Erdmantel deutlich anders aufgebaut?

Wissenschaftler aus Amerika haben erstaunliche Erkenntnisse über das Erdinnere gemacht

von Julian Hirmke

Amerikanische Wissenschaftler könnten mit einer Studie neue Erkenntnisse über das Erdinnere gemacht haben. Demnach würde die obere Region des Erdmantels deutlich anders aussehen, als wir es uns bisher vorgestellt haben. Könnten jetzt die Geheimnisse der Plattentektonik endlich gelüftet werden?
Oben im Video: Erdbeben haben dramatische Auswirkungen – die Tektonik löst sie aus.
Lese-Tipp: Erdkern wird langsamer - die Tage kürzer

Streit um die Theorie der Plattenbewegungen

Aufbau der Erde
Die Erde ist schalenförmig aufgebaut: Erdkruste. Erdmantel, äußerer und innerer Erdkern. Der innere Kern ist durch den hohen Druck in festem Zustand. Der äußere Kern ist flüssig.

Seit Jahren streiten sich Wissenschaftler über die Bewegungen von tektonischen Platten. Die gängigste Theorie ist, dass die Platten auf der Asthenosphäre schwimmen. Die sogenannte Asthenosphäre ist die obere Region des Erdmantels. Angetrieben werden sie wohl von thermischen Konvektionsströmungen. Dabei bewegen sie sich wenige Zentimeter im Jahr. Man ist sich immerhin einig, dass weit unter uns eine Schicht aus geschmolzenem Gestein sein muss. Jetzt lassen Wissenschaftler aus Amerika mit einer neuen Studie über das Erdinnere aufhorchen. Laut dem amerikanischen Magazin Vice haben Geowissenschaftler unter der Leitung von Junlin Hua bei der University of Texas völlig neue Erkenntnisse gemacht.

Deutlich mehr Flüssiggestein in Asthenosphäre

Die Grafik veranschaulicht die Plattentektonik der Erde. Als Motor der Bewegung werden Wärmeströmungen im Erdmantel angenommen.
Die Grafik veranschaulicht die Plattentektonik der Erde. Als Motor der Bewegung werden sogenannte Konvektionsströmungen, also Wärmeströmungen im Erdmantel angenommen.

Rund um die Erde sollen über 44 Prozent der Asthenosphäre aus geschmolzenem Gestein bestehen. Die flüssige Schicht wäre damit deutlich größer als bisher angenommen. Junlin Hua war erstaunt, wie weit verbreitet diese Schicht sein könnte. Herausgefunden hat das sein Team mit Hilfe von seismischen Wellen, die Erdbeben an Hunderten von verschiedenen Orten auf der ganzen Welt erzeugen. Damit konstruierten sie eine globale Karte der Asthenosphäre nach. Die seismischen Wellen der Erdbeben wurden wohl langsam, wenn sie auf eine bisher verborgene Schicht aus geschmolzenem Gestein trafen.

Asthenosphäre im Meeresbereich noch schwach untersucht

Der Vulkan Cumbre Vieja auf La Palma spuckt auch 2 Monate nach Beginn des Ausbruchs weiter Lava und Aschewolken. Aktuell erschüttern bis zu 300 Erdbeben pro Tag die Kanareninsel. Die Aktivität des Vulkans hat nach Seismologen wieder zugenommen und ist der längste gemessene Ausbruch auf der Insel seit 340 Jahren. La Palma, 20.11.2021
Einmal schön lächeln bitte! Das kann der Vulkan nicht, allerdings können wir seismische Aktivitäten am Land besser messen als in den Tiefen der Meere.

Dieser Befund wird dazu beitragen, Modelle der beweglichen Teile der Erde zu verfeinern. Solche Forschungen helfen auch, ein neues Licht auf die immer noch sehr schwach untersuchte Asthenosphäre zu werfen. Wenn man bedenkt, dass die Plattenbewegung dazu beigetragen hat, das heutige Leben auf der Erde zu ermöglichen, wird ihr vollständiges Verständnis auch bei der Suche nach außerirdischen Leben helfen können. Die Form unserer zukünftigen Kontinente, aber auch die Geologie unserer Erde, lässt sich dann besser abschätzen. Steigerungsbedarf sieht Hua vor allem bei Untersuchungen in ozeanischen Regionen. Er bemerkt noch große Datenlücken in den Weltmeeren. Eine passende Folgestudie wäre die Verwendung von Daten oder seismischen Instrumenten, die sich auf dem Meeresboden befinden könnten.

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(uhi)