Europa erwärmt sich am schnellsten
46 Grad und ein kochendes Mittelmeer: Was bedeutet das für unseren Urlaub und die Menschen in Südeuropa?

In Spanien wurden 46 Grad gemessen - das gab es bisher noch nie in einem Juni. Und das Mittelmeer ist ebenfalls so warm wie nie zu diesem Zeitpunkt. Pflanzen verdörren, Wälder brennen, das Wasser geht zur Neige. Wie halten die Menschen das dort aus? Und was bedeutet das eigentlich für die Tourismusbranche und unseren Urlaub?
Bei 46 Grad machst du nichts mehr - auch nicht am Strand
Europa ist der sich am schnellsten erwärmende Kontinent - nirgendwo schlägt die Erderwärmung so krass zu wie bei uns. Im Süden Spaniens wurde mit 46 Grad ein Rekord für Juni gemessen. In der Türkei brennen Wälder, Waldbrände gab es auch schon in Kroatien und Frankreich. Und immer wieder wird die Hitze durch heftige Unwetter weggeblasen, ehe sich neue Hitzewellen aufbauen. Die Unwetter richten große Schäden an, immer wieder sterben Menschen.

Und das Mittelmeer ist an seinen wärmsten Stellen derzeit ungefähr 5 Grad wärmer als im Normalzustand, wie der Klimawandeldienst Copernicus ermittelte. 2024 war das Wasser vor Mallorca mehr als 31 Grad warm! Das mag sich angenehm anhören, kann aber katastrophale Zustände nach sich ziehen. Denn die Verdunstung steigt und die warme Luft kann enorm viel Feuchtigkeit aufnehmen. Feuchtigkeit, die dann als Unwetter mit Starkregen wieder runterkommen - und wieder neue Schäden anrichten. Im Jahr 2024 wurden die wirtschaftlichen Schäden durch Hochwasser, Stürme und Waldbrände europaweit auf 18 Milliarden Euro taxiert.
Hitze am gesamten Mittelmeer
Für die Menschen in unseren Urlaubsländern Italien, Griechenland, Kroatien, Spanien und der Türkei werden die Sommer mehr und mehr zu einer Zumutung. Selbst für Lissabon, einer Stadt am Meer, sind momentan Werte über 40 Grad prognostiziert. In Italien galt am Sonntag in 21 Städten die höchste Hitze-Alarmstufe. In den Notaufnahmen sei die Anzahl der Patienten, die wegen hitzebedingter Probleme behandelt wurden, um zehn Prozent gestiegen, erklärte die italienische Gesellschaft für Notfallmedizin. In 84 der 96 Départements in Frankreich wurde die zweithöchste Warnstufe ausgerufen. Alarm-Zustand am Mittelmeer!
Leider ist das mittlerweile das neue Normal, so scheint es. Und der Sommer-Höhepunkt steht uns ja im Juli und August erst noch bevor, genau wie die Urlaubssaison. Ist ein Urlaub im Hochsommer am Mittelmeer überhaupt noch angeraten? Eine schwierige Frage. Viele von uns sind auf die Sommerferien angewiesen, um einen längeren Urlaub zu machen. In den vergangenen Jahren gab es immer wieder schlimme Wetter-Ereignisse mitten in den Touristenzentren im Hochsommer. Erinnern wir uns an die Waldbrände auf Rhodos 2023 und die überfluteten Campingplätze in Frankreich und Spanien. An Sturzfluten in Österreich und Slowenien.
Hitze bereitet den Weg zu neuen Unwettern
Wer einen Urlaub plant, der denkt natürlich nicht an einen Waldbrand in der Nähe oder heftige Überschwemmungen durch Unwetter. Aber die Chancen dafür steigen von Jahr zu Jahr. Denn die Erwärmung des Mittelmeers wird mit immer häufigeren Extremwettern in Verbindung gebracht. Und wenn es zwar nicht schüttet, ihr euch aber im knallheißen Sand die Füße am Strand verbrennt, ist das ja auch nicht die Idealvorstellung eines Urlaubs.

Auch die Berge sind betroffen. In den Alpen kommt es regelmäßig zu Starkregen, Murenabgängen, mittlerweile sogar zu Bergstürzen wie kürzlich in der Schweiz. All das sind Folgen der Klimakrise. Ein im wahrsten Sinne des Wortes verhagelter Sommer-Urlaub ist verkraftbar, doch für die Menschen, die in den betroffenen Urlaubsregionen leben, wird das Bedrohungsszenario von Jahr zu Jahr größer.
Frühling oder Herbst - oder gleich in den Norden
In Zukunft werden sich wohl viele Menschen überlegen, einen längeren Urlaub am Mittelmeer im Frühling oder in den Herbstferien zu machen. Allerdings war im vergangenen Jahr zumindest der Herbst am Mittelmeer auch ziemlich desaströs. Es regnete teils wochenlang, das Meer war immer noch mega warm und es braute sich ein Unwetter nach dem nächsten über der Adria auf.
Die Lösung? Coolcations. Urlaub in Ländern, in denen 40 Grad noch kein Thema sind - zum Beispiel in Skandinavien. Ein paar Ideen haben wir hier für euch zusammengefasst. Ansonsten gilt für diesen Sommer das Prinzip Hoffnung: Vielleicht trifft mich die Hitzewelle ja nicht.
(osc)