Doppeljet macht es noch schlimmer
Jetstream teilt sich: Immer schneller und immer öfter Hitzewellen in Deutschland

Hitzewellen über Europa sind nicht neu. Aber besonders in Westeuropa treten sie immer schneller und immer öfter auf. Auch im Vergleich zu Hitze-Ereignissen in den USA oder Kanada, die sich ebenso in nördlichen mittleren Breitengraden befinden. Eine neue Studie belegt erneut, dass der veränderte Jetstream, ein schnell fließendes Windband in etwa 10 Kilometer Höhe, damit zusammenhängt.
Der ideale Jetstream ist kaputt
Normalerweise umströmt der Jetstream die nördliche Erdhalbkugel in etwa 10 Kilometer Höhe in Wellen stramm von Westen nach Osten. Das liegt am Temperaturunterschied zwischen den heißen Tropen und der kalten Arktis. Da sich die Pol-Region mit dem Klimawandel aber schneller erwärmt als die Regionen um den Äquator, nimmt das Temperaturgefälle ab. Der Jetstream wird schwächer und seine Wellen „labbern“ aus.
Der Klimawandel bremst den Jetstream aus
Wenn der Jetstream sich teilt: Doppeljet-Lage
Es gibt noch einen dritten Zustand des Jetstreams, den Doppeljet. „Dabei teilt sich der Jetstream in zwei Zweige mit erhöhtem Wind, einer über Süd- und einer über Nordeurasien", erklärt Kai Kornhuber vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und Mitautor der neuen Studie. Als Eurasien wird die aus Europa und Asien gebildete Landmasse bezeichnet.
Lange Hitzewellen über Westeuropa durch Doppeljets
Normalerweise kommt in Westeuropa das Wetter aus Westen vom Atlantik und kühlt die Region immer wieder ab. „Wenn es aber zum Doppeljet kommt, werden die Wettersysteme nach Norden abgelenkt und es können sich über Westeuropa anhaltende Hitzewellen entwickeln", sagt Efi Rousi vom PIK, Hauptautorin der Studie, die in Nature Communications veröffentlicht wird. „Unsere Studie zeigt, dass diese Hitzeextreme in Europa mit doppelten Jetstreams und deren zunehmender Verweildauer über dem Gebiet Eurasiens zusammenhängen."
Animation: Deutschland trocknet aus
Wie kommt es zu den hartnäckigen Doppeljet-Lagen?
"Doppeljets können durch eine Vielzahl von Gründen ausgelöst werden, unter anderem durch chaotische Schwankungen in der Atmosphäre", erklärt Dim Coumou, Mitautor der Studie. Warum sie so lange bleiben, ist noch nicht ganz geklärt. Eine mögliche Erklärung ist die verstärkte Erwärmung der Landregionen wie Sibirien, Nordkanada und Alaska. Der arktische Ozean erwärmt sich nicht so schnell. "Dieser zunehmende Temperaturunterschied zwischen Land und Ozean begünstigt das Fortbestehen von Doppel-Jet-Zuständen im Sommer", sagt Coumou.
Fazit: Hitzewellen können noch stärker ausfallen
Kornhuber warnt, dass Klimamodelle dazu neigten, extreme Wetterrisiken zu unterschätzen und es möglich sei, „dass wir extreme Hitzewellen in Wirklichkeit noch öfter und stärkerer Intensität erleben werden, als es Modelle in diesen Szenarien ohnehin schon prognostizieren."
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(ctr mit PIK)