Hitzewallungen inklusive

Trend in den Juni - Sommermärchen oder Gewitter-Alptraum?

von Carlo Pfaff & Björn Alexander

Der Blick auf die experimentellen Langfristvorhersagen ist eindeutig: Deutschland droht eine Hitzeschlacht. Ob sich auch noch eine Blitz-Dürre dazu gesellt, bewerten die Computertrends indes noch sehr unterschiedlich. Die aktuellen Trends.
Oben im Video: Weichenstellung fürs letzte Monatsdrittel – Starkregen, Hagel, Sturmböen bevor neues Unwettertief folgt

Die Ausgangslage: Deutlich zu warm, aber selten heiß

Die vergangenen Wochen und Monate geizten nicht an Extremen und verliefen übermäßig warm. Den Höhepunkt lieferte uns der April mit dem frühesten Hitzetag seit Aufzeichnungsbeginn. In Ohlsbach in den Baden-Württemberg wurde bereits am 6. April die 30 Grad-Marke geknackt.

Am Ende war der April damit gut ein Grad zu warm, die erste Maihälfte lieferte uns sogar mehr als 2 Grad Wärmeüberschuss im Vergleich zu den letzten drei Jahrzehnten. Aber: für erneute 30 Grad und das womöglich in einem größeren Ausmaß wird es mit Blick auf die aktuellen Prognosen im Wonnemonat eng. Stattdessen läutet im letzten Monatsdrittel – nach jetzigem Stand – ein neuer Schub mit kräftigen und teils gewittrigen Schauern inklusive Unwettergefahr die Weichenstellung für den Sommer 2024 ein.

Mai-Regen und Sommer-Segen - ein Sommermärchen verzückt Deutschland

Mit der nächsten Unwetterwelle tendiert der Mai 2024 am Ende sehr wahrscheinlich zu einem zu nassen Verlauf, was uns mit dem Blick auf die Wetterchroniken durchaus erfreuen könnte. Denken wir nämlich ans famose Sommermärchen 2006 zur Fußball-Heim-WM: Der April und der Mai waren brutal wechselhaft und nass, bevor die heiße Jahreszeit mit einem Sonnen- und Rekord-Temperaturüberschuss punktete. Deutschland am Ende jubelnder WM-Dritter im rund 5 Grad zu warmen Rekord-Juli. Zum Vergleich: Die durchschnittliche Temperatur im Juli 2006 lag bei fast 22 Grad.

Ach ja, erwähnt werden soll an dieser Stelle noch, dass der August 2006 den totalen Absturz brachte. Nur magere 1 bis 2 Sommertage im deutschlandweiten Durchschnitt, keine Hitzetage, keine Tropennächte und stattdessen fast 95 Liter Regen pro Quadratmeter – das entspricht einer Niederschlagsausbeute von über 130 Prozent.

Wie sind die aktuellen Trends für den Start in den Sommer 2024?

Prognose und Trend Juni 2024 in Deutschland
Momentan tendiert die Langfrist im Juni zu einem Temperaturüberschuss von rund 2 bis 3 Grad

Die maßgeblichen Prognosen für den Juni 2024 zeigen vor allem eines: Deutschland könnte zum Start in den Sommer enorm ins Schwitzen geraten. Denn aus einer unwetterwilligen und nicht allzu heißen Phase würden wir demnach aus dem Mai direkt mit einem rund zwei Grad zu warmen Juni starten. Das würde einer Mitteltemperatur von rund 17,5 bis 18 Grad entsprechen und vermutlich auch die ein oder andere Hitzephase im Juni-Fahrplan beinhalten.

Große Unterschiede bei den Niederschlägen

Prognose und Vorhersage für den Regen im Juni 2024
CFS-Vorhersage für die Niederschlagsabweichung im Juni 2024: Trockenheit im Osten, zu viel Regen im Westen

Deutlich abwechslungsreicher gestalten sich derweil die Niederschlagsvorhersagen für den Juni. Im Osten eher zu trocken, im Westen eher zu nass, aber im Deutschlandmittel durchschnittlich präsentiert sich der Juni bei den GFS-Prognosen der NOAA (Amerikanischer Wetterdienst). Sprunghafter ist hingegen die experimentelle Langfristberechnung der wetter.de basierend auf dem europäischen Wettermodell in der Abbildung im vorherigen Abschnitt. Aktuell liegen hier die trockenen Ansätze mit Hochdruckphasen zwar vorn. Zuletzt waren aber auch deutlich zu nasse Ansätze in den Vorhersagen. Auf dem prognostizierten Temperaturniveau wäre das sicherlich eine explosive Mischung mit reichlich potenzieller Energie für intensive Gewitterlagen.

Dürremonitor Deutschland aktuell

Vorsicht bei der Langfrist

Langfristberechnungen sind mit entsprechender Vorsicht zu genießen. Denn mit den Computertrends über fünf bis zehn Tage im Voraus oder gar mit Blick auf ganze Monate oder Jahreszeiten hinaus verlassen wir die klassischen Wetterprognosen und wechseln in den experimentellen Bereich. Das sind eigentlich eher Hilfsmittel, die unter anderem der Energiewirtschaft dienen können.

(bal, apf)