Waldbrände, lüften, kalte Getränke
12 Hitze-Mythen im Faktencheck - welche stimmen tatsächlich?
von Björn Alexander
Bei den heißen Temperaturen sollten wir am besten nur kalte Getränke trinken und die Mittagszeit drinnen verbringen, denn dann ist es ja bekanntlich am heißesten – aber stimmt das wirklich? wetter.de-Meteorologe Björn Alexander klärt über zwölf verbreitete Hitzemythen auf.
Mythos 1: 40 Grad im Sommer sind in Deutschland normal
In den letzten Tagen ist die 40 Grad-Marke in den Wetterberichten geradezu inflationär benutzt worden. Das liegt natürlich an den Prognosen der Wettercomputer, mit denen uns die Vorhersagen vermitteln könnten, dass 40 Grad in Deutschland ganz normal sind. Das gleiche gilt ebenfalls für Social-Media-Kommentare in der Richtung „Endlich mal Sommer - endlich mal wieder Hitze”. Dabei sind 40 Grad in Deutschland alles andere als normal.
Die 40 Grad-Marke ist in Deutschland nämlich eine Schallmauer, die in der Wettergeschichte erstmals im Jahr 1983 überschritten wurde. Und zwar am 27. Juli 1983 im bayrischen Gärmersdorf mit 40,2 Grad. Danach gab es eine erneut lange Pause, bevor es die extreme Hitze mit neuen Rekorden aus den Tiefen der Sahara mehrfach nach Deutschland verschlug – nämlich im Jahr 2015 mit 40,3 Grad und anschließend wieder im Juli 2019 mit Spitzen bis 40,5 Grad am 24. Juli und den über 41 Grad am 25. Juli.
Mythos 2: Mittags ist es am heißesten („Mittagshitze”)
Erreicht werden die höchsten Temperaturen des Tages übrigens nicht etwa in der sogenannten Mittagshitze, sondern in der Regel erst am Nachmittag. Es sei denn, es funken Gewitter oder ein Luftmassenwechsel dazwischen. Auch eine Winddrehung kann beispielsweise an der Küste dazu führen, dass es bereits früher den Höhepunkt der Temperaturen gibt. Das ist aber eher selten.

Mythos 3: Im Schatten bekommt man keinen Sonnenbrand
Selbst im Schatten ist das Bad in der Sonne nicht ganz unbedenklich. Rund ein Drittel der ultravioletten Strahlung kommt nämlich auch so beim Sonnenbad auf der Haut an. Gerade für empfindliche Hauttypen und Kinder ist also der Sonnenschutz durch Sonnencremes auch im Schatten notwendig.
Mythos 4: Sommer sollten trocken und heiß sein
Auch hier vermitteln gerade soziale Netzwerke und die dort vorgetragenen Meinungen oftmals ein falsches Bild vom Sommer. Gerade die Monate von Mai bis August zeichnen sich in unseren Breiten gerne durch die höchsten Regensummen des Jahres aus. Das ist der Tatsache geschuldet, dass die Luft warm ist und somit viel Feuchtigkeit transportieren kann. Eine ideale Grundlage für sommerliche Gewitterlagen mit entsprechenden Regenmengen. Im Durchschnitt fallen in den Sommermonaten häufig um die 70 bis 80 Liter pro Quadratmeter und Monat, während es im Winter eher um die 50 bis 60 Liter sind.
Mythos 5: Hitze löst Waldbrände aus
Wenn Hitze tatsächlich für Brände verantwortlich wäre, dann müssten es locker mal um die 300 bis 400 Grad sein. Die höchsten, je gemessenen Temperaturen auf der Erde bewegen sich aber im Bereich um die 55 Grad. Das reicht somit bei weitem nicht aus - auch wenn diese Temperaturen im Schatten und in zwei Metern Höhe gemessen werden. Am Boden und in der Sonne sind höhere Werte drin.
Mythos 6: Waldbrände werden durch weggeworfene Glasflaschen entfacht
Es ist nicht ganz auszuschließen, dass Glasscherben als Brennglas fungieren könnten und dass auf diesem Wege Waldbrände ausgelöst werden. Der überwiegende Teil der Brände hat aber andere Ursachen. Allerdings hängen die nahezu ausschließlich mit menschlichen Aktivitäten zusammen. Offenes Feuer, Grillen, unachtsam entsorgte Zigarettenkippen oder sogar Brandstiftung - um nur einige Auslöser zu nennen.
Mythos 7: Nur morgens und abends lüften
Morgens, abends und in den Nächten lüften ist auf jeden Fall sehr ratsam. Doch auch tagsüber ist unverbrauchte Luft wichtig. Auch wenn diese heiß ist. Eine Linderung gegen die Temperaturen bringt hierbei Bewegung in der Luft - sprich Wind. Beispielsweise durch Ventilatoren. Oftmals muss es gar nicht der Riesenpropeller sein, sondern ein kleines Gerät reicht durchaus, um ein bisschen Abkühlung zu bringen.

Mythos 8: Im Sommer sollten wir nur Kaltes trinken
Erst einmal ist es wichtig, ausreichende Mengen zu trinken. Alkoholfreie und ungesüßte Getränke. Und gerne mal mehr als die oft zitierten zwei Liter pro Tag. Drei Liter oder mehr sind ratsam. Gerade bei anderen Semestern ein großes Problem. Denn im Alter kostet das ausreichende Trinken in der Regel mehr Überwindung. Welche Temperatur die Getränke haben, spielt dabei keine Rolle.
Mythos 9: Hitze ist gleich Hitze
Trockene Hitze, wie beispielsweise in der Wüste oder in der Sauna ohne Aufguss, ist wesentlich leichter als feuchte Hitze. Denn umso mehr Wasserdampf in der Luft gelöst ist, desto belastender und unangenehmer ist es für uns. Zudem erschwert feuchtere Luft die Verdunstung, die - angetrieben durch das Schwitzen - für die Kühlung unseres Körpers wichtig ist.
Mythos 10: Die Begriffe Sommer- und Hitzetage beschreiben dasselbe
Verwirrung herrscht gerne auch mal bei den Definitionen. Ein Sommertag ist es, wenn die Temperaturen die Sommermarke von 25 Grad erreicht. Steigt der Wert auf 30 Grad und mehr, dann ist es ein Hitzetag. Von extremer Hitze wird in unseren Breiten meistens ab 35 Grad gesprochen. 20 Grad sind hingegen die Untergrenze für eine Tropennacht. Kühlt es nachts nicht unter 20 Grad ab, dann ist es tropisch warm.
Mythos 11: Kissen, Decken und Polster aus der Wohnung verbannen
Was uns wärmt, wärmt unsere vier Wände noch lange nicht. Dementsprechend ist es ziemlicher Humbug, Kissen oder Decken zu verbannen. Das ändert an der Hitze gar nichts. Derweil ist natürlich das Verbannen des Sonnenlichts enorm sinnvoll.
Mythos 12: Hitze ist doch harmlos
Unwetter kommen für gewöhnlich mit Knall und Krawall einher. Per Definition sind es schließlich Extremwetterereignisse und damit spielen sie in unserer Wahrnehmung im Dunstkreis von Sturm, Gewittern oder Starkregen. Doch auch Hitzewellen sind Extremwetterereignisse - aber eben lautlose oder stille Unwetter, die leider mit hohen Opferzahlen einhergehen können. Vor allem bei Temperaturen über 35 Grad erhöht sich die Sterblichkeitsrate signifikant. Das heißt zum Beispiel für den enorm heißen Sommer im Jahr 2003, dass man europaweit von mehreren Zehntausend Toten ausgeht, die direkt oder indirekt der extremen Hitze zum Opfer gefallen sind.
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(bal, zre)