Kleinster Planet wird noch kleiner

Merkur schrumpft wie ein überreifer Apfel

von Karim Belbachir

Die Planetenforscher sind sich schon lange bewusst: Der Merkur schrumpft im Verlauf von Milliarden Jahren. Obwohl er der sonnennächste Planet ist, kühlt sich sein Inneres ab, was ihn kleiner werden lässt.

Beeindruckende Steilhänge auf der Merkur-Oberfläche

Bilder vom Duccio-Krater auf dem Planeten Merkur
Dieses Bild bietet eine perspektivische Ansicht des zentralen Teils der Carnegie-Klippen, einer großen tektonischen Landform, die durch den Duccio-Krater verläuft. Der Merkur schrumpft, so dass sich Landmassen übereinander bewegen.

Eine Studie in Wissenschaftsjournal „Nature Geoscience“ gibt neue Erkenntnisse darüber, wie stark der Schrumpfungsprozess des Merkurs noch andauert. Mit der Volumen-Abnahme des Merkur aus seinem Inneren heraus, verringert sich auch seine Oberfläche. Dies führt zur Bildung von „Überschiebungsfehlern“, ähnlich den Falten eines reifenden Apfels.

Erste Anzeichen für den Schrumpfprozess des Merkurs wurden bereits 1974 beobachtet, als die Mariner-10-Mission beeindruckende Steilhänge dokumentierte. Auch die Raumsonde Messenger entdeckte zahlreiche dieser Steilhänge. Die Beobachtungen lassen vermuten, dass die Oberfläche unter den Steilhängen nachgiebige geologische Verwerfungen zeigt, was auf einen Schrumpfungsprozess von etwa 7 Kilometern hindeutet.

Warten auf BepiColombo

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Auf dieser von der ESA herausgegebenen Aufnahme ist die Oberfläche des Merkurs zu sehen.

Das genaue Alter der Merkur-Oberfläche zu bestimmen, ist komplex. Die meisten Steilhänge werden auf etwa 3 Milliarden Jahre geschätzt, doch gibt es Ausnahmen. Die Bewegung unter den Steilhängen könnte häufiger stattgefunden haben und die thermische Kontraktion des Merkurs ist noch nicht abgeschlossen.

Die Forscher entdeckten klare Anzeichen dafür, dass sich viele Steilhänge auch in jüngerer Zeit gebildet haben. Dies wurde erstmals vom Doktoranden Benjamin Man der Open University im Vereinigten Königreich bemerkt. Die Gräben, die er identifizierte, deuten auf eine jüngere Aktivität hin. Basierend auf Einschlagrate und Abnutzung sind sie wohl weniger als 300 Millionen Jahre alt. Diese Entdeckungen machen die BepiColombo-Mission 2026 zu einem Schlüsselereignis in der Planetenforschung.

Ähnliche Entwicklung auf dem Mond

ARCHIV - Winzig wirkt das Verkehrsflugzeug (oben im Bild), das am 26.06.2010 am nächtlichen Himmel über Frankfurt am Main am Vollmond vorbei fliegt. Der Erdtrabant zeigte sich an diesem Tag am wolkenlosen Himmel in seiner ganzten Größe. Der Radius des Mondes ist in den vergangenen eine Milliarde Jahren um etwa 100 Meter geschrumpft. Das sei vermutlich auf die generelle Abkühlung des Erdtrabanten zurückzuführen, berichtet ein internationales Forscherteam im US-Fachjournal «Science». Das Team wertete mehrere tausend Fotos von der Mondoberfläche aus und konnte so Spuren des Schrumpfvorgangs auf der Mondkruste entdecken. An dem Projekt waren auch zwei Wissenschaftler aus Münster beteiligt. Foto: Frank Rumpenhorst dpa/lhe  +++(c) dpa - Bildfunk+++
Der Mond ist um 100 Meter geschrumpft.

Auch der Mond hat sich im Laufe der Zeit abgekühlt und zusammengezogen. Seine gelappten Steilhänge sind zwar weniger spektakulär als die auf Merkur, aber einige von ihnen scheinen heute noch aktiv zu sein. Mondbeben in ihrer Nähe deuten darauf hin.

Die detailliertesten Mondoberflächenbilder zeigen Felsbrockenspuren, die nach Mondbeben abgelöst wurden. Diese Spuren müssen jung sein. BepiColombo wird nicht landen, jedoch könnten die Bilder zusätzliche Beweise für jüngste Beben liefern. Es bleibt also spannend.

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(kfb)