Sorge um den deutschen Wald
Satellitenbilder zeigen dramatisches Waldsterben im Harz
Es ist wahrlich ein schockierender Anblick, was die Satellitenaufnahmen vom westlichen Teil des Harzes da zeigen. Im Vergleich mit dem Jahr 2018 kann man ganz deutlich erkennen, wie sehr die Waldstücke geschrumpft sind. Bereits im April zeigten Luftbildaufnahmen, wie großflächig die Bäume geschädigt sind. Es sind die Folgen von Dürre, Stürmen und Borkenkäfern und bestätigen, was NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger bereits Anfang des Jahres sagte: „Vor allem in den Mittelgebirgen wird sich das Landschaftsbild massiv ändern und die ökologische Leistungsfähigkeit der Wälder sinkt.“
Sehen Sie die dramatischen Veränderungen im Harz oben im Video
Massenvermehrung der Borkenkäfer

Die Jahre 2018 und 2019 waren außergewöhnlich trocken und heiß und auch das aktuelle Jahr brachte nicht den benötigten Regen ein. Neben hoher Temperaturen führte auch ausbleibender Regen zu erhöhtem Trockenstress für den Harzer Wald. Besonders sichtbar durch die vermehrt absterbenden Fichtenwälder rund um den Brocken und die zunehmenden Waldbrände.
Gerade die Fichten mussten leiden in den vergangenen Jahren. Borkenkäfer haben beste Voraussetzungen für eine Massenvermehrung und greifen die rund 170 bis 200 Jahre alten Bäume an.
Besonders hohe Waldbrandgefahr im Harz

Die Lage habe sich „seit April sogar noch verschärft“, wie Jonas Bostelmann, dem Experten für Fernerkundung am Landesamt für Geoinformation und Landesvermessung Niedersachsen (LGLN) bestätigt. Neuere Aufnahmen zeigten, dass die braunen Flächen sogar noch mehr geworden seien. Die Aufnahmen aus dem April 2018 wurden neben Aufnahmen vom 19. April verglichen. Alle fünf Tage fliegt der Satellit Sentinel-2 des europäischen Copernicus-Programms über das Gebiet und macht Aufnahmen. „Die Aufnahmezeiträume passten gut für einen Vergleich“, sagt Bostelmann.
Lösungsansätze der Wald-Experten

Dass das Thema sehr ernst genommen wird, zeigte eine Bundespressekonferenz zum Waldsterben Mitte Juli, wo verschiedene Lösungsansätze vorgestellt wurden. Einer davon lautete: Nichts tun. „Die Experten sagen dazu Prozessschutz, natürliche Dynamik. Dass man im Prinzip wartet, was passiert denn auf diesen Flächen, wo die toten Bäume jetzt stehen, die irgendwann zusammenbrechen und daraus wieder neue Wälder entstehen – ohne menschliches Zutun“, so stellte das Peter Gaffert, Oberbürgermeister von Wernigerode, es vor. Der Politiker war von 1994 bis 2004 Leiter des Nationalparks Hochharz und Förster. Ins selbe Horn bläst auch Peter Wohlleben, Deutschlands wohl bekanntester Förster in einem Interview.
Aufforstungsprogramm mit Mischwäldern

Ein weiterer Vorschlag von Peter Gaffert ist das Gegenteil davon. Mit einem großen Aufforstungsprogramm soll zukünftig auf Mischwälder gesetzt werden, da diese robuster sind als Monokulturen. Gaffert betont, dass es durch die Krise gelungen ist, auch die private Wirtschaft und Einheimische mit ins Boot zu holen und somit den großen finanziellen Aufwand abzufedern. Dadurch könne man versuchen, die Wälder für die kommenden Generationen wieder herzurichten.
Für was auch immer man sich letzten Endes entscheidet. Viel Zeit bleibt dem deutschen Wald nicht mehr.
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