Welche Länder besonders in Sorge sind
Umfrage zeigt: Klimaschutz ist doch noch ein Thema in der Gesellschaft
In Deutschland scheint der Klimaschutz in den Hintergrund gerückt zu sein. Diesen Eindruck vermitteln jedenfalls aktuelle Umfragen. Überraschenderweise scheint das Thema doch wichtiger zu sein als gedacht, denn eine EU-Umfrage vom August belegt das Gegenteil. Der Klimawandel ist die zweitgrößte Herausforderung, gleich nach den Lebenshaltungskosten, so das Ergebnis. Wir haben die Zahlen.
Große Zustimmung für die Klimamaßnahmen

Die Europäische Investitionsbank hat im August eine Umfrage zum Klimaschutz veröffentlicht. Mehr als 23.000 Menschen aus allen EU-Ländern haben daran teilgenommen. Das Ergebnis war eindeutig und überraschend: 94 Prozent unterstützen Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel und sind sich der Gefahr bewusst. Dabei sind sich 85 Prozent einig, dass Investitionen und Anpassungen beschleunigt werden müssen, damit die Kosten in Zukunft nicht weiter dramatisch steigen. Außerdem ist die Hälfte der Meinung, dass die Anpassung in den kommenden Jahren Priorität haben sollte.
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Von Extremwetter betroffene Länder haben größere Sorgen
Auf den ersten Blick sind die Zahlen ermutigend - und das sollen sie auch sein. Doch auf den zweiten Blick zeigen sich große regionale Unterschiede. Südeuropäische Länder wie Portugal, Griechenland, Spanien und Italien räumen dem Klimaschutz einen deutlich höheren Stellenwert ein.
Wir erinnern uns: Extreme Hitze, Waldbrände oder auch extreme Regenfälle haben in den vergangenen Jahren vor allem Südeuropa getroffen. Daher ist es nicht verwunderlich, dass sich diese Länder stärker mit dem Klimawandel auseinandersetzen.
In ganz Europa haben:
- 80 Prozent der Einwohner in den letzten fünf Jahren mindestens einmal ein Extremwetterereignis erlebt, davon 89 Prozent in Südeuropa.
- 35 Prozent waren von Dürren und 34 Prozent von schweren Stürmen oder Hagel erlitten.
- Direkte Folgen von Extremwetter haben 68 Prozent der Europäer erfahren. Am häufigsten kamen Verkehrsstörungen, Stromausfälle, gesundheitliche Probleme oder zerstörte Waldflächen in der Nähe vor.
Viele fühlen sich gut informiert, machen sich aber auch Sorgen um ihre Zukunft

Neben den persönlichen Erfahrungen mit dem Klimawandel haben 72 Prozent der Menschen in Europa erkannt, dass sie ihren Lebensstil ändern müssen. Davon kommen 81 Prozent aus Südeuropa. Aufgrund von Waldbränden, Überschwemmungen und anderen Ereignissen befürchten 35 Prozent, dass sie in Zukunft an sicherere Orte umziehen müssen. Weitere 28 Prozent glauben, dass sie in kühlere Regionen umziehen müssen.
Obwohl das Thema Klimaschutz in der Öffentlichkeit weniger präsent ist als in den Vorjahren, fühlen sich 71 Prozent der Befragten gut über Anpassungsmaßnahmen informiert. Insbesondere die Kühlung von Städten, die Verbesserung der Infrastruktur und die Aufklärung der Öffentlichkeit haben für die Europäer Priorität.
Deutschland: Jedes Jahr so teuer wie die Ahrtalkatastrophe
Die Studie der Europäischen Investitionsbank zeigt also, dass die Europäer sich nach wie vor um den Klimaschutz sorgen. Der Klimawandel kostet aber auch viel Geld. Eine Studie des Bundesministeriums für Klimaschutz und des Bundesumweltministeriums zeigt, dass uns die Folgen des Klimawandels bis 2050 zwischen 280 und 900 Milliarden Euro kosten werden. Umgerechnet kostet jedes Jahr so viel wie die Katastrophe im Ahrtal. Zwischen 2000 und 2021 haben uns die Folgen bereits 145 Milliarden Euro gekostet.
Die Studie der Bundesministerien zeigt aber auch, dass Gesundheitsschäden, Todesfälle durch Hitze und Überschwemmungen, Belastungen der Ökosysteme und der Verlust der Artenvielfalt in den Prognosen nicht berücksichtigt sind. Diese Kosten kommen noch hinzu.
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