Welche Route passt? Wo starten? Hier gibt’s den Überblick
Pilgern 2025 – das große Abenteuer Jakobsweg planen

Der Entschluss steht: Es geht auf den Jakobsweg. Ob klassisch durch Nordspanien oder auf einem der zahllosen Zubringer in Frankreich, Deutschland oder Portugal – wer 2025 pilgern will, sollte jetzt anfangen zu planen. Denn zwischen Vorfreude und Fußblasen liegt eine gute Portion Vorbereitung:
Es gibt viele Jakobswege
Der Jakobsweg ist nicht der eine Weg, sondern ein ganzes Netz aus Routen, die alle dasselbe Ziel haben: Santiago de Compostela. Je nach Zeit, Erfahrung, Kondition – und Lust auf Gesellschaft oder Einsamkeit – lohnt sich ein genauerer Blick auf die bekanntesten Strecken:
Camino Francés – der Klassiker unter den Klassikern
- Start: Saint-Jean-Pied-de-Port (Frankreich)
- Länge: ca. 780 km
Dieser Weg ist das Herzstück des modernen Pilgerbooms. Er führt durch die Pyrenäen, Navarra, die kastilische Hochebene und Galicien – mit weltbekannten Pilgerorten wie Pamplona, Burgos, León und dem Cruz de Ferro. Gute Infrastruktur, viele Herbergen, viele Pilger. Ideal für Erstpilger mit Lust auf Begegnungen. In der Hochsaison allerdings sehr voll.
Camino Portugués – mild, grün und etwas ruhiger
- Start: Porto oder Lissabon
- Länge: ab Porto ca. 260 km, ab Lissabon ca. 620 km
Wer südlich beginnt, läuft durch Portugal – charmante Dörfer, Kopfsteinpflaster, Eukalyptuswälder und alte Römerstraßen. Der Abschnitt ab Porto ist besonders beliebt, weil kompakt und landschaftlich schön. Zwei Varianten: der klassische Camino Central oder der Camino da Costa entlang des Atlantiks mit Meerblick und Meeresrauschen.
Camino del Norte – wild, rau, atemberaubend
- Start: Irún (nahe französischer Grenze)
- Länge: ca. 825 km
Küstenroute für Naturfans und Konditionsstarke. Hier geht es hoch und runter – durch Kantabrien, Asturien und Galicien, vorbei an Steilküsten, Fischerorten und grünen Bergen. Anspruchsvoller als der Camino Francés, aber dafür mit viel Ruhe, frischer Luft und weniger Trubel.
Camino Primitivo – der Ursprungspfad
- Start: Oviedo
- Länge: ca. 320 km
Der älteste aller Wege – König Alfons II. soll ihn im 9. Jahrhundert begangen haben. Kurz, aber heftig: teils steile Anstiege durch die asturischen Berge, einsame Etappen, spektakuläre Ausblicke. Viel Natur, wenig Ablenkung – perfekt für erfahrene Wanderer und Suchende, die bewusst Abstand zum Massentourismus suchen.
Weitere Varianten für Abenteuerlustige:
- Via de la Plata (Sevilla – Santiago, über 1.000 km): durch Andalusien, Extremadura und Kastilien – heiß, lang, ruhig
- Camino Inglés (Ferrol – Santiago, ca. 120 km): kurz, ursprünglich, oft in einer Woche machbar
- Jakobswege in Deutschland: z. B. von Würzburg, Speyer, Berlin oder Köln – gut beschildert, oft unterschätzt, perfekt als Vorbereitung oder eigene Reise. Wer früh startet, kann sogar bis nach Santiago durchlaufen.
Gut zu wissen: Auf dem Jakobsweg pendelt sich die Tagesetappe meist zwischen 20 und 25 Kilometern ein – das ist so etwas wie der inoffizielle Standard. Manche gehen weniger, andere marschieren locker 30 Kilometer oder mehr. Entscheidend ist: Tempo, Terrain und Tagesform.
Gerade in der ersten Woche ist weniger oft mehr. Da reichen auch 15 Kilometer. Der Körper braucht Zeit, um sich an das Gewicht des Rucksacks, die gleichmäßige Belastung und das tägliche Laufen zu gewöhnen. Wer’s übertreibt, riskiert schnell Blasen, Überlastung oder Schmerzen an Knien und Hüfte. Außerdem: Höhenmeter zählen doppelt. In den Pyrenäen oder auf dem Camino Primitivo sind 20 Kilometer mit 800 Höhenmetern gefühlt wie 30. Das Wetter spielt auch mit. 25 km bei 15 Grad sind angenehm. Bei 38 Grad in der Mittagssonne fühlt es sich an wie ein kleiner Höllenritt. Die Herbergsdichte entscheidet ebenso. Manchmal gibt es schlicht keine Unterkunft nach genau 22,5 km – also muss man vielleicht noch ein paar Kilometer dranhängen.
Für den Überblick:
Anfänger: 15–20 km
Durchschnitt: 20–25 km
Ambitionierte: 25–30+ km
Entscheidend: Hören, was Beine und Füße sagen.
Wann ist die beste Zeit?
Frühling (April bis Juni) und Spätsommer (September/Oktober) gelten als ideal: nicht zu heiß, nicht zu voll. In der Hochsaison Juli–August ist’s auf dem Camino Francés oft brechend voll – Bettenmangel und 40 Grad inklusive.
Was muss in den Rucksack?
Weniger ist mehr. Faustregel: Maximal 10 % des Körpergewichts. Das heißt: keine Bücherstapel, keine fünf T-Shirts, keine „für den Fall“-Gadgets. Stattdessen:
- gute, eingelaufene Schuhe
- zwei Garnituren Kleidung
- Regenjacke & Sonnenhut
- Pilgerausweis (Credencial) – gibt’s über Pilgervereine
- Erste-Hilfe-Set, Blasenpflaster (Notrufnummer (112) funktioniert EU-weit)
- Kleines Mikrofaserhandtuch, Stirnlampe, Ohrstöpsel
Unterwegs – was erwartet einen?
Pilgerherbergen (Albergues) gibt es entlang fast aller Routen – meist einfach, oft günstig (5–15 €), manchmal gegen Spende. Plätze werden nicht reserviert, wer spät kommt, schläft manchmal auf Matten. Wer mehr Komfort sucht, kann Hostels oder kleine Pensionen vorbuchen – besonders in der Hauptsaison ist das vielleicht auch ratsam.
Essen? Günstig und lecker – Pilgermenü für 10–15 €, das Frühstück ist oft spärlich. Supermärkte gibt’s aber fast überall. Auch Wasserstellen, Apotheken und Wifi sind entlang des Jakobsweges ausreichend verfügbar. Wer ein bisschen Gesellschaft braucht, findet in der Pilgergemeinschaft bestimmt den richtigen Wegbegleiter: Ob stille Einzelgängerin oder gesprächiger Wanderkumpel – der Camino bringt sie alle zusammen.

Schon in der Vorbereitung wichtig
- Je nach Route 2 bis 6 Wochen einplanen
- Route grob festlegen und erste Etappen recherchieren
- Trainieren! Schon vorher öfter mal, besser regelmäßig wandern – mit Rucksack
- Pilgerausweis bestellen
- Reiserücktrittsversicherung checken, falls nötig
- Ggf. Spanischkenntnisse auffrischen – oder ein Pilger-Spickzettel vorbereiten
Nicht vergessen: Der Weg ist das Ziel
Der Jakobsweg ist mehr als nur Wandern – er ist Pause vom Alltag, tägliche Entschleunigung, kleine Blasen und große Gedanken. Wer gut vorbereitet losgeht, findet unterwegs genug Raum fürs Spontane – und kehrt mit Geschichten zurück, die ganz sicher kein Reiseführer schreiben kann.
(avo)