Regenchaos trifft Regenflaute

Südeuropa säuft ab, Deutschland staubt

von Amelie von Kruedener

Trockenheit in Deutschland
Regenrekorde im Süden, Niederschlagslücke bei uns.

Während in Südeuropa Starkregen und Gewitter das Wettergeschehen prägen, bleibt es in Deutschland – besonders im Norden und Osten – weiterhin auffallend trocken. Und das, obwohl langfristige Klimatrends eigentlich etwas anderes erwarten lassen.

Südlicher Regen, nördliche Trockenheit – alles wie erwartet? Nicht ganz

Klimamodelle sagen seit Jahren voraus: Der Süden Europas wird trockener, der Norden nasser. Ein Trend, den aktuelle Datensätze wie HOMPRA-Europe des Deutschen Wetterdienstes auch klar belegen. HOMPRA (HOMogenized PRecipitation Analysis for Europe) analysiert Regenmengen in Europa und berechnet daraus Tendenzen für die Zukunft. Doch der Blick auf den Februar und März 2025 wirft Fragen auf – denn die extreme Trockenheit in Deutschland, vor allem in den nördlichen Landesteilen, passt auf den ersten Blick nicht ins Bild.

In Norddeutschland herrscht seit Wochen Niederschlagsflaute: Auf Fehmarn und Hiddensee fielen in diesem Jahr bislang nur um die 50 Liter pro Quadratmeter – ein Bruchteil des langjährigen Mittels. Auch sonst zeigt sich das Norddeutsche Tiefland ungewöhnlich trocken, teilweise wurden im Februar unter 5 l/m² gemessen. Und selbst im sonst niederschlagsreichen Alpenraum blieben viele Regionen unter der 100-Liter-Marke – Schnee ist Mangelware.

Der Bodensee auf Talfahrt

Wie trocken es wirklich ist, zeigt sich am Wasserstand des Bodensees: Der Pegel Konstanz liegt derzeit bei 2,76 m – etwa 70 cm unter dem typischen Niveau für März. Damit fehlt nicht viel zum historischen Tiefstand von 2,26 m aus dem Jahr 1858. Die spärliche Schneeschmelze aus den Alpen wird daran in den kommenden Wochen kaum etwas ändern.

Niederschlag und Abweichungen in Deutschland 2025
Ob der Trend so weitergeht? Dann müssten wir wieder mit extrem trockenen Böden rechnen, die zu Problemen in Natur und Landwirtschaft führen.

Südeuropa unter Wasser

Ganz anders die Lage im Mittelmeerraum: Tiefdruckgebiete sorgen dort für Dauerregen und Gewitter. Besonders betroffen sind aktuell Italien, Kroatien, Albanien und Griechenland. In kurzer Zeit fällt dort teils so viel Regen wie sonst in einem ganzen Monat – inklusive Unwettergefahr durch stürmische Winde und überschwemmte Regionen. Was auffällt: Auch wenn der Süden langfristig trockener wird, sind extreme Regenereignisse nicht ausgeschlossen – sie treten sogar trotz Dürreperioden immer wieder auf.

Wetterlage in Deutschland: Auch kommende Woche kaum Entspannung

Wer auf einen nassen Frühlingsstart gehofft hat, wird enttäuscht: Auch die kommende Woche bringt kaum Regen. Nach einem kurzen, regional begrenzten Niederschlagsfenster am Wochenende bleibt es weitgehend trocken, besonders im Norden und Osten Deutschlands. In vielen Regionen fällt weiterhin fast gar nichts – und das, obwohl der März normalerweise ein Übergangsmonat mit deutlich mehr Regen wäre.

Was bedeutet das nun konkret?

Der trockene Februar war schon außergewöhnlich, der März setzt noch einen drauf. Dass Deutschland – besonders der Norden – so trocken durch den Spätwinter geht, ist angesichts der langfristigen Projektionen ungewöhnlich. Es zeigt: Klimatrends geben zwar eine Richtung vor, doch einzelne Jahre oder Monate können stark davon abweichen.

Meteorologe Martin Pscherer erklärt: „Solche langfristigen Trends sind über größere Gebiete zu betrachten und können umso ungenauer werden, je kleiner die ausgesuchte Region ist. Außerdem neigen Wetterlagen mittlerweile dazu, beständiger zu bleiben, das heißt Regen- bzw. Trockenphasen halten länger und werden in ihren Auswirkungen , wie Beispielsweise Trockenheit, Dürre, Hochwasser oder Überschwemmungen, dadurch extremer.”

Auch innerhalb Deutschlands ist die Lage derzeit alles andere als einheitlich: Der Schwarzwald etwa meldet mit über 400 l/m² einen der höchsten Niederschlagswerte – das ist dort allerdings eher normal als Ausnahme.

Kurz gesagt: Während sich der Süden Europas gerade mit heftigen Regenfällen herumschlägt, wartet der Norden Deutschlands vergeblich auf Nachschub von oben. Ein Wetterbild, das auf den ersten Blick den Erwartungen widerspricht – aber einmal mehr zeigt, wie dynamisch und unvorhersehbar die Realität manchmal ist.

(avo)