Landfall mit höchster Hurrikan-Stufe 5

Es droht ein katastrophales Inferno: Melissa knallt über Jamaika hinweg

von Oliver Scheel

Jamaica Extreme Weather
Die Menschen auf Jamaika versuchen sich vor Melissa zu schützen so gut es geht.

Jamaika droht nicht mehr und nicht weniger als eine komplette Katastrophe: Hurrikan Melissa nimmt kurz vor dem „Landgang” auf der Karibikinsel sogar noch einmal an Intensität zu. Es ist das Schlimmste zu erwarten, denn die Insel ist dem Sturm mit der höchsten Hurrikanstufe 5 völlig hilflos ausgeliefert. Vor allem in den Armenvierteln wird Melissa einen Schaden anrichten, der „katastrophal, verheerend und lebensbedrohlich” sein wird, wie es unser Meteorologe formulierte.

Armenviertel sind dem Sturm schutzlos ausgeliefert

Der Hurrikan liegt am Montagvormittag noch knapp 200 km südlich von Jamaikas Hauptstadt Kingston. Mit Stärke 4 hat er zu diesem Zeitpunkt die zweithöchste Kategorie, könnte aber heute im Tagesverlauf sogar die höchste Kategorie 5 erreichen. Damit hätte er ausgerechnet beim Landfall seine größte Stärke. Es sind dann Windgeschwindigkeiten von unglaublichen 260 km/h und mehr zu erwarten. Das wird für die vielen Holzhütten und Wellblechbauten in den Armenvierteln der Karibikinsel definitiv zu viel sein. Die Menschen können sich also kaum in ihren Behausungen vor dem Sturm schützen.

Der Hurrikan bewegt sich sehr langsam Richtung Norden und dürfte dann laut unserer Meteorologen am Dienstag Jamaika von Süd nach Nord überqueren. Durch einsetzenden starken Regen drohen bereits ab heute im Landesinneren Murenabgänge, bevor dann ab heute Abend noch die zerstörerischen Orkanböen und etwa 3 bis 4 Meter hohe Wellen inklusive Überschwemmungen im Küstenbereich dazukommen.

Hurrikan zieht sehr langsam - das ist schlecht

Melissa bewegt sich langsamer als Hurrikane üblicherweise unterwegs sind. Das bedeutet, dass die Gebiete in ihrem Weg weitaus länger den zerstörerischen Auswirkungen ausgesetzt sein könnten. Unsere Meteorologen glauben, dass in der Spitze bis zu 1.000 Liter Regen auf den Quadratmeter fallen können. Das ist eine gänzlich unvorstellbare Regenmenge für uns, denn das ist fast das anderthalbfache der jährlichen Niederschläge, die über Berlin niedergehen. Oder fünf Mal die Ahrflut!

Im Osten der Insel türmen sich 2.200 Meter hohe Berge auf.
Im Osten der Insel türmen sich 2.200 Meter hohe Berge auf.

Dann hat Jamaika noch das Pech, dass es ziemlich klein ist, es dort aber sehr hohe Berge gibt. Die Größe der Insel reicht also nicht aus, um den Hurrikan einzubremsen. Denn über Land werden die Wirbelstürme schwächer, weil ihnen die Energie vom warmen Meer abhanden kommt. Dafür wird es im Schatten der hohen Berge zu katastrophalen Regenfällen kommen. Und genau da liegen dicht besiedelte Gebiete, auch die Hauptstadt Kingston liegt nicht weit entfernt von den immerhin gut 2.200 Meter hohen Blue Mountains.

Hurrikan Melissa wird dann auch Kubas Osten treffen

Wahrscheinlich wird das Zentrum des Hurrikans weiter im Westen liegen und nicht mit seinem Kern die Hauptstadt und die Berge dahinter treffen. Dennoch wird Melissa ein fürchterliches Ausmaß erreichen. Es ist damit zu rechnen, dass die Zerstörung immens wird und viele Menschen ihr Leben in dem Sturm verlieren werden.

Der Hurrikan wird sich - wie oben erwähnt - über der doch recht kleinen Landmasse der Insel kaum abschwächen und in der Folge nach Kuba ziehen. Dort könnte Melissa immer noch als Hurrikan der höchsten Stufe den Osten des Landes mit seiner alten Kolonialstadt Santiago de Cuba treffen. Im Osten Kubas liegen ebenfalls hohe Berge und es gibt dort viele Wälder, die durch den Sturm bedroht sind.

Bisher war die Hurrikansaison eher schwach. Oder besser gesagt: Die klassischen Länder, die von Hurrikans getroffen werden, hatten Glück. Denn die meisten der immerhin 13 benannten Stürme der Saison erreichten gar nicht die USA oder Mexiko, sie blieben sogenannte „Fischstürme”, also Stürme, die sich weitestgehend über dem Meer austoben. Nun aber droht mit Melissa ein absolut verhängnisvoller und katastrophaler Sturm eine fürchterliche Spur der Verwüstung auf Jamaika anzurichten, an die die Menschen sich noch lange erinnern werden.

Verwendete Quellen: Agenturmaterial, eigene wetter.de-Recherche plus Zulieferung unserer Meteorologen