Es geht auch mit dem Smartphone

Wetter- und Natur-Fotographie am Beispiel des Mondes

Einen Vollmond, Supermond oder gar Blutmond gibt es naturgemäß nicht alle Tage. Deswegen ist der Impuls, das Ereignis am Nachthimmel für immer und ewig festzuhalten, riesig. Viele greifen dann zum Telefon. Werden denn Fotos mit dem Smartphone gemacht wirklich schön? Oder kann man das vergessen und es muss eine teure Spiegelreflexkamera her für Fotos vom Mond? Fotografin Laura Kranich aus Kiel gibt Tipps und verrät Kniffe.

Wie kann ich den Mond am besten mit dem Handy fotografieren?

Laura Kranich: „Viele Handys haben heute besondere Einstellungen für Fotos, die gerade bei schwierigen Lichtverhältnissen helfen können. HDR- oder Nachtmodus beispielsweise können große Helligkeitsunterschiede besser ausgleichen.

Es gibt auch Apps, die die Funktionen der Smartphone-Kameras ergänzen können.

Manche Handys erlauben die manuelle Steuerung von Belichtung und Blende.

Für ganz gewiefte Handyknipser gibt es sogar kleine Zoomobjektive, die man vor die eingebaute Kameralinse klemmt und so den Mond näher heranholen kann. Das ist deshalb gut, weil man dabei keinen Auflösungsverlust hat, wie es der Fall ist, wenn man am Handy mit den Fingern reinzoomt.“

Girl photographing the moon with a touch screen phone. Ski resort. Beautiful nature in a twilight time.
Auch mit dem Smartphone können Fotos vom Mond gut gelingen.

Ich habe eine Spiegelreflexkamera - was gibt es dabei zu beachten?

Laura Kranich: „Mit einer Spiegelreflexkamera kann man beeindruckende Bilder vom Mond machen. Für gewöhnlich ist hier die verwendete Brennweite sehr entscheidend, es gilt meist: Je mehr desto besser. Ab etwa 200 mm Brennweite kann man schon viele Mondkrater erkennen, wer dagegen den Mond nahezu formatfüllend oder sogar einzelne Ausschnitte darstellen möchte, muss noch größere Geschütze auffahren. Dafür muss man sich schon eher in Richtung 1000 mm Brennweite bewegen, was man nur noch mit Telekonvertern oder kleinen Teleskopen schafft.

Eine besondere Herausforderung ist oftmals der große Helligkeitsunterschied, wenn man den Mond zusammen mit Landschaft fotografieren möchte. Den kann man zum Beispiel mit Belichtungsreihen umgehen, die man später am PC mit einem HDR-Programm o.ä. zu einem gut ausbelichteten Bild zusammensetzen kann.

Auch wer statt JPEG das Raw-Format verwendet, kann oft schon einiges mehr aus seiner Kamera herausholen. Auch hier ist aber in aller Regel eine Nachbearbeitung am PC vonnöten. Dazu gibt es viele gute Tutorials im Netz.

Um Verwacklungen zu reduzieren, lohnt es sich häufig, die sogenannte Spiegelvorauslösung zu nutzen, die sich in der Kamera einstellen lässt. Bei spiegellosen Kameras ist das natürlich überflüssig.“

Mond vergroessert 2021 02 21.jpg
Für eine solche formatfüllende Mond-Aufnahme braucht es schon eine Brennweite Richtung 1000 mm.

Mondfotografie: Brauche ich spezielles Zubehör?

Laura Kranich: „Ein Stativ ist gerade bei Nacht fast Pflicht. Denn bei zunehmenden Brennweiten und Belichtungszeiten wird das Foto sonst ziemlich sicher verwackeln. Besonders empfehlenswert sind Stative aus Carbon, die Schwingungen sehr effektiv dämpfen, zudem sehr leicht und auch nicht unbedingt teuer sind. Es empfiehlt sich auch, das Stativ nicht ganz auszufahren, weil es dann weniger wackeln kann.

Ein Fernauslöser und/oder Timer hilft ebenfalls, Verwacklungen zu reduzieren. Die meisten Kameras haben diese Funktionen inzwischen integriert.“

Die "blaue Stunde" kurz vor Sonnenauf- und Sonnenuntergang sorgt für spektakuläre Farbenspiele. Wer dann noch ein Stativ dabei hat, fotografiert auch bei langen Verschlusszeiten ohne Verwackler. Foto: bildagentur-online.de
Die "blaue Stunde" kurz vor Sonnenauf- und Sonnenuntergang sorgt für spektakuläre Farbenspiele. Wer dann noch ein Stativ dabei hat, fotografiert auch bei langen Verschlusszeiten ohne Verwackler.

Wann und wo mache ich am besten meine Mond-Fotos?

Laura Kranich: „Zum einen muss natürlich das Wetter passen.

Ist der Himmel sternenklar oder wolkenverhangen und stört auch kein Licht? Die Sicht auf den Mond und die Sterne inklusive Lichtverschmutzung zeigt unsere Sternenklar-Karte.

Zum anderen muss man wissen, in welcher Mondphase wir uns befinden und wann und wo der Mond auf- und untergeht. Um das herauszufinden, gibt es viele gute kostenlose Internetseiten, Apps und Programme wie Stellarium oder TPE.

Es muss nicht unbedingt tiefe Nacht sein. Es gibt auch die Möglichkeit, den Mond in der Abend- oder Morgendämmerung abzupassen, wenn das Umgebungslicht noch ausreicht, um das Bild ausgewogener zu belichten. Wann das möglich ist, zeigen ebenfalls die verschiedenen Internetseiten, Apps und Programme.

Besonders schön ist der Mond um den Halbmond herum, wenn man die Krater am Übergang zwischen hell und dunkel besonders gut sehen kann. Bei Vollmond dagegen werfen die Krater auf der Mondoberfläche keine Schatten, weshalb ihre Umrisse nicht so gut zu erkennen sind. Auch ein dünner Sichelmond kurz vor oder nach Neumond ist interessant, denn man kann dann oft das sogenannte Da-Vinci-Leuchten sehen. Das ist das schwache Leuchten der im Schatten liegenden Partien des Mondes, auch Erdschein genannt. Der Mond reflektiert hier ganz einfach das Sonnenlicht, das von der Erde auf ihn reflektiert wird.

Für ganz große Glückspilze gibt es auch noch den Mondregenbogen, der ähnlich wie tagsüber im Sonnenlicht auftreten kann, wenn der Mond nicht zu hoch am Himmel steht und das Mondlicht in einen Regenschauer fällt. Am besten hält man danach rund um den Vollmond Ausschau.“

Sichelmond mit Erdschein 2021 02 13.jpg
Sichelmond mit Erdschein: Wer so ein Foto vom Mond machen kann, hat schon was drauf in Sachen Fotografie.

Verrätst du uns Tipps für die Bildgestaltung?

Laura Kranich: „Der Kreativität sind natürlich keine Grenzen gesetzt, aber in der Fotografie gibt es ein paar grundlegende Regeln wie z.B. den goldene Schnitt und die Drittelregel. Damit kann man viel experimentieren. Möchte man ein Gebäude o.ä. zusammen mit dem Mond fotografieren, kann es sich lohnen, den Ort vor dem angepeilten Termin für eine Trockenübung einmal zu besuchen. Sind die eigenen Überlegungen auch wirklich umsetzbar? Entspannt und in Ruhe kann man sich dann vor Ort einen Bildausschnitt überlegen.“

So, jetzt ran an die Kameras und Smartphones und üben, üben, üben! Viel Erfahrung ist nämlichauch nötig für das perfekte Foto vom Mond.