Kein Eis, kein Eisbär
Warum Eisbären kaum noch eine Chance haben
Er ist wohl das Sinnbild für den Klimawandel: der Eisbär. Und das, was immer schon vermutet worden ist, ist jetzt eindeutig bewiesen. Der Rückgang des arktischen Meereises führt zum Rückgang dieser großen Raubtiere. Wie Wissenschaftler der Universität von Toronto sogar die genaue Korrelation zwischen dem Rückgang des Meereises und dem Rückgang einer Eisbärenpopulation nachgewiesen haben, erklärt Bernd Fuchs in diesem Klima Update.
Die Fakten sprechen eine klare Sprache:
- In der westlichen Hudson Bay gab es 2021 im Vergleich zu 1979 fast 50 Prozent weniger Eisbären.
- Eine Eisbärmutter bekommt heute weniger Junge
- Erwachsenen Weibchen wiegen heute etwa 40 Kilogramm, einjährige Jungtiere um 26 Kilogramm weniger.
Ganz offenbar geht es den Eisbären schlecht. Und der Grund liegt auf de Hand: Der Klimawandel ist schuld.
Trotzdem wollte es eine Forschungsgruppe um Louise Archer von der University of Toronto Scarborough genau wissen, ob tatsächlich die Erderwärmung und ihre Folgen wie das schmelzende Meereis, dafür verantwortlich ist. Die Fachleute berichten darüber im Journal Science.
Sie untersuchten den Ernährungsfahrplan der Eisbären: Wenn die Meeresoberfläche gefroren ist, jagen sie vor allem vom Eis aus Robben. In der eisfreien Zeit begeben sich die Eisbären an Land, wo sie keine Robben jagen können, und fressen weniger.
Durch die Erderwärmung verlängert sich aber die eisfreie Saison in der Hudson Bay zunehmend: In den letzten 40 Jahren gab es im Durchschnitt neun bis zehn Tage pro Jahrzehnt mehr eisfreie Tage. Dadurch haben die Raubtiere jedes Jahr weniger Zeit, um Robben zu jagen und energiereiche Nahrung zu fressen.
Die Muttertiere produzieren weniger Milch, die Überlebenswahrscheinlichkeit der Jungtiere sinkt. Beides mündet in einen Rückgang der Population.
Einer der Wissenschaftler fasst die Erkenntnisse auch so zusammen: „Es gibt allen Grund zu der Annahme, dass das, was den Eisbären in dieser Region widerfährt, auch den Eisbären in anderen Regionen widerfahren wird, wenn man den prognostizierten Verlauf des Meereisverlustes zugrunde legt. Dieses Modell beschreibt im Grunde ihre Zukunft.”