Ein Funke reicht!

Grillen bei Trockenheit: Brandgefahr durch Gasgrill und Holzkohle

von Amelie von Kruedener

Grillen bei Trockenheit
Ein Funke und die Party steht in Flammen

Wenn der Grill zischt, der Boden knochentrocken ist und die Glut fröhlich fliegt, wird’s brenzlig. Zwischen Bierlaune und Stichflamme liegen oft nur Sekunden – oder ein loser Schlauch.

Ein Funke reicht – warum Grillen bei Trockenheit schnell brandgefährlich wird

Der Duft von Kohle, Fleisch und gegrilltem Gemüse liegt in der Luft, das Bier ist kalt, die Stimmung entspannt. Doch während auf dem Rost das Leben brutzelt, lauert drumherum oft ein völlig unterschätztes Risiko: Feuer. Und zwar schneller, als man denkt. Denn bei anhaltender Trockenheit und sorglosem Umgang mit Gas- oder Holzkohlegrills wird aus dem BBQ ganz fix ein Brandherd – im wörtlichen Sinne.

Zündstoff im Garten

Was viele nicht auf dem Schirm haben: Trockenheit verwandelt den Garten in eine potenzielle Zündfläche. Grasflächen, Laub, Holzdecks – alles staubtrocken, alles sofort entflammbar. Dazu ein Holzkohlegrill, der munter Funken verteilt, oder ein Gasgrill mit einem leckenden Schlauch, und schon reicht ein winziger Auslöser für das ganz große Flammenchaos.

In Wuppertal hat es genau so geknallt: Bei einem Grillunfall explodierte ein Gasgrill, fünf Menschen wurden verletzt. Die Ursache: höchstwahrscheinlich ein technischer Defekt. Dabei gelten Gasgrills eigentlich als sichere Variante – wenn alles dicht und korrekt angeschlossen ist. Wenn nicht, wird das Gas-Luft-Gemisch zur unsichtbaren Gefahr, und ein winziger Funke reicht für eine Stichflamme.

Aktuelle Lage: Trockenheit und Waldbrandgefahr

Deutschland erlebt derzeit einen extrem trockenen Frühling. Im März fiel nur rund ein Drittel der üblichen Niederschlagsmenge. Die Folge: verbreitet gilt Waldbrand-Gefahrenstufe 3 (mittlere Gefahr), in Teilen Nordrhein-Westfalens, Thüringens und Bayerns sogar Stufe 4 (hohe Gefahr). Viel Regen ist vorerst nicht in Sicht – die Brandgefahr steigt also weiter.

Hier geht es zum aktuellen Waldbrandgefahrenindex

In Niedersachsen war es im März so trocken wie noch nie, seitdem Wetterdaten aufgezeichnet werden. Laut Deutschem Wetterdienst fielen im Schnitt nur 8 Liter Regen pro Quadratmeter – üblich wären rund 55. Besonders alarmierend ist die Lage im Landkreis Cuxhaven: Dort kamen im Februar und März gerade einmal 15 Liter zusammen. Erste Folgen zeigen sich bereits: Auf sandigen Böden leidet Wintergetreide und Raps, weil der Dünger ohne Wasser kaum aufgenommen wird. Die Landwirtschaftskammer warnt: Bleibt der dringend benötigte Regen weiter aus, drohen ernsthafte Ernteausfälle.

Grillverbot? Was wo erlaubt ist – und wo’s richtig teuer wird

In Deutschland ist Grillen grundsätzlich erlaubt – aber nicht überall und nicht immer. In Wäldern, auf öffentlichen Grünflächen oder in Parks gelten je nach Bundesland und Kommune unterschiedliche Regeln. Bei hoher Waldbrandgefahr (Stufe 4 oder 5) kann Grillen komplett verboten werden, auch auf ausgewiesenen Grillplätzen. Offenes Feuer ist im Wald und in einem Abstand von weniger als 100 Metern zum Waldrand grundsätzlich untersagt (§ 47 Bundeswaldgesetz). In Wohngebieten kann das Grillen auf Balkon oder Terrasse durch Hausordnung oder Mietvertrag eingeschränkt sein – vor allem, wenn Rauchentwicklung oder Geruchsbelästigung Nachbarn stört. Wer unsicher ist, sollte beim Ordnungsamt oder Vermieter nachfragen. Verstöße können mit Bußgeldern bis zu mehreren hundert Euro geahndet werden.

Grillorte
Umfrage zu bereits genutzten Grillorten in Deutschland 2021

Holzkohle – der Klassiker mit Glutproblem

Beim Holzkohlegrill liegt die Gefahr woanders: in der offenen Glut. Glühende Kohlen können noch Stunden nach dem Grillvergnügen gefährlich sein. Ein Windstoß genügt, und die letzten Funken landen im trockenen Gras oder in der Hecke des Nachbarn. Besonders tückisch: Einweggrills auf Wiesen oder im Park. Sie geben Hitze direkt nach unten ab – und setzen so nicht selten gleich den gesamten Untergrund in Brand.

Gasgrills – wenn Druck unter der Haube zur Explosion führt

Bei Gasgrills ist die Technik der Risikofaktor. Schläuche porös? Anschlüsse locker? Dichtungen alt? Dann wird’s gefährlich. Entweicht das Gas unbemerkt und wird entzündet, entsteht eine Stichflamme oder im schlimmsten Fall eine Explosion. Auch Zündmechanismen, die erst nach mehrmaligem Drücken zünden, sind ein Problem – währenddessen füllt sich der Grillraum bereits mit Gas.

Damit’s heiß bleibt – aber nur auf dem Rost

  • Nur auf feuerfestem Untergrund grillen – keine Rasenflächen, kein trockenes Laub.
  • Glut vollständig löschen – auch Stunden nach dem Grillen können Reste noch zündeln.
  • Gasanschlüsse regelmäßig prüfen – Seifenlauge hilft, Undichtigkeiten zu erkennen.
  • Kein Gasgrill in der Nähe von brennbaren Materialien – auch keine Pflanzen.
  • Feuerlöscher oder Wassereimer bereitstellen – im Zweifel zählt jede Sekunde.
  • Grills nie unbeaufsichtigt lassen – auch nicht für einen kurzen Schwatz mit dem Nachbarn.

Auch wenn Grillen noch so schön ist, bei anhaltender Trockenheit ist besondere Vorsicht gefragt. Holzkohle und Gas haben jeweils ihre eigenen Risiken – die Kombination mit ausgetrocknetem Boden und Wind macht das Ganze brandgefährlich. Ein einziger Funke, ein kleiner Defekt, ein unachtsamer Moment – und der Grillabend endet in Flammen. Dabei ist die Lösung einfach: ein bisschen mehr Aufmerksamkeit, etwas weniger Leichtsinn. Dann bleibt’s heiß – aber nur auf dem Rost.

(avo)