Sommer oder Winter? Tagsüber oder nachts?
Experten erklären: Zu diesen Zeiten müsst ihr mit mehr Turbulenzen rechnen

Alle wollen in den Urlaub fliegen, aber nicht alle Urlauber fliegen gern. Der Grund: lästige Turbulenzen. Doch wer sich vor ihnen fürchtet, der kann die Chance der Wackelei minimieren. Und zwar durch die Wahl der richtigen Flugzeiten.
Turbulenzen: Was ist das überhaupt?
So gut wie jeder kann sich unter dem Wort „Turbulenzen“ etwas vorstellen und eine laienhafte Erklärung dürfte in etwa so lauten: Turbulenzen sind Luftbedingungen, die Flugzeuge wackeln lassen. Aus meteorologischer Sicht ist der Sachverhalt allerdings weitaus komplexer – und das liegt nicht zuletzt daran, dass es eine Reihe verschiedener Turbulenzen gibt, deren Ursprung jeweils unterschiedlicher Natur ist.
Patrick Panke, wetter.de-Meteorologe, erklärt, welche Arten man unterscheiden kann:
- Klarluftturbulenzen: Sie treffen in großen Flughöhen in der Nähe des atmosphärischen Starkwindbandes, dem Jetstream auf. Da sich diese Turbulenz nicht durch Wolkenbildung sichtbar macht, ist sie nicht zu sehen und kann daher sehr plötzlich und unerwartet auftreten.
- Orographischen Turbulenzen: Eine weitere Art der Turbulenz entsteht dann, wenn Luft über ein Hindernis weht. Großräumig betrachtet sind das Gebirge, angefangen von unseren klassischen Mittelgebirgen bis hin zu den Gebirgszügen wie den Alpen, den Anden oder den Rocky Mountains. Wenn die Luft über diese Gebirge strömt und auf der anderen Seite wieder absinkt, entstehen Druckwellen. Sie machen sich meist durch sogenannte Lee- oder Föhnwolken bemerkbar.
- Scherungen: Scherwinde, also Winde, die durch abrupte Richtungsänderung oder Geschwindigkeitsänderung entstehen, führen ebenfalls zu Turbulenzen.
- Thermische Turbulenzen: Aufsteigende Luftmassen führen auch zu Turbulenzen. Als Beispiel wäre die klassische Gewitterwolke zu nennen, wo warme Luft aufsteigt, und kalte Luft absinkt. Entsprechend werden Gewitterwolken auch großräumig umflogen.
Im Video: Immer mehr Turbulenzen durch den Klimawandel?
Unterschiede je nach Jahreszeit: Wann gibt es die meisten Turbulenzen?
Auch wenn man auf den Großteil der Turbulenzen-Ursachen selbst keinen Einfluss nehmen kann, so ist das zumindest bei den thermischen Turbulenzen möglich. Denn: Da warme Luft ein maßgeblicher Faktor für die Entstehung dieser Turbulenzen ist, liegt es auf der Hand, dass an warmen Tagen – also im Sommer – eher mit Turbulenzen gerechnet werden muss, als im Winter.
Besser nachzuvollziehen ist das Ganze anhand eines gedanklichen Experiments. Wetter.de-Meteorologe Patrick Panke erklärt:
„Generell gilt, je höher die Temperatur, desto flinker sind die Gasmoleküle in der Luft und desto mehr Platz brauchen sie.“ Bedeutet: Wenn es warm ist, befinden sich weniger Luftteilchen in einem gedanklichen Würfel, als wenn es kalt ist. „Die Dichte ist somit in warmer Luft geringer.“ Ist die Dichte dann auch noch geringer als die der Umgebungsluft, steige der Würfel auf und erzeuge so Turbulenzen in der Luft.
Flug-Turbulenzen: Auch die Tageszeit ist entscheidend
Auch Pilot und Flugangst-Coach Suk-Jae Kim erklärt im Interview, dass die Hitze im Sommer zu turbulenter Luft führen kann. Er betont aber auch, dass es im Frühling, Herbst oder Winter mitunter zu jahreszeitenbedingten Stürmen kommt, die ebenfalls Turbulenzen verursachen können.
Aus der Praxis weiß der Pilot außerdem, dass es sowohl tagsüber als auch nachts zu Luftverschiebungen kalter und warmer Luft kommt, die Turbulenzen verursacht. Aber er erklärt auch, dass diese Thermik gerade im Hochsommer tagsüber stärker auftrete als in der Nacht. Am größten ist das Risiko übrigens am späten Nachmittag.
„Turbulenzen sind absolut ungefährlich"
Wer das Risiko von Turbulenzen also minimieren möchte, der sollte möglichst nicht im Hochsommer ins Flugzeug steigen. Wenn nicht anders möglich, dann aber am ehesten nachts oder im Laufe des Vormittags.
Auch wenn Turbulenzen dafür sorgen, dass es dem ein oder anderen Flugpassagier Angst und Bange wird: Turbulenzen können Flugzeugen nichts anhaben. Das betont auch Suk-Jae Kim: „Kein Flugzeug ist bislang wegen Turbulenzen vom Himmel gefallen. Turbulenzen sind absolut ungefährlich für das Flugzeug" – und somit auch für euch.(vho)