotspot: Südfrankreich. Bei Port-la-Nouvelle brannten am Wochenende 630 Hektar Wald und Buschland. Auch hier: starke Winde, trockene Böden, hohe Temperaturen. Etwa 1.000 Menschen wurden in Sicherheit gebracht, mehrere Häuser und Ziegenställe gingen in Flammen auf. Die Feuerwehr konnte den Brand zwar eindämmen, aber noch nicht vollständig löschen.
Entspanntes Sommerwetter in Spanien und Portugal
Deutlich entspannter zeigt sich das Wetter westlich der Unwetterzone. In großen Teilen Frankreichs überwiegt meist ruhiges und freundliches Sommerwetter. Spanien und Portugal präsentieren sich weiterhin von ihrer schönsten Seite: viel Sonne, kaum Wolken und Temperaturen, die sich in den 30ern einpendeln. Ideal für alle, die einfach nur Sonne tanken wollen – ohne nasse Überraschung.
Hier klicken: Aktuelle Wetterprognose für Frankreich, Spanien und Portugal
Ein Sommer der Extreme
Regen in Sintflut-Stärke, Temperaturen wie in der Wüste und ein Dauereinsatz für Feuerwehrleute von der Côte d’Azur bis zur Ägäis. Europa erlebt gerade einen Sommer, der das ganze Repertoire an Wetterextremen auffährt – und das alles gleichzeitig. Von Entspannung keine Spur: Auch in den kommenden Tagen bleibt es in vielen Regionen unbeständig, heiß oder gefährlich trocken.
Und bei uns in Deutschland? Wann kommt das Sommerwetter mit Sonne zurück?
(avo)