Akute Dürregefahr
Deutschland trocknet aus: Wetter oder Klimakrise?
Wir erleben den vierten zu trockenen Monat in Folge. Viele Flüsse führen deutlich weniger Wasser als normal, die Böden trocknen aus und selbst ein Dürre-Rekord für das Frühjahr scheint wahrscheinlich. Ist das noch Wetter oder zeigt sich hier mal wieder die Klimakrise?
Rekordverdächtige Trockenheit in Deutschland
Wer aufmerksam das Wetter beobachtet merkt, dass es viel zu selten regnet. Nach einem halbwegs feuchten Winter und den vorangegangenen, teils sehr nassen eineinhalb Jahren, hatten sich die Grundwasserspiegel etwas erholt. Dieser Fakt und dass wir erst Mai haben, sorgt für noch relativ grüne Landschaften. In vielen Regionen hat die Trockenheit aber bereits ernste Folgen.
Der Blick auf die Zahlen zeigt, wie schlimm es um Deutschland steht. Im Februar hat die Trockenphase begonnen und zieht sich nun den vierten Monat in Folge. Hier die Abweichung des Niederschlags im Vergleich zum Klimamittel von 1961 bis 1990:
- Februar: -51 %
- März: -69 %
- April: -47 %
- Mai : -84 %
In absoluten Zahlen: Der Natur fehlen seit Anfang Februar im Deutschlandschnitt rund 120 Liter Regen pro Quadratmeter. Das ist wirklich extrem und kann durch ein, zwei nasse Wochen gar nicht aufgeholt werden. Sollten im verbleibenden Mai weniger als rund 25 Liter im Deutschlandmittel fallen, wäre es das trockenste Frühjahr seit Beginn der flächendeckenden, regelmäßigen Aufzeichnungen 1881 – plus Februar vorneweg.

Dürregefahr in Deutschland: Nur Wetter oder Folge des Klimawandels?
Was passiert da eigentlich in Deutschland? Im letzten Sommer gab es noch die zwölf nassesten Monate seit Aufzeichnungsbeginn, jetzt diese Trockenheit. Natürlich gab es schon immer Schwankungen zwischen Trockenphasen und Nassphasen. 1960 war im Nordwesten, 1964 im Osten und 1976 sehr verbreitet extrem trocken. Seit 2018 sehen wir aber eine deutliche Häufung von Dürrezuständen im Boden. Hier scheint sich etwas zu verändern.
Und tatsächlich: Es wird immer wärmer. Diese Erwärmung sorgt dafür, dass die Verdunstung von Wasser in der Natur höher wird. Es bräuchte also mehr Regen, gerade im Sommer, damit die Natur nicht immer trockener wird. Das ist nicht „nur Wetter“, das ist der Klimawandel.
Auch die Wetterlagen scheinen sich zu verändert. Sie werden offenbar langlebiger. Das begünstigt genau das, was wir in den letzten Jahren sehen: 2018 bis 2020 Dürre, danach teils sehr nass mit Rekord zum letzten Sommer, nun wieder das Umschwenken zu sehr trockenen Wetterlagen. Diese Entwicklung könnte auf einen schwächelnden und sich verlagernden Jetstream hinweisen – auch eine wahrscheinliche Veränderung im Zuge des Klimawandels.
Ist Regen in Sicht?
Was wir jetzt bräuchten, das wäre ein Kippen der großräumigen Wetterlage hin zu mehr Regen – und bitte Landregen und keine Unwetter in schwülheißer Luft. Tatsächlich gibt es Signale der Veränderung ab Ende Mai. Manche Wettermodelle wollen von Westen wieder Tiefs zu und vorankommen lassen. Das typisch wechselhafte Wetter der mittleren Breiten käme zurück und würde der Natur und uns guttun.

Aber wohin die Wetterlage kippt, wenn sie es denn überhaupt macht, das ist die nächste Frage. Auch eine neue Hochdrucklage mit anderer Position des Hochs könnte anstehen. Wenn über dem Atlantik Tiefs die Arbeit aufnehmen und sich der hohe Luftdruck nach Osten auf den Kontinent verschiebt, bleibt es bei uns überwiegend trocken. Die Temperaturen würden aber deutlich steigen, womit die Verdunstung um ein Vielfaches wachsen würde. Spätestens dann würde aus der Trockenheit eine wirklich gefährliche Dürre werden.
(phe)