Außerirdisches Wetter
Der 'Große Rote Fleck' auf dem Jupiter: Ein Tiefdrucksystem größer als die Erde
Wetter ist nicht nur ein irdisches Phänomen, wie früher angenommen wurde. Auch auf den anderen Planeten in unserem und in anderen Sonnensystemen gibt es Wetter. Voraussetzung: Die Planeten sind von einer Gashülle umgeben. Der Gasplanet Jupiter besitzt solch eine Atmosphäre - und sie ist enorm. Wie auch der Jupiter selbst. Er ist der Gigant unter den Planeten unseres Sonnensystems. Die Erde würde mehr als tausendmal in ihn hineinpassen und er wiegt mehr als doppelt so viel wie alle anderen Planeten zusammen. Kein anderer Planet dreht sich so schnell um sich selbst: Ein Jupitertag dauert nur knapp 10 Stunden.
Wirbelsturm mit Windgeschwindigkeiten bis 700 km/h
Aufgrund seiner Größe ist der Jupiter eines der hellsten Objekte am Nachthimmel und mit einem einfachen Teleskop zu beobachten. Er sieht gestreift oder wie in unterschiedlich farbigen Bändern eingewickelt aus. Diese Bänder, von denen die helleren Zonen, die dunkleren Gürtel genannt werden, sind sogenannte Strahlströme. Sie transportieren Wolken mit einer Geschwindigkeit von bis zu 500 km/h um die Kugel. Strahlströme, oder auch Jets, sind Starkwindbänder mit hohen Geschwindigkeiten. Anders als die Strahlströme auf der Erde, welche durch Tröge und Rücken in der mittleren Atmosphäre nach Nord und Süd abgelenkt werden, verlaufen die Jets auf dem Jupiter zonal, sprich in Ost-West-Richtung.
Innerhalb oder zwischen diesen starken Windbändern liegen riesige Wirbelstürme. Der bekannteste hiervon ist der 'Große Rote Fleck' auf der südlichen Halbkugel. Der heißt wirklich so, auf englisch 'Big Red Spot'. Der Fleck ist ein Tiefdrucksystem, das größer ist als die Erde und Windgeschwindigkeiten aufweist, wie sie sonst in unserem Sonnensystem nicht zu finden sind. Man nimmt an, dass die Spitzenwerte bei bis zu 700 km/h liegen können, also mehr als doppelt so hoch wie bei einem ausgeprägten Hurrikan über Nordamerika.
Größe und Alter des 'Großen Roten Fleck' sind phänomenal

Die Farbe des 'Großen Roten Fleck' ist, ebenso wie die der Strahlströme, nicht immer die gleiche. Der Jupiter hat bekanntermaßen keine feste Oberfläche, sondern besteht aus Gasen (einen festen Kern könnte er aber haben). Durch seine dynamische Atmosphäre ändert sich die Zusammensetzung der Gase und damit die farbliche Erscheinung. Angetrieben wird der 'Große Rote Fleck' wohl durch den Temperaturunterschied zwischen den warmen aufsteigenden Gasen im Zentrum und den absinkenden kalten Gas am Rand. Auch auf der Erde führen ja Temperaturunterschiede zur Bildung von Hochs und Tiefs.
Eine weitere Besonderheit, abgesehen von der Größe, ist die Langlebigkeit dieses Wirbelsturms. Während sich auf der Erde eine ausgeprägte Zyklone innerhalb einiger Tage bis Wochen auflöst, besteht der 'Große Rote Fleck' möglicherweise bereits seit über 300 Jahren. Das könnte daran liegen, dass der Wirbelsturm sich eben nicht über einer festen Oberfläche befindet, die ihn durch Reibung abbremsen oder ablenken könnte, wie einen Hurrikan, wenn er vom Ozean auf Land trifft.
Allerdings besteht auch dieses Tiefdrucksystem nicht ewig. Es schrumpft – und es ist durchaus möglich, dass es bis zum Ende dieses Jahrhunderts bereits verschwunden ist. Das nächste Tiefdrucksystem steht auch schon in den Startlöchern. Der 'Kleine Rote Fleck', der zu Beginn des Jahrtausends durch den Zusammenschluss mehrerer kleinerer Wirbelstürme entstand, ist ein würdiger Nachfolger.
Quelle: DWD