Wie sich die Nussfrüchte unterscheiden

Marone oder Rosskastanie? Was ihr beim Kastaniensammeln beachten müsst!

von Ingo Jacobs

ILLUSTRATION - Eine Familie sammelt am 24.10.2021 in einem Wald bei Uelsby Fichtenzapfen und Kastanien (gestellte Szene). Foto: Benjamin Nolte
Was gibt es Schöneres, als im Herbst im Wald spazieren zu gehen? Dabei gibt es jede Menge zu sammeln und zu ernten: neben Blättern, Zapfen und Pilzen natürlich auch Kastanien!

Die Tage werden kürzer, die Luft wird frischer und die Natur verwandelt sich in ein buntes Farbenmeer. Zeit für gemütliche Spaziergänge im Wald, eingehüllt in den Duft von feuchter Erde und buntem Laub! Und was wäre ein Herbstspaziergang ohne das Sammeln von Kastanien?

Verschiedene Pflanzenfamilien: Kastanie ist nicht gleich Kastanie

Sowohl die Rosskastanie als auch die Esskastanie tragen zwar das Wort "Kastanie" im Namen, doch dieser Name ist irreführend - sie gehören zu verschiedenen Pflanzenfamilien. Die Rosskastanie (Aesculus hippocastanum) gehört zu den Seifenbaumgewächsen, die Esskastanie (Castanea sativa) hingegen zu den Buchengewächsen.

Dieser Unterschied zeigt sich deutlich im Aussehen der Bäume: Die Rosskastanie hat einen kräftigen Stamm und eine runde Krone, während die Esskastanie oft mehrstämmig wächst und eine ovale Krone bildet. Auch die Blätter unterscheiden sich: Die Rosskastanie hat handförmige Blätter mit fünf bis sieben Fiederblättchen, die Esskastanie hat einfache, längliche Blätter mit gesägten Rändern.

Im Frühjahr blühen die Bäume: Die Rosskastanie schmückt sich mit auffälligen, weißen oder rötlichen Blütenständen, während die Esskastanie unscheinbare, gelbliche Kätzchen trägt. Auch die Rinde der Bäume unterscheidet sich: Bei der Rosskastanie ist sie graubraun und schuppig, bei der Esskastanie glatt und später längsrissig. Während die Rosskastanie oft als Zierbaum in Parks und Alleen gepflanzt wird, findet man die Esskastanie eher in wärmeren Regionen, da sie frostempfindlicher ist.

Im Video: Warum werden die Blätter im Herbst bunt?

Rosskastanie und Esskastanie: So unterscheiden sich die Früchte

Die Früchte der Rosskastanie sind meist größer als Esskastanien, haben eine glänzend braune Schale und den charakteristischen hellen Nabelfleck. Die Schale ist dick, ledrig und hat nur wenige, weichere Stacheln. Rosskastanien sind ungenießbar und können beim Verzehr zu unangenehmen Magen-Darm-Beschwerden führen. Sie eignen sich aber hervorragend zum Basteln von herbstlichen Dekorationen und Figuren.

Esskastanien, auch Edelkastanien genannt, sind kleiner als Rosskastanien, haben eine eher abgeflachte Form und eine dunkelbraune, matte Schale mit vielen, dichten und spitzen Stacheln. Die stachelige Hülle, in der sich die Früchte befinden, öffnet sich größtenteils von selbst, wenn die Kastanien reif sind. Esskastanien schmecken roh, geröstet oder gekocht - ein echter Herbstgenuss.

Allerdings: Nicht jede Esskastanie ist auch eine Marone! Als Marone bezeichnet man eine besonders große und wohlschmeckende Kastaniensorte, die häufig auf Märkten und in Geschäften angeboten wird. Maronen schmecken süßer und lassen sich leichter schälen.

Warum sind Rosskastanien nicht essbar?

Rosskastanien enthalten verschiedene Giftstoffe, hauptsächlich Aesculin. Es kann schon in geringen Mengen Übelkeit, Erbrechen und Durchfall auslösen. Auch für Tiere wie Hunde oder Pferde sind Rosskastanien giftig. Also: Finger weg beim Kochen!

Kastanien im Herbst. Links: Rosskastanie (Aesculus hippocastanum), rechts: Edelkastanie auch Esskastanie (Castanea sativa) genannt. Beide sind Kapselfrüchte in einer mit spitzen Stacheln umgebenen Schale. Wegen des sehr trockenen Sommers 2018 sind viele Früchte aus Wassermangel sehr klein geblieben.
Anders als bei manchen Pilzsorten sind die Unterschiede zwischen ungenießbarer Rosskastanie (links) und einer Esskastanie (rechts) hervorragend zu erkennen!

Wo kann man am besten Kastanien sammeln?

In den wärmeren Regionen Deutschlands, wo der Herbst oft milder ist und die Sonne die Früchte reifen lässt, gibt es besonders viele Esskastanienbäume. Tipp: Achtet auf Wälder mit sandigem Boden und sonnigen Lichtungen. Aber auch in anderen Regionen könnt ihr Esskastanien finden. Sucht in Suchmaschinen nach den Fundorten oder nutzt die Website mundraub.org: Hier tragen Sammler ihre besten Standorte ein.

Informiert euch aber vorher, ob das Sammeln im gewünschten Gebiet erlaubt ist und haltet euch an die geltenden Regeln.

Oft gibt es Einschränkungen, um den Bestand der Bäume zu schützen. Achtet auch darauf, nur reife Früchte zu sammeln, die von selbst vom Baum gefallen sind. Respektiert die Natur und nehmt nur so viele Kastanien mit, wie ihr wirklich benötigt.

Wenn ihr keine Gelegenheit zum Sammeln habt oder das Wetter euch einen Strich durch die Rechnung macht, könnt ihr Kastanien auch auf Wochenmärkten, in Supermärkten und Bioläden kaufen. Die Saison für frische Kastanien ist von September bis November.

Kastanienfiguren
Immer wieder schön im Herbst: Wer hat als Kind keine Kastanienfiguren gebastelt?

Esskastanien zubereiten: Leckere Rezepte für den Herbst

Esskastanien sind vielseitig verwendbar und bieten eine leckere Abwechslung auf dem herbstlichen Speiseplan.

So könnt ihr sie zubereiten:

  • Rösten: Der Klassiker! Ob über dem offenen Feuer, im Backofen oder in der Pfanne - geröstete Kastanien sind immer ein Genuss.
  • Kochen: Als Beilage zu Wildgerichten, Suppen oder Eintöpfen verleihen Esskastanien den Gerichten eine herbstliche Note. Ihr nussiger Geschmack harmoniert hervorragend mit herbstlichen Aromen wie Pilzen, Wildkräutern und Kürbis.
  • Verarbeiten: Esskastanien können zu Mehl, Marmelade, Likör oder Füllungen für Geflügel und Süßspeisen verarbeitet werden.

Vor der Zubereitung die Schale der Esskastanien kreuzweise einritzen, damit sie beim Erhitzen nicht aufplatzen. So lassen sich die Kastanien leichter schälen und genießen.