Schnell, aber nicht schnell genug
MB11262: Der rasende Stern mit Exoplanet
Astronomen haben erstmals einen Schnellläufer-Stern mit einem planetaren Begleiter entdeckt. MB11262 rast mit unglaublicher Geschwindigkeit durch die Milchstraße und bildet mit seinem Exoplaneten das schnellste bisher bekannte Planetensystem. Doch für die Klassifizierung als Hyperschnellläufer fehlt ihm etwas Entscheidendes.
Ein einzigartiges Duo

MB11262 ist ein massearmer Zwergstern mit etwa 0,2 Sonnenmassen, begleitet von einem Exoplaneten mit etwa 28 Erdmassen. Dieser sogenannte Super-Neptun umkreist seinen Stern in einer Entfernung, die in unserem Sonnensystem zwischen den Bahnen von Venus und Erde liegen würde. Die Entdeckung des Systems geht auf eine Beobachtung aus dem Jahr 2011 zurück, als mithilfe einer Mikrogravitationslinse ein vergrößertes Abbild dieses rasenden Duos eingefangen wurde.
Mit etwa 1,9 Millionen Kilometern pro Stunde (541,3 km/s) bewegt sich das System durch die Milchstraße. Damit gehört MB11262 zu den Schnellläufer-Sternen und ist zugleich das schnellste bekannte Exoplanetensystem. Doch obwohl diese Geschwindigkeit nahe an der Grenze für Hyperschnellläufer liegt, fehlt ihm ein entscheidender Faktor: die Fluchtgeschwindigkeit. Doch um als Hyperschnellläufer zu gelten, zählt nicht nur Geschwindigkeit – auch die Entstehungsgeschichte und die physikalischen Grenzen der Milchstraße spielen eine Rolle.
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Warum MB11262 kein Hyperschnellläufer ist
Hyperschnellläufer sind Sterne, die mit Geschwindigkeiten von 300 bis 1000 km/s unterwegs sind – genug, um die Milchstraße zu verlassen. Sie entstehen meist durch Wechselwirkungen mit Schwarzen Löchern oder Supernova-Explosionen. MB11262 hingegen bewegt sich mit seinem Planeten zwar extrem schnell, bleibt aber knapp unter der in dieser galaktischen Region nötigen Fluchtgeschwindigkeit von rund 600 km/s. Sollte sich herausstellen, dass das wahre Tempo des Systems doch höher ist, könnte es in ferner Zukunft die Milchstraße verlassen.
Um zu verstehen, warum MB11262 in diese Kategorie fällt, lohnt sich ein genauerer Blick auf die Unterschiede zwischen Schnellläufern und Hyperschnellläufern.
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Unterschiede zwischen Schnellläufern und Hyperschnellläufern
Schnellläufer wie MB11262 zeichnen sich durch hohe Eigenbewegungen von 50 bis 300 km/s aus. Sie entstehen oft durch dynamische Wechselwirkungen in Doppelsternsystemen oder Sternhaufen. Hyperschnellläufer hingegen haben Geschwindigkeiten von 300 bis 1000 km/s, stammen meist aus dem Zentrum der Milchstraße und können ihr galaktisches Heimatgebiet verlassen.
Zudem weisen sie häufig eine besondere chemische Zusammensetzung mit wenig Wasserstoff und Helium auf, während Schnellläufer in dieser Hinsicht normalen Sternen ähneln. Trotz seiner beeindruckenden Geschwindigkeit bleibt MB11262 jedoch ein Schnellläufer – und kein Hyperschnellläufer, der die Milchstraße verlassen könnte.
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(kfb)