Dramatische und sorgenvolle Prognosen

Siebenschläfer 2022 geht in die heiße Weichenstellung für den Sommer 2022

von Paul Heger und Oliver Hantke

Die mega Hitzespitzen im Juni liegen hinter uns. Und gerade tritt ja etwas Entspannung in Sachen Hitze und Trockenheit ein. Und am Donnerstag ist ja zudem der eigentliche Siebenschläfertag. Was hat das für die weitere Entwicklung des Sommers zu bedeuten? Wetter.de-Meteorologe Paul Heger hat die Antworten rund um unsere wichtigsten Fragen zum Siebenschläfer und der weiteren Weichenstellung für den Sommer, die er zum Teil für äußerst dramatisch und sorgenvoll hält.

Oben im Video die Temperaturentwicklung in Deutschland für die nächsten 14 Tage

Wie ist das Wetter am Siebenschläfertag und was ist dran an der Bauernregel?

Paul Heger: „Der Siebenschläfer-Tag steht zwar am 27. Juni im Kalender. Das darf man aber aus verschiedenen Gründen nicht allzu eng sehen. Denn der eigentliche Siebenschläfer-Tag ist durch die Verschiebung mit der gregorianischen Kalenderreform tatsächlich erst später. Nämlich am 7. Juli. Unabhängig davon ist der zu betrachtende Zeitraum nicht nur ein Tag, sondern ein Zeitfenster, das sich von Ende Juni bis ins erste Juli-Drittel hinein erstreckt. Stellt sich nämlich in dieser Zeit eine stabile Wetterlage ein, dann hat diese eine hohe Wahrscheinlichkeit, sich über einige Wochen zu halten.”

Die Grafik zeigt die Höchstwerte für Donnerstag, 07.07.2022:
Am eigentlichen Siebenschläfertag, (07.07.), ist die ganz große Hitze verschwunden, auch sommerliche Werte sind nur spärlich zu sehen.

Kann man sagen, welche Eintreffwahrscheinlichkeit diese Regel hat?

Heger: „Im Süden Deutschlands liegt die Trefferwahrscheinlichkeit der Siebenschläfer-Regel bei etwa 70 bis an die 80 Prozent. Im Norden sind es immerhin noch um die 50 bis 60 Prozent. Der Grund für diese Unterschiede hängt mit der Lage des Jetstreams zusammen. Das ist die wettersteuernde Strömung in der höheren Atmosphäre, die das Wetter in unseren Breiten maßgeblich bestimmt und die die Tiefdruckgebiete in der Regel von Westen nach Osten führt. Das betrifft den Norden tendenziell eher als den Süden, weshalb es im Norden in der Regel im Sommer eben nicht ganz so leicht ist, in stabileres Wetter zu kommen und zu bleiben.”

Lese-Tipp: Das hat es mit dem Siebenschläfer auf sich

Wie soll der Sommer denn in den nächsten Wochen weitergehen?

„Der Blick auf das Wetter der kommenden Wochen und wohl auch Monate bereitet mir etwas Sorgen. Schauen wir uns die Modelle an, sehen wir, wie die Temperaturen zu Mitte Juli wohl deutlich nach oben gehen werden. Verbreitet erwarten uns nicht nur heiße Tage, sondern eventuell extrem heiße Tage. Zwischendurch wurden schon über 40 Grad berechnet - einzelne Berechnungen, aber durchaus plausibel!“

Warum liebäugeln die Wettermodelle sogar in Deutschland mit 40 Grad?

Die Grafik zeigt die Höchstwerte für Freitag, 15.07.2022:
Die Hitze um die 40 Grad könnte in der nächsten Woche über Spanien und Frankreich zu uns nach Deutschland kommen.

„Südeuropa wird in den kommenden Wochen wohl gekocht. Von Portugal über Spanien, Italien bis zum Balkan drohen einige Tage, vielleicht sogar wochenlang Höchstwerte um 40 Grad, in Spitzen zwischen 45 und 50 Grad. Letzteres ist Rekordniveau für Europa! Vor allem die Länge der möglichen Hitze, gepaart mit der ohnehin schon extremen Trockenheit, wird für große Probleme sorgen. Und genau diese Hitze könnten wir eben anzapfen, sobald die Strömung auf Südwest oder Süd rutscht, was manche Modellläufe berechnet haben. Genau das ist ja auch im Mai und Juni schon passiert.“

Wie war das Wetter denn im Siebenschläferzeitraum? Gibt es einen Hoffnungsschimmer?

„In seinem Zeitraum ging es wie auch schon davor hin und her mit den Temperaturen und dem Wetter. Die Langfristmodelle sehen dieses Hin und Her so gar nicht und es wäre nicht außergewöhnlich, dass einmal eingeströmte Hitze im Hochsommer ein stabiles Hoch über dem Kontinent bildet und Tiefs halbwegs abblockt. Aber das muss natürlich nicht so kommen. Und so ist der Siebenschläfer vielleicht unser Hoffnungsschimmer auf weniger heiße, weniger trockene, weniger kritische Zeiten.“

Was sagen denn die experimentellen Langfristberechnungen?

„Besonders dramatisch - und das ist nicht übertrieben im Wording - ist die Lage in der experimentellen Langfristberechnung des Europäischen Wettermodells. Ab Mitte Juli werden deutlich zu hohe Temperaturen für diese Jahreszeit berechnet. Zusätzlich soll es laut diesen Berechnungen deutlich zu trocken werden. Uns stünde eine lange, womöglich sehr heiße und trockene Hitzewelle bevor, welche große gesundheitliche Risiken brächte und die Dürresituation verschärfte - Italien lässt grüßen.

Auch das Amerikanische Modell berechnet übrigens eine sehr große Trockenheit. Die Verschärfung der Dürre scheint gesetzt. Diese Aussichten sind natürlich immer mit Unsicherheiten behaftet, auch wenn wir über den Juli hinausschauen. Die Berechnungen machen aber dennoch wenig Hoffnung auf Besserung: wärmer als normal, trockener als normal.“

Die 42-Tage -Prognose für Freiburg: Durchgehend sommerliche Werte von über 25 Grad mit Hitzespitzen

Die Grafik zeigt den 42-Tage-Wettertrend für Freiburg
In Freiburg ist es in den nächsten sechs Wochen nur noch sommerlich warm bis heiß.

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(phe und oha)