Darum stört uns Hitze im Urlaub nicht, zu Hause aber schon
Warum Hitze im Urlaub angenehm ist und zu Hause nicht

In Deutschland stöhnen wir unter der Hitze, doch wenn wir im Urlaub sind, sind 30 Grad und mehr einfach klasse. Warum ist das so? Warum empfinden wir die Hitze im Urlaub als angenehm und zu Hause nicht? Wissenschaftler erklären, warum sich gleiche Temperaturen im Urlaub anders anfühlen.
Der Grund, warum wir die Hitze im Urlaub angenehmer empfingen ist schnell zusammengefasst: Im Urlaub passen wir uns den Temperaturen an, im deutschen Alltag nicht. Und dabei geht es nicht nur um leichte Bekleidung.
Entspannung im Urlaub hilft bei Hitze
Im Urlaub gehen wir das Leben gelassener und langsamer an. Schwimmen, im Schatten chillen oder ein Buch lesen stehen auf dem Programm. Diese Tätigkeiten sind für den Körper vergleichsweise angenehm - die Hitze fühlt sich dann nicht so belastend an, wie der stellvertretende Direktor vom Institut für Physiologie von der Berliner Charité, Hanns-Christian Gunga, erklärt.
Wenn man dagegen arbeitet, ist die Hitze stressig (trotz Ventilator). Zusätzlich bringen einen tropische Nächte um den Schlaf, tagsüber hetzen wir in der knalligen Sonne zwischen den Häuserschluchten umher oder schuften im Garten – das alles belastet zusätzlich. Der Physiologe rät deshalb, anstrengende Aktivitäten bei Hitze möglichst zu vermeiden. Denn bei großen Hitzewellen würden nicht nur Senioren und Kleinkinder sterben, sondern auch viele junge Menschen zwischen 20 und 30 Jahren – zum Beispiel, wenn sie in der Landwirtschaft arbeiten.
Die Erwartungshaltung im Urlaub ist anders

Generell kann man sagen, dass wir im Urlaub mehr Hitze tolerieren als im Alltag, wie Professor Andreas Matzarakis vom Medizin-Meteorologischen Zentrum des Deutschen Wetterdiensts weiß. Wenn es in den Urlaub geht, freuen wir uns auf die hohen Temperaturen. Auch, dass wir dem Alltag entkommen, stimmt uns meist schon glücklicher und so macht uns Hitze zunächst weniger aus. Ist es aber heißer als 37 Grad, dann schwindet auch im Urlaub die Begeisterung. Dann ist es draußen so warm wie im Körper und das permanente Schwitzen wird zur Belastung, so Gunga. Wichtig, um schwitzen zu können, muss man genügend trinken.
Im Urlaub bekommen wir meist genügend Abkühlung
In vielen heißen Ländern kann man in klimatisierten Hotelzimmern die Hitze draußen lassen und sich davon erholen. In Deutschland hat laut dem Institut für sozial-ökologische Forschung dagegen kaum jemand eine Klimaanlage oder einen Ventilator zu Hause. Auch in vielen Büros steht die Luft und es ist stickig heiß. Außerdem kühlen sich viele Häuser in der Nacht kaum ab. Laut Gunga arbeiten und schlafen wir ab 30 Grad deutlich schlechter. Studien zeigten, dass 21 bis 24 Grad für Mitteleuropäer am angenehmsten seien. Je nördlicher, desto tiefer liegt die Wohlfühltemperatur. So würden derzeit wegen der Hitze tendenziell mehr Schweden sterben als Deutsche.
Luftige Kleidung im Urlaub hilft gegen die Hitze

Im Urlaub pfeifen wir auf die Etikette und ziehen uns luftige Kleidung und Flipflops an. Im Arbeitsalltag in Deutschland ist in vielen Bereichen dagegen der Casual Look ein No-Go, besonders für viele Männer sind Anzug, Hemd und Krawatte Pflicht. Mit jeder Schicht kann der Körper aber schlechter Wärme abgeben. Gunga rät deshalb, Baumwoll- und Leinenkleidung zu tragen.
Die Ernährung im Urlaub ist meist gesünder
Im deutschen Alltag schlingen viele Menschen im Alltagsstress ihr Essen herunter, im Urlaub nehmen wir uns fürs Essen mehr Zeit. So essen manche langsamer und gesünder. Leichte Kost wie Früchte, Gemüse und Salat sind für Magen und Darm angenehmer, weniger Blut wird für die Verdauung benötigt. Und so steht dann mehr Blut zur stärkeren Durchblutung der Haut zur Verfügung, was bei der Temperaturregulation hilft.