Tödliche Wetterextreme!
Klimawandel macht Hitzewellen 30 Mal wahrscheinlicher
von Oliver Scheel
In Indien sprechen sie schon vom „Jahr ohne Frühling“. Seit Anfang März schon kämpfen die Menschen in Teilen Indiens und Pakistans gegen die unbarmherzige Hitze, die gleichzeitig mit einer massiven Trockenheit einhergeht. Der März war in Indien der heißeste seit Beginn der Aufzeichnungen vor 122 Jahren, und auch in Pakistan wurden Rekordtemperaturen gemessen. Im April blieb es heiß, der Mai geht nahtlos brüllend heiß weiter. Die Forschungskooperation World Weather Attribution (WWA) hat eine Analyse durchgeführt und ist zu dem Schluss gekommen, dass die anhaltende Hitzewelle durch den vom Menschen verursachten Klimawandel etwa 30 Mal wahrscheinlicher geworden ist.
Es leiden die, die sich nicht schützen können

Bei einer Erderhitzung von zwei Grad müsse man etwa alle fünf Jahre mit einer so extremen Hitzewelle rechnen, schreiben die Forscher.
Besonders schlimm erwischt es derzeit die Menschen, die sich nicht schützen können: Die Tagelöhner, Bettler, Straßenverkäufer, die Verkehrspolizisten und die Feldarbeiter. Mindestens 90 Menschen starben durch die Hitze. Die Dunkelziffer ist weit höher.
Zu allem Überfluss brachte die Hitze eine schlimme Trockenheit mit sich. Im März fiel in Pakistan 62 Prozent weniger Regen als im Schnitt, in Indien gar 71 Prozent weniger. Das bringt ein weiteres Problem mit sich, dessen Ausmaß jetzt noch gar nicht absehbar ist. Indien hatte eigentlich angekündigt, 10 Millionen Tonnen Weizen auf den internationalen Markt zu werfen, um die Ausfälle aus Russland und der Ukraine wenigstens teilweise zu kompensieren. Nun ist die Frage, ob die Inder überhaupt genug Getreide für den eigenen Verbrauch produzieren können.
Kein Extremwetter ist tödlicher als eine Hitzewelle

„Tausende Menschen spüren nun die Wucht dieser Hitzewelle, obwohl sie selbst zur Erderwärmung kaum beitragen. Wenn wir die Emissionen nicht drastisch kürzen, werden sie immer häufiger betroffen sein von solchen Ereignissen“, sagte Prof. Arpita Mondal von der IIT Bombay, einer Universität in Mumbay.
Die Wissenschaftlerin Friederike Otto vom Imperial College London, die an der Analyse mitwirkte, erklärte Hitzewellen zu den tödlichsten Wetterextremen überhaupt. „Gleichzeitig sind es diese Extreme, die in einer sich erwärmenden Welt am stärksten zunehmen. Solange Treibhausgasemissionen weitergehen, werden Ereignisse wie diese eine immer häufiger werdende Katastrophe“, so Otto.
Zur Methodik der Studie: Um den Effekt des Klimawandels zu errechnen, analysierten die Forscherinnen und Forscher Wetterdaten und Computersimulationen, um die von heute mit jenen des späten 19. Jahrhunderts zu vergleichen.
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(osc)