„COP der Wahrheit” hat nicht geliefert

Klimakonferenz COP30 zu Ende: Die Erfolge und die Misserfolge von Belem

von Oliver Scheel

Climate COP30
Die COP ist zu Ende, die 1,5-Grad Erwärmung sind aber bald erreicht.

Eines ist klar: Ein Erfolg war die COP30 in Belem nicht. Zehn Jahre nach dem Durchbruch von Paris hatte sich die brasilianische Leitung einen ähnlichen Moment erträumt. Doch die Öl-Staaten blockieren so gut sie können. Was bleibt nun von der „COP der Umsetzung und der Wahrheit”? Wer geht voran, wer bremst - und vor allem: Wie geht es jetzt weiter?

Die COP hat nicht geliefert, aber...

Brasilien wollte liefern - allein die Wahl des Austragungsortes sollte zu einem Symbol werden. Eine Stadt am Amazonas, keine reiche Stadt, sondern eine, die mit den Problemen des Klimawandels und der Abholzung der Regenwälder voll konfrontiert wird. Zum Symbol wurden am Ende der Brand innerhalb des Konferenzgeländes und die undichten Dächer bei den sintflutartigen Schauern, die über der Stadt niedergingen. Es ging einiges schief in Belem, das Ganze wurde befeuert durch die unnötige Aussage von Kanzler Friedrich Merz, der meinte, es seien alle froh gewesen, wieder aus Belem rausfliegen zu dürfen.

Was also bleibt? Einige Erkenntnisse bleiben: Ja, die COP hat nicht geliefert. Denn es fehlt das klare Bekenntnis zum Ausstieg aus den fossilen Energien. Wenn wir weiter Öl, Kohle und Gas verfeuern, werden die Temperaturen weiter steigen. Zur Erinnerung: Die Menschheit hat es geschafft, die CO2-Konzentration in nur 70 Jahren um 50 Prozent zu erhöhen. Die Konsequenzen erleben wir jeden Tag: Leergelaufene Stauseen im Iran, Überflutungen in Thailand, Stürme in Australien, Tote durch Überschwemmungen und Erdrutsche in Vietnam. Das sind die News dieser Woche.

Die CO2-Konzentration steigt und steigt
Die CO2-Konzentration steigt und steigt

„Gegenwart geht in Rauch auf”

Und dennoch konnte sich die Welt nicht auf einen Fahrplan raus aus den fossilen Energien einigen. „Obwohl die Gegenwart zunehmend in Rauch aufgeht, konnten sich die Regierungen nicht auf eine Abkehr von veralteter Technologie einigen“, sagte Julia Pongratz von der Ludwig-Maximilians-Universität München, die Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats für Natürlichen Klimaschutz der Bundesregierung ist.

Climate COP30 Fire
Feuer im Konferenzgelände

Ähnlich verhalten äußerte sich der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, Johan Rockström: „In nur fünf bis zehn Jahren werden wir voraussichtlich die 1,5-Grad-Grenze überschreiten mit gravierenden Folgen für Milliarden Menschen, die unter zunehmenden Wetterextremen leiden, und mit Blick auf mögliche Kipppunkte, etwa im Amazonas oder in den tropischen Korallenriffen. Leider setzt die COP30 die Entwicklung der vergangenen Jahre fort und nährt erneut falsche Hoffnungen. Was wir brauchen, ist echte Umsetzung: ein glaubwürdiger Plan mit wirksamen Politiken und Regulierungen, beginnend mit einem beschleunigten, geordneten und gerechten Ausstieg aus fossilen Energien. Das wäre echte Hoffnung.”

Es gibt aber auch Zeichen der Hoffnung

Apropos Hoffnung, es lief nicht alles schlecht in Brasilien. „Auch wenn das Ergebnis in Belém noch weit von dem entfernt ist, was nötig wäre, wurde doch ein bedeutender Fortschritt erzielt. Das Pariser Abkommen wirkt. Und die in Dubai vereinbarte Abkehr von fossilen Brennstoffen nimmt Fahrt auf”, kommentierte Jennifer Morgan, die ehemalige Sonderbeauftragte für internationale Klimapolitik der Bundesregierung, die Ergebnisse der Konferenz. Von wichtigen Fortschritten sprach Reimund Schwarze vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig: „Die Anpassungsfinanzierung soll rasch verdoppelt und bis 2035 verdreifacht werden. Besonders erleichtert bin ich darüber, dass es Donald Trump nicht gelungen ist, den internationalen Prozess zu untergraben.”

Positiv ist weiterhin, dass 118 Staaten ihre aktualisierten Klimapläne (NDCs) vorgelegt haben. Und mehr als 80 Staaten unterstützten den Vorstoß für eine Roadmap zum Ausstieg aus den fossilen Energien. Darüber hinaus stellen sich mehr als 90 Länder hinter die Forderung nach einem Fahrplan zur Beendigung der Entwaldung. Das alles zeigt: Ein Großteil der Welt hat verstanden!

Vor allem die Öl- und Gas-Staaten bremsen

Die größten Bremser - neben den gar nicht anwesenden USA - sind vor allem die Länder, die ihr Geld mit dem Verkauf von Öl und Gas verdienen. Jeden Tag machen sie etwa 3 Milliarden Dollar Gewinn. Davon wollen sie nicht abrücken. Saudi-Arabien, Russland und Nigeria, aber auch die energiehungrigen Länder China und Indien verweigern sich einem Ende der Fossilen.

Und viele Schwellen- und Entwicklungsländer sind auch skeptisch, denn sie befürchten hohe Kosten beim Umbau auf Erneuerbare, die sie nicht einfach so stemmen können. „Viele Staaten des Globalen Südens benötigen erhebliche Unterstützung bei der Umsetzung der Energiewende. Die wohlhabenden Staaten stellen diese bisher nicht annähernd in erforderlichem Umfang zur Verfügung”, sagte Wolfgang Obergassel vom Wuppertal Institut. Diese Länder brauchen aber Hilfe. Der gesamte Kontinent Afrika beispielsweise trägt nur 4 Prozent der Emissionen, leidet aber stark unter der Klimakrise. Hier muss die Welt zusammenstehen.

Für die kommende COP in der Türkei steht jetzt schon eine Sache auf der Agenda: Der Fahrplan raus aus den Fossilen - dieses Thema wird nicht mehr verschwinden. Der Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas ist für 2026 gesetzt.

Verwendete Quellen: eigene Recherchen