Deutschland trocknet langsam aus

Wasserentnahme in vielen Orten verboten

von Amelie von Kruedener

Damit alles sofort klar ist: Deutschland schwitzt unter einer außergewöhnlich trockenen Wetterlage. Immer mehr Städte und Landkreise verbieten das Entnehmen von Wasser aus Flüssen, Seen und Brunnen – teils sogar tagsüber. Wer sich nicht daran hält, riskiert empfindliche Bußgelder. Der Hochsommer steht erst bevor, und Experten warnen vor weiteren Verschärfungen.

Trockenheit im ganzen Land – Behörden handeln jetzt

Seit Wochen bleiben Regenfälle aus, Pegelstände sinken stark. Es ist eine Dürre, wie es sie seit Beginn der Wetteraufzeichnungen kaum gab. Viele Regionen in Ostdeutschland zeigen laut Dürre‑Monitor des Helmholtz‑Zentrums intensive Rottöne – ein klarer Hinweis auf ausgetrocknete Bodenschichten.

In Brandenburg haben bereits acht Landkreise Verfügungen zum Verbot der Wasserentnahme erlassen – darunter Cottbus und der Spree‑Neiße‑Kreis. Regionsweit in Sachsen‑Anhalt (Altmarkkreis Salzwedel, Jerichower Land, Dessau‑Roßlau) sind ähnliche Schritte in Kraft – weitere Städte prüfen sie aktuell.

Auch NRW und Baden‑Württemberg ziehen nach

In Nordrhein‑Westfalen gilt in Teilen – etwa im Rhein‑Sieg‑Kreis, Rheinisch‑Bergischen Kreis und in Bonn – seit Mai ein Verbot, Wasser aus Flüssen zu entnehmen. Auch in Münster und Umgebung besteht ein Verbot für die Ems. In Baden‑Württemberg wurde die Wasserentnahme in Kreisen wie Biberach, Ravensburg, Alb‑Donau und Bodenseekreis zunächst bis Mitte Juli untersagt. Vor allem kleine Gewässer sind stark betroffen.

Bußgelder bis zu 10.000 Euro

Bei Verstößen drohen Bußgelder von bis zu 10.000 Euro – in Einzelfällen berichten Medien sogar von Höchstgrenzen bis zu 50.000 Euro, je nach Landkreis und Schwere des Verstoßes.

Bürger sollen bewusst handeln

Die Städte appellieren: Wasser sparen, wo es geht. Kein Autowaschen mit Brunnenwasser, keine Poolbefüllung, kein stundenlanges Rasensprengen. Die Behörden machen ernst. Viele Städte und Kommunen rufen die Menschen dazu auf, Wasser bewusst und sparsam zu nutzen – sei es im Garten, beim Poolbefüllen oder beim Autowaschen. Websites der Städte und Kreise informieren über lokale Regelungen – oft variierend nach Uhrzeit und Temperatur wie beispielsweise keine Brunnenentnahme zwischen 10 und 19 Uhr in Salzwedel.

Rhein wird zur logistischen Problemzone

Die anhaltende Trockenheit nach der letzten Hitzewelle sorgt nun auch auf dem Rhein für Probleme. Frachtschiffe können vielerorts nur eingeschränkt beladen werden, wie Händler am Montag berichten. Reedereien reagieren mit Zuschlägen auf die Frachtraten – wegen der schlechteren Auslastung. Betroffen sind vor allem Rheinabschnitte südlich von Duisburg und Köln, besonders rund um die Engstelle Kaub. Dort liegt die Beladung aktuell bei rund 50 Prozent, weiter nördlich oft sogar darunter. Die Folge: Mehr Schiffe, mehr Fahrten, mehr Kosten – für Händler wie Kunden.

Eine Entspannung ist nicht in Sicht. Für diese Woche wird eine neue Hitzewelle erwartet, Temperaturen bis 40 Grad in Köln sind laut Prognosen möglich. Händler rechnen mit weiter sinkenden Pegeln. Auch an der Elbe in Dresden ist die Lage derzeit kritisch. Bereits 2022 hatte eine ähnliche Dürre die Lieferketten spürbar unter Druck gesetzt. Der Rhein ist zentrale Versorgungsader für Rohstoffe wie Getreide, Erze, Ölprodukte – auch Heizöl. Wenn dort weniger durchkommt, kann das spürbare Folgen für viele Branchen haben. Auch in Dresden an der Elbe ist es derzeit kritisch.

Warum die Regeln notwendig sind

Trockenheit und Hitze erhöhen nicht nur die Waldbrandgefahr, sondern beeinträchtigen auch die ökologische Balance der Fließgewässer. Sinkende Wasserstände gefährden unsere Flora und Fauna – und, das fühlt sich im akuten Falle noch ein Stück bedrohlicher an, gefährden langfristig auch die Trinkwasserversorgung.

Dürren werden laut Weltklimarat häufiger und intensiver durch den Klimawandel. Die derzeitige Lage könnte ein Vorgeschmack darauf sein, was in Zukunft normaler wird.

(avo mit dpa)