Wie teuer wird das Heizen?

Schlechte Nachrichten für Gasheizungsbesitzer

von Oliver Scheel

Wir stecken mitten in der Heizperiode und nach wie vor ist die Verunsicherung bei den Bürgern groß. Was passiert mit dem Gaspreis, welche Heizung ist die beste? Soll ich wirklich umrüsten oder kann ich anderweitig sparen? Hier ein Überblick über das, was uns beim Heizen bevorsteht.
Wie der CO2-Preis Gas und Öl unfassbar teuer machen wird

Eins ist klar: Es wird teurer

Die Preisentwicklung beim Gas kennt eigentlich nur eine Richtung: nach oben. Und das hat nicht nur mit dem Gas zu tun, sondern mit vielen weiteren Faktoren: 2025 steigen die Netznutzungsentgelte. Das Gas wird in unsere Keller transportiert und dafür muss die Infrastruktur stehen. Die Bereitstellung dieser Infrastruktur wird teurer werden.

Die Verbraucherzentralen gehen davon aus, dass eine Familie mit einem Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden (Kwh) zwischen 80 und 100 Euro Mehrkosten pro Jahr haben wird, weil die Gasnetzentgelte je nach Rechenmodell um 21 bis 27 Prozent steigen werden.

Weiter: Die Erhöhung der CO2-Abgabe ist unausweichlich, egal welche Regierung wir im kommenden Jahr haben werden. Der Preis für die Tonne CO2 steigt von 45 auf 55 Euro. Das macht in unserem Beispiel mit den 20.000 Kwh ein Plus von 43 Euro. Beim Heizöl übrigens fallen noch höhere Kosten durch die CO2-Bepreisung an, etwa 63 Euro.

Weil auch die Gasspeicherumlage steigt, gehen die Preise nochmal um etwa 12 Euro nach oben. Das sind locker 150 Euro mehr, ohne dass wir hier auch nur ein Wort über den eigentlichen Preis des Gases geredet haben.

Geld sparen und Umwelt schonen: Warum die Wärmepumpe die beste Heizart ist

Gas ist jetzt schon die teuerste Heizart

Wenn der Winter nun tatsächlich richtig kalt werden sollte, dann gehen die Verbraucherschützer davon aus, dass rund 20 Prozent höhere Heizkosten entstehen. Das Handelsblatt hat gemeinsam mit der Verbraucherzentrale NRW den Markt untersucht und festgestellt, dass Gas schon jetzt die teuerste Art des Heizens ist. Dafür wurden die aktuellen Durchschnittspreise benutzt.

Ergebnis: Die Pelletheizung war im Betrieb die günstigste Variante. Auf Rang zwei kam die Wärmepumpe, auf Platz drei das Heizöl und am teuersten war das Gas. Fernwärme wurde wegen der großen regionalen Preisschwankungen in dem Rechenbeispiel außen vor gelassen.

Und noch was kommt beim Gas hinzu: Je mehr Menschen auf Wärmepumpen umsteigen, umso weniger Menschen teilen sich die Gasleitungen. Das heißt: Die Kosten für die Nutzung des Gasnetzes werden auf weniger Nutzer umgelegt. Es wird also nochmal teurer.

Städte wie Mannheim haben übrigens angekündigt, das Gasnetz komplett stilllegen zu wollen. Wenn also irgendjemand von euch plant, sich eine Gasheizung zu kaufen, solltet ihr unbedingt herausfinden, was mit dem Gasnetz eurer Stadt in Zukunft vorgesehen ist.

Leuchttürme der Energiewende: Ohne Wind und Sonne schaffen wir es nicht

Und dann kommt der europäische Emissionshandel

So viel Potenzial liegt allein in der Dämmung
So viel Potenzial liegt allein in der Dämmung (Quelle: Verbraucherzentrale)

Jetzt noch ein kurzer Ausflug in unsere bisweilen technokratische EU: 2027 oder spätestens 2028 wird der europäische Emissionshandel für Gebäude und Verkehr (ETS2) an den Start gehen. Das ist ein Zertifikatehandel mit Emissionen und damit soll die EU ihre Klimaziele erreichen. Wer CO2 in die Atmosphäre bläst, muss die Zertifikate erwerben, also bezahlen. Damit sollen CO2-arme Technologien billig und besser verfügbar werden und die fossilen Energien zu ihrem Ende finden, einfach weil sie viel zu teuer werden.

Die Europäische Kommission hat nun die Menge der Zertifikate mitgeteilt und das lässt einen Schluss auf die Preisentwicklung zu: Der CO2-Preis wird wohl sehr deutlich steigen – auf etwa 200 bis 300 Euro pro Tonne. Zur Erinnerung: 2025 steigt er von 45 auf 55 Euro. Grob geschätzt bedeutet dies etwa 50 bis 70 Cent netto mehr pro Liter Benzin sowie etwa 4 bis 6 Cent netto mehr pro Kilowattstunde Gas. Das sind 30 bis 50 Prozent mehr als jetzt. Der CO2-Preis trifft also die fossilen Energien Erdgas, Flüssiggas, Heizöl, Benzin und Diesel. Ausgenommen vom CO2-Preis sind klimafreundlichere Heizalternativen wie Biogas, Holzpellets, Hackschnitzel, Holzkohle und Wärmepumpen.

Und: Sowieso muss nach dem Gebäudeenergiegesetz ab 2029 jede Öl- und Gasheizung einen Teil der Heizwärme aus Biomasse oder Wasserstoff erzeugen. Zunächst sind das 15 Prozent, ab 2035 dann 30 Prozent und 60 Prozent ab 2040. Ab 2044 dürfen keine Öl- und Gasheizungen mehr betrieben werden.

Es ist höchst fraglich, woher diese erneuerbaren Quellen kommen sollen. Denn derzeit produzieren wir bei weitem nicht genug Biogas, um Millionen Gas-Heizungen damit zu versorgen. Der Mangel an Biogas wird auch zu höheren Preisen führen und gegebenenfalls werden wir große Ackerflächen dafür nutzen müssen. Beim Öl ist überhaupt nicht klar, welche umweltfreundliche Alternative infrage kommen könnte, die ausreichend vorhanden und günstig ist.

Wie und wo kann ich sparen?

Die einfachste Möglichkeit zu sparen ist eine etwas niedrigere Raumtemperatur. Es heißt, ein Grad weniger spart 7 Prozent. Diese Sparmöglichkeit kostet nichts, außer vielleicht die Anschaffungskosten für einen weiteren Pullover.

Mit einer energetischen Dämmung lässt sich das meiste Geld sparen, allerdings ist die auch ein sehr teurer Variante und es dauert lange, bis sie sich rechnet. Dafür hat man dann ungefähr 40 Jahre Ruhe.

Ein Heizungstausch kostet auch viel Geld, allerdings gibt der Staat derzeit großzügig Geld dazu: Er steuert bis zu 70 Prozent der Kosten als Fördermittel zur neuen Heizung dazu.

Kleinere Maßnahmen sind ebenso effizient und kosten wenig: Ihr könnt Räume, in denen ihr euch weniger aufhaltet, auch weniger beheizen. Fenster und Türen abdichten kostet nicht viel. Vorhänge halten die Wärme im Raum. Langfristig ist der Heizungstausch aber unausweichlich.

(osc)