Sommerwetter viel zu heiß
Nach sechstwärmsten Juni seit Aufzeichnungsbeginn - Juli mit neuer Hitze und Unwettern?
Das Wetter im Juni 2022 war alles andere als normal – oder doch nicht? Mit gut 39 Grad kamen wir heftig ins Schwitzen, riesige Hagelkörner und Überflutungen sorgten bei Unwettern für Schäden und gleichzeitig gab es Waldbrände und Wasserknappheit. Wir schauen mit unserem wetter.de-Meteorologen Paul Heger auf die Fakten und analysieren die Wetterdaten. Und blicken auch schon mal voraus in den Juli.
Klimabilanz: Deutlich zu warmes Sommerwetter

Paul Heger: „Nach holprigen ernsten Junitagen mit kühler Luft, gingen die Temperaturen zu Pfingsten in den Sommerbereich von deutlich über 25 Grad. Danach schaukelte sich die Wärme zur Hitze auf und am 19. Juni brachen bei bis zu 39,3 Grad in Altdöbern und 39,2 Grad in Dresden und Cottbus reihenweise Rekorde, teilweise Allzeitrekorde für diese Stationen.
So verwundert es kaum, dass die Bilanz im Vergleich zum Klimamittel von 1961-90 deutlich zu warm ausgefallen ist. Der Juni war im Deutschlandmittel um 3 Grad zu warm, aber mit großen Unterschieden. Im Norden war es teils nicht mal 1 Grad, im Süden häufiger über 4 Grad zu warm. Auch im Vergleich zu den letzten Jahren fiel der Juni übrigens deutlich zu warm aus und war somit der sechstwärmste Juni seit Aufzeichnungsbeginn.“
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Überflutungen und Dürre prägen den Juni 2022

„Mit der Wärme legten auch die Gewitter immer mehr los. Schon Pfingsten gab es Unwetter mit Starkregen und Hagelmassen, vor allem im Süden und Westen. In Regensburg sind beispielsweise 82 Liter pro Quadratmeter an nur einem Tag gefallen. Bis zum Ende des Monats waren Unwetter immer wieder Thema, am 27 Juni sogar mit rund 7 Zentimeter großen Hagelbällen am Alpenrand.
Die Dürre war damit aber keineswegs beendet – ganz im Gegenteil. Die Monatsbilanz fällt im Deutschlandschnitt deutlich negativ aus. Es fiel rund ein Drittel weniger Niederschlag als in der Periode von 1961 bis 1990 und auch deutlich weniger als in den letzten Jahrzehnten.
Vor allem die Regionen von Franken und Sachsen bis Mecklenburg und Ostniedersachsen ist mit teils nur einstelligen Literzahlen viel zu wenig gefallen. Und so konnte sich die Dürrelage verschärfen und so konnten sich besonders in Brandenburg wieder große Waldbrände austoben. Zu Nass war es übrigens auch, besonders in Niederbayern und Nordfriesland.“
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Sonne satt mit kleinen Ausnahmen
„Auch wenn immer wieder düstere Wolken über viele Gebiete hinweg zogen, so gibt die Regenbilanz schon einen Hinweis auf die Sonnenbilanz. Mit im Schnitt rund 275 Stunden schien die Sonne gut ein Drittel mehr als üblich (1961-90) und auch als in den letzten Jahrzehnten (1991-2020).
Wie immer, gibt es auch hier Ausnahmen, wenn auch nur wenige. Helgoland, Sylt, Fehmarn: Im äußersten Norden schrammten uns immer wieder Wolken und so war die Bilanz hier leicht negativ.“
Juni 2022 als Vorgeschmack auf den Klimawandel
„Schaut man in die Zeitreihen der Wetterdaten fällt schnell auf, dass es nicht nur immer mehr Hitzetage gibt, also Tage mit 30 Grad und mehr, sondern dass sie auch immer früher auftauchen. Das gleiche gilt für Hitzeextreme nahe 40 Grad, welche nach 2019 in diesem Jahr gleich wieder auftauchte – so früh wie noch nie!
Auch der Trend hin zur Dürre im Osten Deutschland, welche sicherlich noch sehr vage ist und von weiteren Untersuchungen bestätigt werden muss, wurde in diesem Juni unterstrichen. In einigen Regionen herrscht mittlerweile Wassermangel und es gibt Anweisungen zum Wassersparen.
Auch wenn es schon immer heftige Gewitter im Sommer gab zeigen doch gerade die extreme Hitze und die sich verschärfende Dürre, auf welchem beunruhigenden Klimapfad wir uns befinden. Der Juni 2022 gab uns einen Vorgeschmack auf die Zukunft.“
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Geht’s im Juli 2022 weiter mit Unwettern und Hitze?
„Gute Nachricht: Der Juli beginnt pünktlich zum Wochenende mit einem Hoch, viel Sonne und sommerlichen bis hochsommerlichen Temperaturen. Damit geht es also tendenziell (zu) warm und trocken weiter. Und auch die Unwetter bleiben wohl nicht aus, denn zu Beginn der ersten vollen Juliwoche scheppert es regional wieder heftig.
Zunächst geht’s also so weiter wie bisher. Danach scheint es aber kühler zu werden, vielleicht sogar bis Mitte Juli. Auch ein paar mehr Niederschläge – ja auch im Osten – könnten drin sein. Mit Blick auf die experimentellen Langfristmodelle des Amerikanischen Wetterdienstes NOAA könnte es im Osten sogar ein zu nasser Monat werden. Zu wünschen wäre es allen dürregeplagten Bauern, Forstwirtinnen und natürlich Mutter Natur.“
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(phe, oha)